Zur Verteidigung der Zerstörung von Kameras der Protestfilmenden

Dieses Dokument soll eine aktualisierte Version von „In Defense of Smashing Cameras“ sein. Das Update soll neue Probleme mit live-gestreamten Protesten und Aktionen ansprechen, wozu das führt und wie man damit umgehen kann. Im Anschluss folgen „Richtlinien“, wie man auf Protesten richtig Fotos und Videos aufnimmt.

Ursprünglich veröffentlicht auf Anarchist Library.

Wenn du bei einem Protest bist, solltest du nur die Polizei und Polizeiaktionen filmen.

Dies soll keine Wort-für-Wort-Kopie sein, sondern eher eine Anpassung an die sich ständig verändernden Medien, die Art und Weise, wie Inhalte produziert und erstellt werden und vor allem an diejenigen, die versuchen, von sozialen Bewegungen zu profitieren.

Wir sind anfällig für Angriffe. Mehr denn je. Es gibt nicht nur überall Kameras, sondern jetzt auch Menschen mit einer Agenda, die versuchen, Inhalte einzufangen, um ihre eigenen Taschen zu füllen, indem sie andere und ihre Traumata und Erfahrungen filmen.

Hört auf, von BIPOC, LGBTQ+ und anderen Gruppen in Momenten des Traumas, ihren Geschichten und ihren persönlichen Erfahrungen zu profitieren. Während du sie ausstrahlst, damit die Menschen sie hören und sehen können, ist es unglaublich entmutigend, dass du PayPal, Venmo, Cash App und andere Zahlungsmethoden angibst und damit suggerierst, dass du (die filmende Person) eine Entschädigung für den Zugang zu ihrer Geschichte brauchst.

Ich will damit nicht sagen, dass diese Menschen kein Trinkgeld verdienen. Gib ihnen Trinkgeld. Schätze guten und ordentlichen Journalismus. Nicht Gauner_innen, die wollen, dass du die Herzen spamst, den Like-Button drückst und ihnen Geld gibst, damit sie überall hinfliegen können, um Proteste aufzunehmen. Wie soll das den Menschen nützen, von denen sie profitieren? Aber vergiss nicht, dass ihre Medien auf den Erfahrungen derer beruhen, die sie tatsächlich erlebt haben. Sie sind keine Konfliktjournalist_innen, wenn sie dich alle 10 Minuten um dein Geld anbetteln. Diese Fotograf_innen und Streamenden sind Kriegsprofiteur_innen. Sie missbrauchen ihre Position für ihr Publikum, um sich finanziell zu bereichern, sie füttern ihr eigenes Ego durch toxische soziale Medien und sie diskreditieren jede Bewegung durch ihre Missachtung der richtigen Kanäle. Sie sind Gauner_innen.

Fotograf_innen und Live-Streamende/Medienpersönlichkeiten sind mittlerweile oft den Demonstrierenden zahlenmäßig überlegen. Das ist bei mehreren Gelegenheiten im Jahr 2020 passiert. Das ist etwas, wogegen wir sein müssen. Handys sind gefährlich. Kameras sind noch gefährlicher. Ob wir es sind oder der Feind, der sie bedient, wir machen nicht nur mit, sondern fördern jetzt das Panoptikum. Darüber hinaus werden Menschen in ihrer Rolle als Überwachungsinstanz finanziell unterstützt, sei es zum eigenen Nutzen, zum Nutzen der bösen Akteur_innen auf der Gegenseite oder zum Nutzen des Staates/staatlicher Akteur_innen.

„Gruppen und Einzelpersonen, die ein Interesse an Publicity und Fotomöglichkeiten haben, müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie alle anderen anfällig für Repressionen und sie weniger effektiv machen können. Das Fototheater der einen Gruppe ist ungewollte Twitter-Werbung für die 100 Menschen um sie herum.“ Darüber hinaus können diese Streams, Fotos und Screenshots nicht nur schädlich sein für jede Aktion, die jemand zu jeder Zeit unternimmt, sie zeigen auch den Schaden und das Risiko für Doxing, Chud/Polizei-Identifikation oder die Förderung schädlicher Rhetorik in Chats ohne angemessene Kontrolle. Darüber hinaus sind einige Livestreamende Kollaborateur_innen der Polizei und riskieren die Sicherheit aller um sie herum.

Das Aufnehmen von Fotos oder Videos bei einer Demonstration bringt jede Person in Gefahr. Alle um dich herum, die Leute, mit denen du zusammen bist, die Fremden um dich herum und die Leute, von denen du profitierst, werden durch dein Kameraobjektiv in Gefahr gebracht. Das unterwirft nicht nur andere deinem Wunsch nach Publicity, der Vermarktung deiner Marke, Musik oder Persönlichkeit für deine Aktionen (oder welche Aktionen auch immer du filmst), sondern kann auch dazu führen, dass Menschen, die bereit sind, etwas Interessantes zu tun, zögern. Deine Anwesenheit verhindert, dass die Bewegung vorankommt. Die Angst vor der Entlarvung, wenn du bestimmte Stücke, Menschen und Orte filmst, ist real und wird festgehalten. Die Kamera macht nicht mehr einfach klick, sie ist nur noch eine, die den Job der Polizei erledigt — staatliche Überwachung.

