Schwarze bewaffnete Freude: Einige Anmerkungen zu einer Schwarzen Theorie der aufständischen Anarchie — Teil 2/2

Fortsetzung von Teil 1

Was sollte also getan werden?

Wir müssen anfangen zu begreifen, dass nur die Gemeinschaft die Angelegenheit wirksam angehen kann. Nicht das rassistische kapitalistische System mit seiner repressiven Polizei, seinen Gerichten und Gefängnissen. Nur wir haben die Psychologie und das Verständnis, um damit umzugehen; jetzt müssen wir den Willen dazu entwickeln. Niemanden sonst interessiert es. – Lorenzo Kom’boa Ervin

Wir glauben an einen evolutionären und einen revolutionären Wandel. Evolutionärer Wandel bedeutet, dass wir uns selbst und unsere unmittelbaren Gefährt_innen auf organisatorische Veränderungen vorbereiten, die wir tagtäglich in Richtung unseres Endziels, der revolutionären Abschaffung des Staates, durchführen können. Unsere evolutionären Veränderungen öffnen die Tür zu einem aufständischen Auftakt, sobald das katalysierende Ereignis eintritt. Revolutionärer Wandel ist die Anhäufung von Aktionen des gesamten Volkes, die zu einer Massenbewegung führen, mit dem Ziel, alle Ressourcen der Menschheit gleichzeitig auf die Abschaffung von Staat, Kapitalismus, Autorität und Herrschaft zu richten. Die gesamte Menschheit befindet sich in einem ständigen Konflikt mit den Kräften der Unterdrückung auf zwischenmenschlicher, gemeinschaftlicher, nationaler und internationaler Ebene. Der Aufstand ist ein soziales Ereignis, das heißt, er hat soziale Auswirkungen, die internationale Grenzen überschreiten. Wenn also die Fesseln des Imperiums und des Militarismus in diesem Nationalstaat angegriffen und zerstört werden, sollte es in anderen Nationalstaaten umso deutlicher werden, wie man den Nationalstaat angreift und zerstört. Wenn Amerika fällt, dann fällt auch die Leitung des internationalen Kapitalismus und der kolonialen Unterdrückung.

Die Schwarze aufständische Position zielt darauf ab, die Zerstörung des „Dritten Reviers“ jeden Tag und die Übernahme eines „Attica“ jede Stunde zu wiederholen, bis das amerikanische Projekt gestorben ist und das Land von denen zurückerobert wurde, denen es gestohlen wurde. Mit anderen Worten, es geht um endlose Rebellion und kompromisslose Gegengewalt, um unsere gewalttätige Welt in die friedliche Welt zurückzuverwandeln, aus der sie stammt. Da der Staat und die Faschist_innen nicht zögern werden, alle ihnen zur Verfügung stehenden Waffen einzusetzen, um ihre Ziele zu erreichen, werden auch wir dies tun, um die vollständige Abschaffung Amerikas als Nationalstaat im sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Sinne zu erreichen.

Um die Isolation der Schwarzen und Indigenen Revolutionär_innen und die anschließende Konzentration der Unterdrückung durch den repressiven Staat und die faschistischen Populist_innen auf unsere Gemeinschaften zu verhindern, wird die Bewegung die mutigen Aktionen von Revolutionär_innen jeder Hautfarbe, jedes Glaubens und jeden Alters, aber insbesondere von weißen Revolutionär_innen benötigen. Wir sagen dies aufgrund eures historischen Versagens zu handeln. Wir beziehen uns auf die Worte des „Offenen Briefes an die weiße Linke in den USA“ der Black Liberation Army:

„Es sollte nicht überraschen, dass die weiße Linke in den modernen westlichen Nationen durch ihren eigenen Drang nach bürgerlicher Legitimität, durch ihren eigenen kulturellen Rassismus und durch den Prozess der Kooptation der westlichen Arbeiter_innenklasse selbst gehemmt ist. Die Summe dieser Teile ergibt den revolutionären Bankrott der traditionellen weißen Linken in den modernen kapitalistischen Nationen.“

