Einige Dinge die zu tun sind

Der nachfolgende Beitrag ist eines von 85 Artikeln aus dem Buch Schwarze Saat – Gesammelte Schriften zum Schwarzen und Indigenen Anarchismus.

Anmerkung: Im Buch befinden sich völlig unterschiedliche, und teils widersprechende, Positionen. Es werden hier alle Beiträge veröffentlicht, auch solche, deren Positionen wir nicht teilen.

Einige Dinge die zu tun sind

Michael Kimble

In letzter Zeit wurde ich von mehr als einem Gefährten gefragt, wie sie sich mit den Rebell*innen hinter den Gefängnismauern solidarisieren können. Ich hatte das Gefühl, dass sie etwas frustriert sind und dass die Arbeit, die sie tun, unproduktiv und persönlich nicht erfüllend erscheint. Glaube mir, ich und andere Gefängnisrebell*innen haben die gleiche Frustration darüber, dass unsere Bemühungen und Arbeit nicht den gewünschten Effekt haben, den wir gerne hätten. Aber um ehrlich zu sein, möchte ich euch Gefährt*innen da draußen wissen lassen, dass die Bildungsarbeit, die ihr alle in den Gefängnissen durch Zines und Bücher leistet, phänomenal ist. Die Beziehungen, die Gefährt*innen zu denen von uns drinnen aufbauen, die finanzielle Unterstützung, die Liebe und die erlaubten Akte der Solidarität sind sehr, sehr wichtig. Aber wir brauchen etwas Stärkeres, wenn wir diesem kolossalen, Menschen zerstörenden System wirklich Schaden zufügen wollen.

Von innen heraus haben Gefangene in der Vergangenheit hauptsächlich 5 Methoden angewandt: Hungerstreiks, Arbeitsstreiks, Aufstände, Gerichtsverfahren und Brief-/Telefonkampagnen, um die unmenschlichen Bedingungen, unter denen Gefangene existieren, anzusprechen, wie z.B. Isolationshaft, medizinische Vernachlässigung, fehlende Bildungs-/Rehabilitationsprogramme, unhygienische Bedingungen, etc. Aber bei keinem dieser Kämpfe ging es um die Abschaffung der Gefängnisse, sondern um eine Reform des Gefängnisses. Die meisten Gefangenen glauben, dass Gefängnisse und Polizei gebraucht werden, nur auf eine humanere Art und Weise. Traurig, aber wahr.

Von außen nutzen diejenigen, die Gefangene unterstützen, sogar Anarchist*innen, die behaupten, die Abschaffung der Gefängnisse zu wollen, hauptsächlich 3-4 aktivistische Methoden zur Unterstützung und Solidarität mit Gefängniskämpfen. Diese Methoden sind Brief-/Telefonkampagnen, Gerichtsverfahren, Kundgebungen und öffentliche Bildung. All das sind erlaubte Methoden, die wenig dazu beitragen, die Legitimität der Gefängnisse wirklich in Frage zu stellen und sie helfen ganz sicher nicht die Gefängnisse abzuschaffen. Sie sind lediglich bürgerliche (legale/erlaubte) Formen des Protests, die versuchen, an das moralische Gewissen der Bürokrat*innen zu appellieren, die Gefangenen humaner zu behandeln. Dies legitimiert nur das Prestige des Staates.

Natürlich will niemand sehen, dass Gefangene misshandelt und missbraucht werden. Meine Kritik ist, dass keine dieser Methoden an und für sich die Zerstörung des Gefängnisses/Staates herbeiführen wird. Und dass diejenigen, die draußen sind, an legalen Formen des Kampfes beteiligt sind, während Gefängnisrebell*innen an illegalen Formen des Kampfes beteiligt sind. Andersdenkende sind im Gefängnis illegal und die Gefangenen sind der Brutalität, Schikane und Vergeltung des Staates ausgesetzt.

Wir hatten im Laufe der Jahre einige blutige Unruhen, tödliche und brutale Hungerstreiks/Arbeitsstreiks, langwierige Gerichtsverfahren usw., aber es gibt mehr Gefängnisse, mehr Gefangene und mehr Missbrauch. Keine der Methoden in der Vergangenheit hat eine Delle in die Rüstung des Staates geschlagen. Und ich wäre nachlässig, wenn ich nicht die Vorstellung erwähnen würde, dass wir keine revolutionäre Gewalt anwenden sollten. Der Gedanke dahinter ist, dass wenn wir revolutionäre Gewalt anwenden, der Staat die Oberhand in den Medien gewinnt und uns als Gangster, Kriminelle und Terrorist*innen diskreditiert. Verdammt, der Staat hat immer die Oberhand in den Mainstream-Medien-Outlets. Die Medien werden vom Staat durch das Großkapital kontrolliert, das mit dem Staat unter einer Decke steckt.

Da die Gefängnisse die konzentriertesten Zentren der Autorität, des Zwangs und der Kontrolle in der Gesellschaft sind, sollten sie der Angriffspunkt sein, die Abschaffung der Gefängnisse sollte an der Spitze jeder Bewegung gegen die Autorität und für die Freiheit stehen, und die Stimmen der Gefangenen sollten einen prominenten Platz in der Bewegung haben, einfach aufgrund ihrer spezifischen Position. Hier geht es nicht um Romantik oder Abenteurertum, wie einige gerne behaupten würden, um ihre Untätigkeit zu rechtfertigen. Natürlich kann niemand sagen, welche Strategie und Taktik erfolgreich sein wird, um die Revolte zu verbreiten, aber ich kann mir nichts Eindeutigeres vorstellen, als dort anzugreifen, wo es weh tut. Mit all dem gesagt, möchte ich „Einige Dinge die zu tun sind“ entwerfen, über die Gefährt*innen ernsthaft nachdenken sollten.

Einige Dinge, die zu tun sind:

– Beginne damit, Unternehmen, die in Gefängnisse investiert haben, durch Sabotage und Lärmdemos vor den Firmenzentralen und vor den Häusern der CEOs anzugreifen

– Beginne damit, Beamt*innen der Gefängnisse und des Bewährungsausschusses für Belästigung ins Visier zu nehmen

– Beginne damit, die Computer von Strafvollzugsbehörden, von Firmen, die in Gefängnisse investieren, und von Gefängnisbeamt*innen zu hacken

– Werde zu Kompliz*in des Verbrechens der Subversion

– Zerstörung von Eigentum der Strafvollzugsbehörden

– Sabotage von Maschinen auf Gefängnisbaustellen

– Nutze deine Vorstellungskraft, wie du den Staat attackieren kannst

– Studiere Kämpfe in anderen Ländern, um zu sehen, welche Taktiken sie anwenden, die übernommen werden können

– Veröffentliche persönliche Informationen über Gefängnis-/Staats-/Firmenbeamt*innen im Internet

– Vergeltung an Gefängnisbeamt*innen für die Misshandlung von Rebell*innen

– Schaffe so viel Unordnung wie möglich