Publicity ist das eine Thema. Als „PRESSE“ bezeichnet zu werden ist ein anderes. Es ist lustig, denn ich werde das Narrativ aufrechterhalten, dass es eine Fake-Presse da draußen gibt, die es auf jeden Fall gibt. Sie sind keine Presse, sie sind Medienpersönlichkeiten, die über ihre Erfahrungen berichten und nicht über das, was passiert.

Wenn wir auf der Straße sind, sind wir in der Öffentlichkeit; wir werden überwacht. Dem können wir nicht entkommen. Was wir kontrollieren können, ist die verständliche Sichtbarkeit. Der Grund, warum wir uns maskieren, ist, um undurchsichtig zu werden, um uns der Verständlichkeit zu entziehen. Gegen unseren Willen fotografiert zu werden, ist ein direkter Angriff auf unsere Versuche der Verschleierung und sollte als solcher behandelt werden. Kameras sind Werkzeuge des Überwachungsstaates und der vorherrschenden Formen der Kontrolle, die durch unsere Anwesenheit auf der Straße abgebaut werden sollen.

Fotos und Echtzeit-Videos von Aktionen schwächen die Aktionen und die Fähigkeit, sie zu ergreifen, darauf zu reagieren und weitere Aktionen zu planen, indem sie den Beobachtenden (einschließlich der Polizei und anderen Akteur_innen) mehr Informationen geben, als sie brauchen. „Dies ist keine Paranoia; es ist eine Tatsache. Für jede offizielle Beobachtung, jede Überwachungskamera, die in unsere Richtung gerichtet ist, tun wir uns selbst das Unrecht, uns von unseresgleichen aufzeichnen, verbreiten und dokumentieren zu lassen, im Namen der freien Meinungsäußerung oder der journalistischen Unparteilichkeit, der Berechtigung, wie auch immer du es nennen willst. Und das muss aufhören.“

Clout-Posting[1] hat seinen eigenen Platz. Diese Leute kommen und gehen. Sie bekommen ihr Foto und gehen wieder. Live-Streamende, die sich nicht angemessen verhalten, bringen Menschen in echte Gefahr. Sie fangen Momente ein, die zu Verhaftungen, Gefängnisaufenthalten und harten Strafen führen werden und stellen Personen (absichtlich oder nicht) für Handlungen bloß, von denen sie vielleicht nicht wollen, dass sie auf Film festgehalten werden. Sich hinter „es ist ein öffentlicher Protest, ich kann filmen, was ich will“ zu verstecken, ist nicht nur ein schlechter Look (vor allem, wenn du von deinen Filmaufnahmen profitierst), es zeigt auch, dass deine Motive nicht mit tatsächlicher journalistischer Integrität übereinstimmen, sondern du auf der Suche nach Klicks bist. Diese Streamenden machen da weiter, wo die Cop-Kameracrew aufgehört hat. Riot Porn. Clickbait. Sie fesseln ihr Publikum mit Hot Takes und Kritiken (anstelle von akkurater Berichterstattung), was ihren Status als „Presse“-Mitglied in direkten Widerspruch zu ihrem Handeln stellt. Sie sind Medienpersönlichkeiten, die Geld verdienen wollen. Sie sind keine Presse. Es gibt Streamende, die absichtlich Gesichter filmen, Aktionen festhalten und das Filmmaterial an die Polizei übergeben. „Diese Leute sind Abschaum und sollten nicht geschützt werden, nur weil wir glauben, dass Journalist_innen eine Art von Objektivität haben, ein Recht, das über unseren Wünschen steht, uns zu schützen.“

Aber haben sie nicht ein Recht darauf, dort zu sein, auch wenn sie andere Meinungen äußern oder andere Perspektiven auf das Geschehen haben? Sicher, es ist ein öffentlicher Ort. Leider geht das weit darüber hinaus. Es spielt keine Rolle, warum sie dort sind, das Problem ist, was sie tun, während sie dort sind. Die Fragen, die wir den Journalist_innen, den Mitgliedern der Presse und den live-streamenden Medienpersönlichkeiten stellen müssen, sind: „Wo stehst du, wenn es um den sozialen Kampf geht? Wie handelst du, um die Revolte zu fördern? Einfach gesagt: Journalist_innen haben kein politisches Recht auf ein ‚Spektakel‘.“ Ihre Perspektive, ihre Aufzeichnungen und ihr Engagement, nicht auf die Sorgen derjenigen in der Bewegung einzugehen, bestätigen, dass sie ihren potentiellen Ruhm, ihre Finanzen und ihr Engagement für ihre Botschaft priorisieren, anstatt die Botschaft der Bewegung insgesamt. Sie sind nicht hier, um richtig zu dokumentieren, sie sind hier, um deine Gefährt_innen und die Gefährdeten auszunutzen.