Wir glauben, dass alle Aktionen weißer Anarchist_innen, Sozialist_innen, Kommunist_innen und wie auch immer ihr euch selbst nennt, um wirklich „revolutionär“ zu sein, nicht nur die weiße Machtstruktur an den Druckpunkten des Kapitals in Solidarität mit anderen unterstützenden Kräften angreifen müssen, sondern auch die weiße Machtstruktur zu Hause. Das bedeutet, den psychologischen Bruch mit der Whiteness und den Privilegien herbeizuführen, der notwendig ist, um neue Beziehungen zwischen den Menschen und der Natur selbst herzustellen. Mit anderen Worten: Um das Leben zahlloser unterdrückter Schwarzer und Brauner auf der ganzen Welt zu retten, müsst ihr alle euer weißes Privileg verraten, mit der Absicht, eure frühere Familie, eure Freund_innen und „Landsleute“, die sich dem Wandel verweigern, aus dem Weg zu räumen. Die Völker der Dritten Welt haben nicht die Zeit, auf die „schwierigen Gespräche“ zu warten, die ihr im Sommer 2020 geführt habt, während wir jetzt, Anfang 2022, zahlreiche Schauprozesse seit dem Aufstand von 2020 erlebt haben, die den Wunsch des amerikanischen Justizsystems verdeutlichen, weitere Aufstände der Massen zu vermeiden, indem berüchtigte Mörder_innen wie Chauvin und Potter verurteilt werden, während der Rest der Schweine täglich mit Mord und Angriff davonkommt. Das bedeutet, dass weiße Revolutionär_innen ihre eigenen antifaschistischen Teams organisieren müssen, um den Staat und den faschistischen Rassismus zu bekämpfen und nicht nur Gegendemos zu veranstalten. Im Beispiel von Michael Reinhoel: Schießen, um zu töten.

Wir glauben nicht an staatliche Lösungen. Wir unterstützen auch keine Bemühungen, die Staatsmacht zu „ergreifen“. Jede unserer Methoden ist ein Mittel zum Zweck der Abschaffung des Staates. Wir bevorzugen Methoden dezentraler Organisationen, die auf gemeinsamen Affinitäten basieren. Sobald sie gebildet sind, sollten wir diese Netzwerke zwischen lokalen Gruppen zu nationalen und internationalen Netzwerken des über- und unterirdischen selbstorganisierten Widerstands ausbauen. Wir ziehen es vor, Entscheidungen in einer Reihe von Abstimmungen und Konsensfindung zu treffen, um Verständnis und Solidarität unter den Gefährt_innen in unserem Netzwerk und in unseren Gemeinschaften zu schaffen. Wir ermutigen zum Austausch von Fertigkeiten, Künsten und zur Erforschung neuer Fertigkeiten, um sie schließlich anderen beizubringen, während wir neue Strukturen für Beschäftigung und Selbstorganisation innerhalb unserer Gemeinschaften schaffen. Wir werden unsere eigenen autonomen Gewerkschaften und Lehrstellen entwickeln müssen, um den Staat und den weißen Rassismus herauszufordern.

Gegenwärtig beobachten wir, was man als Krieg niedriger Intensität unter den jungen Menschen in unseren Gemeinschaften bezeichnen kann. Wir müssen die Schaffung von Foren und sicheren Räumen initiieren, um gemeinschaftlich geführte Interventionen zu diskutieren, um die gewalttätigen und kriminellen Aktivitäten in unserer Gemeinschaft abzuschrecken, umzulenken und einzudämmen, damit der Hass, die Verzweiflung und die Trostlosigkeit, die unsere Gemeinschaft plagen, in revolutionäre bewaffnete Freude gegen den Staat und den Kapitalismus umgewandelt werden.

