Archiv der Kategorie: Theorie & Diskussion

Extinction, Rebellion, Happiness

Franco ‘Bifo’ Berardi erstveröffentlicht Oktober 24/2020 bei ILL WILL, übersetzt von Sasha Maijan, entnommen aus dem Archiv vom schwarzen Pfeil

Wir haben an Franco „Bifo“ Berardi geschrieben und ihn gefragt, welche Lehren die Autonomia-Bewegung der 1970er Jahre für unsere aktuellen Kämpfe habe. Seine Antwort? Sehr wenig. In diesem Aufsatz schlägt Bifo vor, die Autonomie in einem neuen Kontext zu überdenken: dem unserer Auslöschung.

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Rebellion, Autonomie und kommunale Selbstverwaltung der indigenen Gemeinschaft von Cherán, Michoacán

Erstveröffentlicht bei It’s going Down in Form eines Podcasts, übersetzt von Sasha Maijan, entnommen aus dem Archiv vom schwarzen Pfeil.

In dieser Folge des Podcasts „It’s Going Down“ interviewt der IGD-Mitarbeiter Scott Campbell Yunuen Torres, ein Gemeindemitglied aus der autonomen Gemeinde P’urhépecha in Cherán, Michoacán. Vor mehr als neun Jahren, am 15. April 2011, erhoben sich die Einwohner von Cherán und vertrieben illegale Holzfäller, die mit Kartellen, den Gemeindebehörden und der Polizei in Verbindung standen, aus ihrer Gemeinde. In der Zwischenzeit schufen sie eine autonome kommunale Regierung, in der die politische Macht in den Händen der Gemeinde liegt und die auf die Bedürfnisse der mehr als 20.000 Einwohner von Cherán ausgerichtet ist.

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Ein Jahr seit der türkischen Invasion in Rojava: Interview mit Tekoşîna Anarşîst

Zur anarchistischen Beteiligung am revolutionären Experiment in Nordost-Syrien

Vor einem Jahr, mit dem Segen von Donald Trump, drangen türkische Streitkräfte in Rojava. Mittels ethnischen Säuberungen, Hinrichtungen im Schnellverfahren und der Vertreibung Hunderttausender versuchten sie das Gebiet neu zu strukturieren. Seit 2012 findet in der autonomen Region Rojava ein Experiment der Selbstbestimmung und der Autonomie der Frauen (unter Beteiligung sämtlicher Bevölkerungsgruppen) statt – und das während sie gegen den Islamischen Staat (ISIS) kämpften. Anarchist:innen beteiligten sich am Widerstand gegen die türkische Invasion, einige als Sanitäter:innen vor Ort in Syrien und andere im Rahmen einer internationalen Solidaritätskampagne. Bis zum heutigen Tag besetzen die türkischen Streitkräfte weiterhin einen Teil des syrischen Territoriums, von der Eroberung der gesamten Region wurden sie jedoch abgehalten.

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Leben und Werk des Anarchisten Omar Aziz und sein Einfluss auf die Selbstorganisation in der syrischen Revolution

Omar Aziz (von Freund:innen liebevoll Abu Kamel genannt) wurde in Damaskus geboren. Er kehrte aus dem Exil in Saudi-Arabien und den Vereinigten Staaten in den frühen Tagen der syrischen Revolution nach Syrien zurück. Als Intellektueller, Ökonom, Anarchist, Ehemann und Vater, engagierte er sich im Alter von 63 Jahren für den revolutionären Kampf. Er arbeitete mit lokalen Aktivist:innen zusammen, um humanitäre Hilfe zu sammeln und diese in den Vororten von Damaskus zu verteilen, die vom Regime angegriffen wurden. Durch sein Schreiben und seine Tätigkeit förderte er die lokale Selbstverwaltung, die horizontale Organisation, die Zusammenarbeit, die Solidarität und die gegenseitige Hilfe als Mittel, mit dem sich die Menschen von der Tyrannei des Staates emanzipieren konnten. Zusammen mit Genoss:innen gründete Aziz in Barzeh, Damaskus, das erste lokale Komitee. Das Beispiel verbreitete sich in ganz Syrien und mit ihm einige der vielversprechendsten und dauerhaftesten Beispiele nicht-hierarchischer Selbstorganisation, die aus den Ländern des Arabischen Frühlings hervorgegangen sind.

