Der vorerst letzte Beitrag dieser Reihe kann vor dem Hintergrund der zuvor aufgeworfenen Fragen vielleicht als eine Anregung für die Entwicklung eigener Kämpfe gegen Patriarchat und Geschlecht verstanden werden.
Verfasst von freek, entnommen aus dem Archiv vom schwarzen Pfeil
Anarchafeminismus ist Anarchismus.
Anarchafeminismus steht jeder Form der Herrschaft feindlich gegenüber.
Anarchafeminismus richtet seinen Augenmerk auf die Formen der Herrschaft, die auf der Konstruktion einer Zweigeschlechtlichkeit und eine Normativierung von Sexualität basieren.
Anarchafeminismus beschäftigt sich mit Herrschaftsbeziehungen innerhalb unserer zwischenmenschlichen Beziehungen – seien es die Ehe, Heteronormativität, Toxische Männlichkeit oder die Herrschaft der Bezugspersonen über die sich unter ihrer Obhut befindenden Kinder.
Anarchafeminismus analysiert Geschlechterrollen und -bilder und wie diese sich herrschaftlich im zwischenmenschlichen Umgang auswirken.
Anarchafeminismus steht in Feindschaft gegenüber jeglichen Versuchen der Kontrolle und Herrschaft über den eigenen Körper.
Anarchafeminismus kämpft weder für das Verbot von irgendetwas noch für die Abschaffung dieses oder jenes Gesetzes.
Anarchafeminismus betrachtet die Justiz und den Staat an sich als patriarchal und damit als Feind – und nicht als Partner*innen im Kampf für mehr Gleichberechtigung.
Anarchafeminismus will keine Menschenrechte – Anarchafeminismus will den Begriff von „Recht“ zerstören.
Anarchafeminismus will weder die Herrschaft von Männern über Frauen noch die von Frauen über Männern noch von irgendwem anders über irgendwen – Anarchafeminismus will keine Herrschaft von Menschen über Menschen.
Anarchafeminismus braucht keine Allies – sondern Kompliz*innen im Kampf gegen jede Herrschaft.
Anarchafeminismus hält nichts von Politik, denn Politik ist das Entscheiden über die Köpfe anderer hinweg, ist symbolisches statt direktes Handeln.
Anarchafeminismus ist egoistisch – denn im Anarchafeminismus handeln nur Individuen.
Im Anarchafeminismus wird niemand geopfert und opfert sich niemand – weder für eine „Idee“ noch für jemand anderes.
Anarchafeminismus lehnt es ab „Diskriminierungen“ zu bekämpfen. Denn „Diskriminierungen“ lassen das Prinzip von Herrschaft intakt.
Anarchafeminismus kämpft nicht um die Befreiung einer bestimmten Gruppe – sondern für die Befreiung aller Menschen von jeglicher Form von Herrschaft.
Anarchafeminismus ist feindlich gegenüber jeder Form normativen Denkens – denn jede Norm ist Herrschaft.
Anarchafeminismus ist verdammt wütend und er rächt sich – auch in Form gewaltvollen Widerstands.
Anarchafeminismus will nichts reformieren. Er will zerstören. Und in den Trümmern der alten Welt ein herrschaftsfreies Miteinander finden.