Wir stellen fest, dass wir eine revolutionäre Kultur kultivieren müssen, um eine Gegenhegemonie zu den vorherrschenden Themen der innergemeinschaftlichen Gewalt und des persönlichen Raubes zu schaffen, die von den reaktionären Rappern Lil Durk, King Von, Pooh Shiesty, Dolph, Nudy, anderen Berühmtheiten in ihrer Musik und sogar den Sportberühmtheiten angeboten werden. Diese Berühmtheiten haben Annehmlichkeiten erhalten und wurden von der weißen Machtstruktur aus gutem Grund gestützt. Das heißt nicht, dass wir sie nicht betrauern oder uns an ihren Künsten und Talenten erfreuen können, sondern dass wir ihren Zweck und ihre Funktion verstehen sollten. Es gibt einen Grund dafür, dass sich Rap von einer Kunstform, die von Natur aus konfliktreich, im Untergrund und gegenkulturell war, zu einer Kunstform entwickelt hat, die für Profite und für weiße Menschen vereinnahmt und massenproduziert wurde. Ein reaktionäres Leben mit Drogen, Geld und Ruhm mag für manche verlockend sein, aber wir müssen irgendwie Wege finden, um den kommenden Aufstand für die Schwarze Jugend attraktiver zu machen. Wir können eine neue Zukunft aufbauen, die auf unseren eigenen Träumen und Gemeinschaften basiert. Wir müssen ein neues Gefühl der Fürsorge füreinander entwickeln und mit allen Mitteln Lösungen für die Gewalt entwickeln. Wir können den Staat und die weiße Vorherrschaft angreifen und gleichzeitig unsere Gemeinschaft aufbauen. „Black-on-Black“ ist eine weiße Erfindung, ebenso wie „Verbrechen“ selbst. Zerschlagt das kriminelle Justizsystem. Befreit alle politischen Gefangenen.

Untätigkeit ist eine implizite Zustimmung zu staatlich sanktioniertem Genozid. Im Dezember 2021 machen Schwarze beispielsweise 29,6% der Bevölkerung Chicagos aus, aber wir sind für über 80% aller Morde verantwortlich. Sogenannte „Hispanos“ machen 28,8% der Stadtbevölkerung aus, aber nur 13% aller Morde. Weiße machen 50,0% der Stadtbevölkerung aus, aber nur 3,8% aller Tötungsdelikte. Wir stellen fest, dass in den weißen Gemeinden eine große Anzahl von Ressourcen für psychische Gesundheit und Bildung, gesunde Ernährung und außerschulische Angebote vorhanden sind. Diese Ressourcen müssen im Laufe des Aufstands in allen unterversorgten Gemeinden aufgegriffen und reproduziert werden, damit alle davon profitieren. Andernfalls müssen sie zerstört werden, damit niemand davon profitiert. Revolutionäre Gewalt muss auf die wohlhabenden Gebiete in den Vorstädten ausgedehnt werden, um ein neues Konfliktfeld für den Staat zu schaffen. Es muss klar sein, dass die Stadt-, Landkreis- und Staatspolizei und damit auch die Armee dieses gewaltsame Arrangement gewaltsam aufrechterhalten, und deshalb müssen sie gewaltsam zerstört werden. Wir müssen Netzwerke des Schutzes und der Bewegung innerhalb und außerhalb unserer Gemeinschaften aufbauen.

