Elany: Über meine Inhaftierung / About my imprisonment

Nachdem ich meine Zeit nicht länger im Knast verbringen muss, können nun Einzelheiten zur Festnahme genannt werden. Der Grund der Festnahme: es bestehe dringender Verdacht auf Sabotage eines Mobilfunkmastes. Wie die Polizei auf mich, bzw auf uns, aufmerksam wurde, weiß ich bis heute nicht. Es hatte aber wohl nicht geholfen, dass im Blog über diverse Fälle von Sabotage an Mobilfunkmasten berichtet wurde und dass ich handgeschriebene Notizen für ein „Handbuch der Sabotage“ bei mir trug, in welchem beschrieben wird, wie mensch Funkmasten, Straßenlaternen, Bankautomaten und anderes sabotiert. Zumindest konnte ich so allerdings die ganze Aufmerksamkeit auf mich lenken, sodass meine Partnerin schnell wieder entlassen werden konnte (neben einigen ableistischen Äußerungen und dass ihr gesundheitlicher Zustand ohnehin dagegen spreche und sie nicht zu gefährlichen Taten im Stande sei). Trotz belastender Indizien fehlt es jedoch bis heute an Beweisen. In all der Zeit hinter Gittern konnte nie ein Beweis erbracht werden, dass ich jene Tat, oder überhaupt irgendeine Tat, begangen habe. Somit sah das Gericht, dass eine längere Haft nicht angebracht sei bis stichhaltige Beweise vorliegen (auch zu meiner eigenen Überraschung, denn wir kennen alle die unzähligen Fälle, in denen Menschen im Knast verrotten, obwohl die Beweislage nur dünn oder gar nicht vorhanden ist).

Im Knast versuchen die Cops dich natürlich irgendwie zu brechen, wohl in der Hoffnung, dass mensch ein Geständnis ablegt und die weitere Inhaftierung dadurch „angenehmer“ wird. Das Zurückhalten der Post, die anfängliche Verweigerung benötigter Medikamente, Verweigerung des Hofgangs, was auch immer gerade versucht wurde. Am Schwierigsten war für mich aber wohl der Umstieg von einem sehr aktiven Lebensstil in der Natur und dem Sammeln meiner Nahrung (was möglich ist – fremde Gärten reicher Nachbar*innen sind da auch hilfreich) zu einem sesshaften Leben hinter Mauern, in welchem dir Gefängnisfraß serviert wird. Wer totes Tier, Getreide und industriell stark verarbeitete „Lebensmittel“ verweigert, wird sich zwangsläufig mit dem Hunger anfreunden müssen, denn viel Auswahl bleibt dir nicht mehr. Doch nichts von all dem ist in der Lage mich zu brechen. Das Leben hat mich bereits härter gefickt als es der Staat jemals kann, um es mal in moderner Sprache auszudrücken.

Jetzt heißt es für mich abzuwarten was noch kommt. Bis dahin rufen mich die Berge.

Abschließend sende ich herzliche Grüße und viel Liebe an all jene bekannten und unbekannten Gefährt*innen, die Unterstützung und Solidarität anboten und zeigten, die Informationen und meine Texte teilten, für die wundervollen Knastbotschaften, und natürlich allen Gefährt*innen, die hinter kalten Betonmauern eingesperrt sind. Ihr seid in diesem Kampf nicht alleine. Irgendwann werden wir auf den Trümmern sämtlicher Käfige tanzen.

(Ich bin am Wochenende wieder auf Twitter aktiv!)


ENG

Now that I no longer have to spend my time in jail, details of the arrest can be given. The reason for the arrest: urgent suspicion of sabotage of a cell tower. How the police became aware of me, respectively of us, I don’t know until today. It probably didn’t help that there were several reports about sabotage of cell towers in the blog and that I carried handwritten notes for a „manual of sabotage“, which describes how to sabotage cell towers, street lamps, ATMs and other things. At least I was able to draw all the attention to myself, so that my partner could be quickly released (apart from some ableist remarks and that her health condition speaks against it anyway and that she is not capable of dangerous deeds). Despite incriminating circumstantial evidence, however, there is still a lack of proof to this day. In all the time behind bars, no evidence could ever be produced that I committed that crime, or any crime at all. Thus, the court saw that a longer imprisonment was not appropriate until there was solid evidence (also to my own surprise, because we all know the countless cases of people rotting in jail, even though the evidence is thin or non-existent).

In jail, of course, the cops try to break you somehow, probably in hope that you will make a confession and further incarceration will be more „pleasant“ as a result. Withholding mail, initially refusing needed medication, refusing yard time, whatever they just tried. But probably most difficult for me was the transition from a very active lifestyle in nature and gathering my food (as much as possible – gardens of rich neighbors are also helpful) to a sedentary life behind walls where prison food is served to you. If you refuse dead animals, grains, and industrially highly processed „foods,“ you will inevitably have to make friends with hunger, because you won’t have much choice left. But none of this is able to break me. Life has already fucked me harder than the state ever can, to put it in modern language.

Now I have to wait and see what is still to come. Until then the mountains are calling me.

Finally, I send warm greetings and much love to all those known and unknown compas who offered and showed support and solidarity, who shared information and my texts, for the wonderful prison messages, and of course to all compas who are locked up behind cold concrete walls. You are not alone in this struggle. Someday we will dance in the ruins of all cages.

(See ya on twitter this weekend!)