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Interview: Der Kampf in Thessaloniki durch die Augen von Terra Incognita Squat

Das besetzte Terra Incognita-Haus wurde am 17. August 2020 von der Polizei geräumt, die Einrichtung beschlagnahmt und das Haus abgeriegelt. Die Gefährt_innen riefen zu internationaler Unterstützung auf. In diesem Interview, erschienen auf AMW English, wird näher auf die Arbeit und die politischen Ziele des fast zwei Jahrzehnte dauernden Projekts eingegangen.

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Das Konzept der Schwarmintelligenz in der Kriegsführung: eine Einführung für Aktivist:innen der Frontlinie

Via ILL WILL editions, deutsche Übersetzung von Sasha Maijan, entnommen aus dem Archiv vom schwarzen Pfeil

Anm.: Ein deutschsprachiger Artikel mit Taktiken der Hongkonger Protestbewegung findet sich hier.

Einführung
Im Folgenden soll eine Einführung in das Konzept des „Schwarms“ als Ansatz der Kriegsführung gegeben werden, wie es von John Arquilla und David Ronfeldt in Swarming and the Future of Conflict thematisiert wird, das im Jahr 2000 im Rahmen des National Defense Research Institute der RAND Corporation veröffentlicht wurde. Es besteht die Hoffnung, dass die aufkommenden Frontalkonflikte der Demonstrant:innen, welche vom Hong Kong Democracy Movement 2019 zu den George Floyd Protesten 2020 migriert ist, die Schwarmintelligenz nutzen können, um die oft zitierte Maxime „be water“ zu erweitern.

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Schock des Sieges: Ein Essay von David Graeber

Wir trauern um unseren Gefährten David Graeber. Ihm zu Ehren übersetzen wir an dieser Stelle sein Essay „Shock of victory“, in welchem er untersucht wie Anarchist_innen sich langfristige Ziele setzen können, um nicht von unseren Siegen überrascht zu werden.
Das Essay wurde 2008 aufgesetzt und ist heute aktueller denn je. Die Vorstellung der Abschaffung der Polizei und der Gefängnisse ist so populär wie nie zuvor, insbesondere in den USA, und obwohl wir bereits einige Ziele erreicht und Siege davon getragen haben, haben viele das Gefühl, dass wir verlieren. Die Frage ist, wie wir uns auf einen ausreichend langen Zeitrahmen stützen können, um das Beste aus unseren Siegen zu machen, anstatt angesichts der verzweifelten Schläge der Reaktion in Verzweiflung zusammenzubrechen.

Rest in power, David Graeber.

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Der Mythos des gewaltlosen Widerstandes

Deutsche Übersetzung eines Roar Mag-Artikels

Die Floyd-Rebellion folgt einer langen Tradition von Bewegungen, die eine Vielzahl von Taktiken anwenden, um ihre Ziele zu erreichen, und die Verfechter:innen der Gewaltlosigkeit in Misskredit bringen.

Jahrzehntelang haben Polizei- und Gefängnis-Abolitionist:innen dasselbe Argument wiederholt: Polizei und Gefängnisse verhindern keine Gewalt, gesunde Gemeinschaften schon. Doch erst mit den Massenaufständen in Hunderten von Städten im ganzen Land als Reaktion auf den Mord an George Floyd wurden plötzlich die Ideen der Abolitionist:innen in den Vordergrund der amerikanischen Vorstellungskraft gerückt. Eine kontrahegemoniale und politisch radikale Sichtweise wurde über Nacht verblüffend alltäglich.

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