Die Geschichte lehrt uns, dass wir uns vor der untätigen weißen Linken in Acht nehmen müssen. Wir glauben, dass Untätigkeit eine Komplizenschaft mit der weißen Vorherrschaft bedeutet. Wir glauben sogar, dass es sich um eine absichtliche, vorsätzliche Untätigkeit handelt, die auf die Charakterisierung der kollektiven Befreiungsbewegungen durch die Weißen zurückzuführen ist, seit wir als Sklav_innen hierher gebracht wurden. Während der gesamten Zeit, die wir auf diesem Kontinent verbracht haben, war der Status quo, dass Schwarze Menschen Opfer rassifizierter motivierter Gewalt durch Sklav_innenhalter und später durch die Polizei wurden, ziemlich hinnehmbar. Wir verstehen, dass wir in diesem System immer noch Sklav_innen sind, und ihr versteht das auch. Wenn es der weißen Linken nicht gelingt, in Koalition mit uns eine Gegengewalt zur weißen Vorherrschaft zu organisieren, wird den Schwarzen keine andere Wahl bleiben, als mit Gewalt gegen die weiße Gemeinschaft vorzugehen. Wenn nicht, werden wir beweisen, dass wir alle Menschen sind, die gleichermaßen und in gleichem Maße durch Gewalt leben und sterben können. Um es mit den Worten von George Jackson zu sagen: „Unser Versprechen gilt den Waffen, unsere Feind_innen sind die Institutionen und alle, die ein Interesse an ihnen haben, selbst wenn dieses Interesse nur ein Lohn ist. Wenn Revolution Bürgerkrieg bedeutet — wir akzeptieren es, und je früher damit begonnen wird, desto früher ist es erledigt.“ Das ist unser Versprechen für den Fall, dass eine revolutionäre Bewegung gegen die herrschende Klasse durch die weißen Massen im ganzen Land unmöglich gemacht wird.

Schwarze Jugendliche, die sich im amerikanischen Universitätssystem immatrikulieren, müssen die Universität als eine Stätte weißer Vorherrschaftsmaschinerie akzeptieren und daran arbeiten, ihren Betrieb zum Stillstand zu bringen. Wir müssen alle nützlichen Informationen von den Universitäten zurück in unsere Gemeinschaften bringen, um die Jüngeren und Älteren zu unterrichten, zu organisieren und zu propagieren. Die Universität dient, ähnlich wie der Staat selbst, nur der Weiterentwicklung einer neokolonialen Klasse der Schwarzen und der Kooptation von Bewegungen, die von unten nach oben geführt werden. Die Universität in Amerika, ob „historisch schwarz“ oder anders, ist die Grube des „Krisenmanagements“, die niemals wirkliche Lösungen für die Probleme finden wird, die sie schafft. Sie ist eine Kloake für Student_innenkredite und Arbeiter_innenausbeutung. Wir müssen bürgerliche Zugehörigkeiten und unternehmerische Möglichkeiten an den Universitäten hinter uns lassen, um uns auf den kommenden Aufstand vorzubereiten.

Die einzige Alternative für die Massen zur Revolution ist der Tod. Der langwierige Genozid an den unterdrückten Massen ist die Reaktion auf die politische, soziale und wirtschaftliche Krise von COVID-19 und den langsamen Zusammenbruch dieses Systems. Die Zeit für einen Wandel ist jetzt.

Die gegenwärtigen aufständischen Tendenzen in den Vereinigten Staaten neigen dazu, jede Art von echter Politik zu vermissen, die anti-unterdrückerisch ist oder sich von den Rändern her bewegt, wie die Anarkatas sagen. Stattdessen werden sie von Männern dominiert, die einfach nur kämpfen wollen. Wir glauben nicht, dass es eine Revolte ohne Fürsorge gibt. Dies wird von den „aufständischen“ Tendenzen, die jede kollektive Care-Arbeit und langfristige Organisierung, die dem Aufbau von Beziehungen Vorrang einräumt, als „Liberalismus“ abtun, völlig verwischt. Wir verstehen nicht, wie ein ernsthafter Aufstand ohne tiefe Netzwerke der Fürsorge und Liebe aufrechterhalten werden kann, ganz zu schweigen von Versorgung und Infrastruktur.

