Archiv der Kategorie: Queer, Gender & Feminismus

[FAZ] Bildet Banden! – Unsere Grundlagen

Übernommen von Kontrapolis

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Dies ist ein Text einiger Feministischer Autonomer Zellen (FAZ) zu unseren Grundlagen für ein gemeinsames Netzwerk, der in vielen langen Gesprächen entstanden ist. Wir veröffentlichen diese Grundlagen, um sie mit anderen zu teilen, Austausch darüber anzustoßen und zum Mitmachen zu begeistern. Wir schreiben aus unserer Perspektive – das heißt, für anders positionierte Leute mögen diese Grundlagen nicht komplett übertragbar sein. Wenn das so ist: Wir freuen uns über Eure Gedanken dazu! Dennoch wünschen wir uns, dass andere, die sich als FAZ organisieren, diese Prinzipien teilen – oder wenn nicht, sie diskutieren und mit uns darüber ins Gespräch kommen. Das Wissen um geteilte Grundlagen soll uns mehr Kraft, Rückhalt und Autonomie verschaffen.

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Wie eine anarchistische Kommune für queere Menschen einen Zufluchtsort im konservativen, ländlichen Colorado geschaffen hat

Via The Denver Post

CUSTER COUNTY – Zwei Sets von Scheinwerfern steuerten direkt auf das geodätische Kuppelhaus zu, das als Hauptquartier der Tenacious Unicorn Ranch dient.

Draußen, in der tiefen Dunkelheit von Colorados Wet Mountain Valley, bereiteten sich die Bewohner_innen der Ranch darauf vor, ihr Haus zu verteidigen.

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Kriminelle Intimität [A Gang of Criminal Queers]

Essay von der Mary Nardini Gang/A Gang of Criminal Queers. Dieser Texte stammt von Bash Back! — Bash Back! war eine queere anarchistische Tendenz, die im Mittleren Westen begann. Ihr Ziel war es, ein Netzwerk für queere Anarchist_innen zu sein, um sich zu vernetzen und der erbärmlichen Normalität von Kapital, Staat und Heterosexualität entgegenzutreten.

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[Patriarchat und Geschlechteridentitäten Teil 6] Was ist Anarchafeminismus?

Der vorerst letzte Beitrag dieser Reihe kann vor dem Hintergrund der zuvor aufgeworfenen Fragen vielleicht als eine Anregung für die Entwicklung eigener Kämpfe gegen Patriarchat und Geschlecht verstanden werden.

Verfasst von freek, entnommen aus dem Archiv vom schwarzen Pfeil


Anarchafeminismus ist Anarchismus.

Anarchafeminismus steht jeder Form der Herrschaft feindlich gegenüber.

Anarchafeminismus richtet seinen Augenmerk auf die Formen der Herrschaft, die auf der Konstruktion einer Zweigeschlechtlichkeit und eine Normativierung von Sexualität basieren.

Anarchafeminismus beschäftigt sich mit Herrschaftsbeziehungen innerhalb unserer zwischenmenschlichen Beziehungen – seien es die Ehe, Heteronormativität, Toxische Männlichkeit oder die Herrschaft der Bezugspersonen über die sich unter ihrer Obhut befindenden Kinder.

Anarchafeminismus analysiert Geschlechterrollen und -bilder und wie diese sich herrschaftlich im zwischenmenschlichen Umgang auswirken.

Anarchafeminismus steht in Feindschaft gegenüber jeglichen Versuchen der Kontrolle und Herrschaft über den eigenen Körper.

Anarchafeminismus kämpft weder für das Verbot von irgendetwas noch für die Abschaffung dieses oder jenes Gesetzes.

Anarchafeminismus betrachtet die Justiz und den Staat an sich als patriarchal und damit als Feind – und nicht als Partner*innen im Kampf für mehr Gleichberechtigung.

Anarchafeminismus will keine Menschenrechte – Anarchafeminismus will den Begriff von „Recht“ zerstören.

Anarchafeminismus will weder die Herrschaft von Männern über Frauen noch die von Frauen über Männern noch von irgendwem anders über irgendwen – Anarchafeminismus will keine Herrschaft von Menschen über Menschen.

Anarchafeminismus braucht keine Allies – sondern Kompliz*innen im Kampf gegen jede Herrschaft.

Anarchafeminismus hält nichts von Politik, denn Politik ist das Entscheiden über die Köpfe anderer hinweg, ist symbolisches statt direktes Handeln.

Anarchafeminismus ist egoistisch – denn im Anarchafeminismus handeln nur Individuen.

Im Anarchafeminismus wird niemand geopfert und opfert sich niemand – weder für eine „Idee“ noch für jemand anderes.

Anarchafeminismus lehnt es ab „Diskriminierungen“ zu bekämpfen. Denn „Diskriminierungen“ lassen das Prinzip von Herrschaft intakt.

Anarchafeminismus kämpft nicht um die Befreiung einer bestimmten Gruppe – sondern für die Befreiung aller Menschen von jeglicher Form von Herrschaft.