Wir müssen mit dem Aufbau der dualen Macht beginnen. Wir möchten klarstellen, dass duale Macht, wenn sie aufgebaut wird, mit dem Aufstand verbunden sein muss. Linke Kooperativen oder Projekte, die nicht der spontanen Revolte der Schwarzen Massen dienen, sind lediglich Selbstgefälligkeitsprojekte. Wir sehen das daran, dass die meisten von Linken gebauten „Infrastrukturen“ für den George Floyd Aufstand irrelevant waren. Duale Macht, wie sie in anarchischen Begriffen definiert wird, ist die Strategie des Aufbaus selbstorganisierter Gegeninstitutionen zur Bekämpfung der gegenwärtigen verfallenden, kapitalistischen Institutionen. Die Betonung liegt auf der „Bekämpfung“ in diesem Satz. Während wir unsere Bezugsgruppen aufbauen, müssen wir uns neue Alternativen zur derzeitigen Machtstruktur einfallen lassen, um mit dem Aufbau zu beginnen. Neue „Justizsysteme“, Gärten für frische Lebensmittel, Gemeinschaftsunterhaltung, Gemeinschaftsverteidigung, usw. Wenn Institutionen zerstört werden, werden neue konsensbasierte, horizontalisierte, selbstverwaltete Strukturen an ihre Stelle treten. Gleichzeitig müssen wir mit bewaffneten Besetzungen unserer Häuser und Gemeinschaftszentren beginnen, um uns gegen Gentrifizierung und Zwangsumsiedlungen zu wehren. Es mag unvermeidlich sein, aber wir werden auch geeignete Orte für Gemeinschaften finden müssen, falls unsere Häuser von den Militärbomben der Kapitalist_innen zerstört werden. Was MOVE [1] 1985 passiert ist, kann und wird auch heute passieren. Wir müssen Solidaritätsnetzwerke aufbauen und anarchische Lösungen für die Probleme der Menschen finden, die an der südlichen Grenze Zuflucht suchen. Wir müssen dies alles gleichzeitig tun, und die revolutionäre anarchistische Minderheit kann sofort mit Aktionen in diesen Gebieten beginnen.

Wir sollten uns vor allem auf eine Eskalation der Repression und ebenso des Widerstands vorbereiten, sollte sich im Laufe des nächsten Aufstandes ein Generalstreik unter den Schwarzen Massen entwickeln.

Wir müssen Unterstützung und Liebe für unsere Gefährt_innen aufbringen, die im Gefängnis sitzen, weil sie die größten Opfer für die Revolution gebracht haben. Wir müssen uns auch kluge Wege ausdenken, um ihnen bei der Befreiung zu helfen. Der Aufbau von Netzwerken der Fürsorge (wir verwenden nicht den Begriff „gegenseitige Hilfe“, da wir der Meinung sind, dass dieser Begriff größtenteils kooptiert wurde) ist ein aufrührerischer Akt, wenn er auf eine Art und Weise erfolgt, die nicht den Konflikt mit dem Staat vermittelt. Viele unserer Gefährt_innen können nicht riskieren, verhaftet, verletzt oder getötet zu werden, weil sie andere versorgen oder wegen einer Behinderung nicht auf die Straße gehen können. Wenn Aufstände sozial und nicht militärisch sein sollen, warum scheinen die meisten aufständischen Formationen und Theorien die am stärksten Ausgegrenzten in unserer Gesellschaft nicht einzubeziehen? Alle müssen sich an einem Aufstand beteiligen, und das erfordert, dass wir die am meisten Ausgegrenzten in den Mittelpunkt stellen.

Die Aussicht auf revolutionäre Gewalt

Dieser Abschnitt ist Sandra, Rekia, Breonna, Korryn und vielen anderen gewidmet, die wir zu früh verloren haben. Wir lieben euch. Wir kämpfen in eurem Gedenken.

„Ich habe keine Illusionen. Worte sind verständlich oder nicht verständlich, je nach ihrer tatsächlichen Situation. Wir geben ihnen nur dann Raum und Glaubwürdigkeit, wenn sie in unsere Muster und Gewissheiten passen. Abwehrmechanismen werden automatisch und verhindern die Aufnahme der Botschaft selbst. Wäre das nicht so, hätten die Illuministen die Welt schon vor zweihundert Jahren endgültig verändert.“ — Alfredo Bonanno

Zweifle nicht daran — wir haben die Absicht, jede uns zur Verfügung stehende Methode einzusetzen, um eine neue Welt zu schaffen. Das bedeutet im wahrsten Sinne des Wortes, dass wir uns selbst, die Welt um uns herum und die Bedingungen für diese Veränderungen mit allen Mitteln verändern wollen. Wir wissen um das revolutionäre Potenzial der Gewalt im Zuge des Aufstands und der anschließenden Revolution, und wir wissen auch um die reaktionäre Neigung zur Gewalt in der gegenwärtigen Ära des Faschismus, der racialen, sexuellen und kulturellen Unterdrückung. Wir wissen, dass eines der Werkzeuge, die uns historisch zur Verfügung standen, der Einsatz von Waffen im Kampf war. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass dies nicht das einzige Werkzeug ist, das uns zur Verfügung steht, sondern eine kontinuierliche Entwicklung und Synthese aus aktuellen und vergangenen Kämpfen. Es wurden sowohl das Leben und das Blut unserer heutigen Jugend, unserer Ältesten und unserer Vorfahren vergossen, um den wirtschaftlichen Anstoß für das derzeitige korporatistische Arrangement der herrschenden Klasse zu geben, als auch den soziologischen Anstoß für den allgegenwärtigen Rassismus, Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit, die unsere heutige Gesellschaft plagen. Dieses System kümmert sich nicht um unser Leben, unsere Familien, unsere Freund_innen oder unsere Hoffnungen und Träume, die wir mit Waffengewalt zu schützen gedenken, indem wir jeden der wichtigsten Produktionspunkte des Kapitals angreifen. Diese Strategien werden sich in dem Maße weiterentwickeln, in dem sich künftige Rebellionen zu längeren Aufständen entwickeln, in dem sich die Gesellschaft in einen Zustand versetzt, der für die Revolution günstig ist, die sich unter den Massen der enteigneten Völker anbahnt. Wir werden unsere Gemeinschaft vereinen, inspirieren und schützen und Verbindungen mit autonomen bewaffneten revolutionären Projekten in der ganzen Welt aufbauen. Wir wollen die Zerstörung des Kapitals, der Polizeiarbeit, der racialen und sexuellen Hierarchien und aller Formen der sexuellen und kulturellen Unterdrückung. Die aufständische Bewegung der nahen Zukunft wird auf den oben erwähnten Netzwerken der Fürsorge aufbauen, die durch revolutionäre Rückeroberungen von Kapital und Eigentum entstanden sind, um günstige Bedingungen für das Wachstum einer Schwarzen Kommune zu schaffen. Der einzige Weg, diese revolutionären Projekte zu schützen und gleichzeitig dem Staat Schläge zu versetzen, ist das Verständnis und die Verbreitung der Bewaffneten Freude.

Mit „Bewaffneter Freude“ meinen wir den selbstorganisierten bewaffneten Kampf der engagierten Schwarzen anarchistischen Minderheit, der sich auf die Schwarzen Massen insgesamt auswirkt und ausbreitet, um den Treibstoff für das Lauffeuer zu liefern, das die amerikanische Plantage in all ihrer kapitalistischen Pracht niederbrennen und die lang erwartete soziale Revolution im entscheidenden Moment einleiten wird. Indem wir diesen Angriff starten, wollen wir unseren Kindern eine Chance geben, auf diesem Planeten zu überleben, ungeachtet der Ängste des weißen Amerikas im Allgemeinen und der fast nicht existierenden weißen Linken im Besonderen hier in Amerika. Wir wissen aus den Todesfällen in Kenosha, dass der Staat Faschist_innen unterstützen wird. Wir ermutigen engagierte nicht-Schwarze Gefährt_innen, auf ihre eigene Art und Weise gegen die Unterdrückung zu kämpfen und dabei wirklich von dem Kampf und der Führung der Schwarzen Gefährt_innen zu lernen. Wir müssen die besten Wege finden, um gemeinsam Widerstand zu leisten. Wir werden jedoch nicht zögern, gegen jene „Allies“ zu den Waffen zu greifen, die unsere Aktionen vorsätzlich fehlinterpretieren, um staatliche Unterdrückung zu rechtfertigen, oder deren rücksichtslose Aktionen unseren Gemeinschaften Schaden zufügen. Aufgrund der Gier und der Rücksichtslosigkeit der Kapitalist_innen, große Mengen an Drogen und Waffen in unserer Gemeinschaft zu platzieren, sind unsere Gemeinschaften bereits gut bewaffnet und geübt im Gebrauch von Waffen als Werkzeuge der Zerstörung und des Selbsthasses. Man wird ihnen zeigen, wer die wahren Feind_innen sind. Die Waffen, die die Kapitalist_innen geschaffen haben, um uns zu zerstören, werden sie zerstören. Die internationalen Waffenhersteller der Kapitalist_innen sind auch unsere Feind_innen. Es kann keinen Frieden geben, solange nicht alle unterdrückerischen Produktionsweisen zerstört sind. Das heißt, unsere letzte Waffe wird abgenommen und zerstört, wenn der letzte Kapitalist tot ist und die Reproduktionsmethoden für Schusswaffen nicht mehr notwendig sind. Bis dahin ist kein Bulle unschuldig und kein Militäroffizier wird von unseren Kugeln verschont bleiben. Wir fordern die neuen clanartigen Milizen auf, es sich zweimal zu überlegen, bevor sie auch unsere Gemeinschaften angreifen. Wir werden nicht zögern, uns zu verteidigen. Wir argumentieren, dass die Gewalt, die einst den racialen Kapitalismus im Allgemeinen und den amerikanischen Faschismus im Besonderen zum kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Welt machte, ihn und alles, was er repräsentiert, von innen heraus zerstören wird.