Anarchafeminismus ist feindlich gegenüber jeder Form normativen Denkens – denn jede Norm ist Herrschaft.

Anarchafeminismus ist verdammt wütend und er rächt sich – auch in Form gewaltvollen Widerstands.

Anarchafeminismus will nichts reformieren. Er will zerstören. Und in den Trümmern der alten Welt ein herrschaftsfreies Miteinander finden.

[Patriarchat und Geschlechteridentitäten Teil 5] Sicherheit ist eine Illusion

Und noch einmal lohnt es sich, auf das Konzept des Safe-Spaces zurückzukommen. Während sich in den Konzepten Community Accountability und der hießigen Awareness Strategien zur Bekämpfung von Übergriffen zunehmend institutionalisieren, wird dabei oft die Frage danach zurückgestellt, inwiefern diese Institutionen überhaupt in der Lage sind, Unterstützung zu bieten. Ihre Infragestellung ist häufig ein Sakrileg und wird nicht selten „bestraft“ bzw. sanktioniert, als wäre die jeweils Kritik übende Person selbst übergriffig gewesen. Dabei mehren sich mit der Institutionalisierung von Safe-Spaces, die vor allem auf dem Papier, das sie proklamiert, zu bestehen scheinen auch die offensichtlichen Fälle des Missbrauchs. Es ist unbequem darüber zu sprechen, aber doch gibt es unzählige Fälle in denen Menschen alleine in den letzten Jahren fälschlicherweise und wie sich im Nachhinein manchmal herausstellte sogar mit bösartiger Absicht beschuldigt wurden, Täter*innen gewesen zu sein. Dieser Missbrauch entsprechender Safe-Space-Institutionen höhlt dieses Konzept so sehr aus, dass man es kaum wagt, diese Fälle in einer Offenheit zu diskutieren, mit der man sonst tatsächliche oder vermeintliche Täter*innen benennt. Da stellt sich die Frage: Inwiefern sind es nicht diese Safe-Space-Institutionen oder gar der Gedanke eines Safe-Spaces, die diese „Machtmissbräuche“ bedingen?

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Amsterdam: Bericht von der Hausbesetzungsaktion am 8. März

Übersetzung des Berichts auf squat.net

Zu Ehren des 8. März, haben wir, die Anarcha-Feministische Gruppe Amsterdam, eine Hausbesetzungsaktion organisiert. Aufgrund von Sicherheitsbedenken wurde sie im Stillen organisiert und der Aufruf auf privaten Kanälen geteilt. Trotzdem kamen mehr als 60 Gefährt:innen, um unsere Aktion zu unterstützen! Drei Transparente („Woman life freedom“, „Sex work is work“, „destroy patriarchy, fight capitalism, smash the state“) hingen aus den Fenstern des besetzten Gebäudes. Die Polizei war anwesend, aber es wurde niemand verhaftet.

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[Patriarchat und Geschlechteridentitäten Teil 4] Jenseits einer weiteren Geschlechteridentität

Wo die Probleme der Fortschreibung vergeschlechtlicher Identitäten offenbar werden, lässt sich immer wieder auch die Bildung neuer Identitätsbezeichnungen, die dann inklusiver als die alten sein sollen, beobachten. Statt weibliche Identitäten als unterdrückte des Patriarchats zu betrachten, wählt man etwa die inklusiveren Begriffe FLINT, FLINTA, usw. Allerdings führen solche vereinfachten Betrachtungsweisen, die wiederum eine Unterdrücker*innen und eine Unterdrückte Identität zu schaffen anstreben, häufig zu einer neuen Binarität, zu einer neuen Grenze zwischen Identitäten, die Schauplatz einer entsprechenden Polizierung ist. Der folgende Beitrag von Lena Kafka beschreibt dieses Problem.

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[Patriarchat und Geschlechteridentitäten Teil 3] Negativität als Waffe: In Richtung des queersten aller Angriffe

Ein sehr häufiger Fallstrick bei der Verneinung von Geschlecht, die auf einer theoretischen Ebene häufig rezipiert, auf einer praktischen Ebene jedoch durch bestimmte Politiken konterkariert wird, ist die Einrichtung von sogenannten Safe-Spaces. Das an sich sehr gut verständliche Bedürfnis Räume schaffen zu wollen, in denen man sich frei von Anfeindungen, Übergriffen und vergeschlechtlichter Gewalt bewegen kann, führt häufig dazu, dass entsprechende Räume entlang der Linien von Geschlechteridentitäten poliziert werden. Nicht nur werden beinahe ausnahmslos cis-männliche Identitäten aus diesen ausgeschlossen, sondern je nach Raum kommt es immer wieder auch zum Ausschluss von trans Identitäten, dazu, dass irgendwelche Gatekeeper*innen bestimmen, wer nun den zulässigen Geschlechteridentitäten entspricht und wer nicht, usw.

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