Schlussfolgerung

Dieses Dokument gibt keineswegs den objektiven Willen der Schwarzen Massen in ihrer Gesamtheit wieder. Es ist lediglich eine Reflexion einiger anarchistischer Gefährt_innen in unserem Versuch, den aufständischen Anarchismus und den Weg zum Aufstand zu dokumentieren, wie wir ihn sehen. Dieses Dokument ist ein Produkt von Gesprächen und Kämpfen. Wir freuen uns über Kritik, Studium und Praxis. Die soziale Revolution im Kontext der Vereinigten Staaten wird sich aus den Aktionen der Schwarzen Massen ergeben. Anarchist_innen und Aufständische müssen sich daran beteiligen, aber wir sind der Meinung, dass die Schwarzen Massen den Lauf der Geschichte bestimmen. Wir können nicht genug betonen, dass Schwarze Anarchist_innen und Revolutionär_innen die entscheidenden Fragen der revolutionären Strategie in den kommenden Jahren aufgreifen müssen. Wir können nicht zulassen, dass weiße Anarchist_innen oder Schwarze Avantgardist_innen uns diktieren, wie wir uns bewegen. Wir hoffen, dass dieses Dokument Diskussionen, Organisation und weitere Aktionen in Schwarzen anarchistischen Kreisen auslösen wird. Während viele Schwarze Anarchist_innen damit beschäftigt sind, Anarchie zu praktizieren, sind wir der Meinung, dass die Schwarze anarchistische Denkweise mehr Reflexion und Theoretisierung braucht, um den Bereich des Möglichen zu erweitern.

Vorwärts zur Schwarzen Insurrektion und der Schwarzen Kommune!

[1] MOVE war eine Schwarze religiöse und anarcho-primitivistische Organisation. Nach jahrelangen Kämpfen zwischen MOVE und der Polizei ließ der amerikanische Staat eine 2kg schwere C4-Bombe aus einem Helikopter abwerfen, wodurch insgesamt 53 Wohnhäuser zerstört wurden.

Anmerkung der Übersetzerin: Ursprünglich hatte ich noch geplant im Anhang eine Auseinandersetzung und Kritik zum obigen Essay zu schreiben allerdings fehlt mir dazu aus offensichtlichen Gründen gerade der Antrieb. Wenn Feral Fire wieder vereint ist greifen wir es sicher auf. Wenn du selbst eine Kritik an dem Essay verfassen möchtest schicke sie gerne an freeelany@riseup.net. Eine gute Kritik veröffentliche ich gerne.