Wenn sie sich an die journalistische Ethik halten, haben sie kein Recht, ein Spektakel um sich herum zu schaffen und sich auf die Vorfälle/Aktionen zu konzentrieren, über die sie berichten. Das Spektakel wird zu ihrer Version dessen, was passiert, im Gegensatz zu dem, was tatsächlich passiert. Ihr politisches Recht auf ein Spektakel wird mit ihrer Teilnahme oder Nichtteilnahme an einer Aktion aufgegeben. Sie beziehen es nicht ein, sie nehmen es auf — das ist ein Unterschied. „Sie haben die Möglichkeit, an einem Moment der Revolte teilzunehmen und sie verzichten auf diese Fähigkeit, indem sie das Ereignis eher einer digitalen Erinnerung als einer zukünftigen Möglichkeit überlassen.“ Die Berichterstattung über einen Protest, eine Aktion oder eine Demonstration ist wichtig für die notwendige Dokumentation von Reden (mit Erlaubnis), wichtiger Kunst/Botschaften und Polizeigewalt. Wenn Streamende ihre Meinung, Spendenaufrufe oder Gleichgültigkeit gegenüber Aktionen oder dem, was sie filmen, in den Vordergrund stellen, ist ihnen nicht zu trauen.

Zuschauende handeln nicht (es gibt ein konkretes Beispiel eines Streamers, der nach einem Vorfall in Kenosha, USA, nachdem ein weißer Inlandsterrorist auf Demonstrierende geschossen hatte, aktiv wurde, was die Ausnahme ist).

„Immer wieder behindern Fotograf_innen tatsächlich die Entfaltung von Ereignissen, indem sie direkt vor einer Aktion stehen, nach vorne stürmen, den Weg versperren, um ihre Freund_innen zu unterstützen und ihre Versuche zu dokumentieren. Augen ohne Körper bewegen sich nicht, aber sie können Gegner antreiben. Wenn du ein Foto auf einer Demo machst, bevor etwas passiert, kann die Polizei dieses Foto benutzen, um eine Geschichte zu konstruieren und Identitäten aufzubauen. Du könntest jemanden ins Rampenlicht rücken, der in etwas verwickelt ist, das noch gar nicht passiert ist, und das entscheidende Beweisstück hervorheben, das die Polizei benutzen wird, um ihren Fall gegen uns zu festigen. Möglichkeiten einzuschränken und Potenziale zu begrenzen, ist etwas, das wir nicht einfach akzeptieren sollten.“

Wir müssen uns gegen diejenigen wehren, die unsere BIPOC-Community-Mitglieder, Verbündete, Frontliners, Freund_innen, Gefährt_innen, gegenseitige Hilfe und Sanitäter_innen in Gefahr bringen.

„Menschen, die Fotos machen und sie online stellen, ohne Gesichter zu verwischen oder Identitäten auszuschneiden, bringen uns in Gefahr und wir sollten nicht wohlgefällig sein.“

Es scheint hier ein echtes Stigma gegen das Zerschlagen von Kameras/Handys zu geben. Wir müssen versuchen, dies zu ändern. Handys und Kameras sind Werkzeuge der Unterdrückung und unterstützen die Ziele des Staates und der Polizei — das Aufnehmen von Filmmaterial, die Identifizierung derer, die auf der Kamera festgehalten werden und die gewaltsame, gezielte Verhaftung. Warum lassen wir das zu? Warum gibt es ein Stigma dagegen, diese Filmenden zu vertreiben? Welchen Vorteil haben wir davon, wenn wir ihnen erlauben, unsere Gemeinschaftsmitglieder in Gefahr zu bringen? Wir müssen das stoppen. Wir müssen ihre Kameras und Handys zertrümmern. Werft sie in den Fluss.

„Wir sind keine Luddit_innen. Im Gegenteil, wir lieben ein gutes Foto und wir können die verführerischen Qualitäten von Bildern im Zeitalter der Schauspiele nicht abtun. Es gibt einen Grund, warum wir es Riot Porn nennen. Wir haben sogar die Erinnerungen, die wir am meisten lieben, gedruckt und gerahmt. Wir erkennen, wie wichtig es ist, bestimmte Kämpfe zu dokumentieren, um die Botschaft zu verbreiten, um sie mit unseren Freund_innen im Ausland zu teilen, um zu helfen, das Feuer der Rebellion zu entzünden.“

Fotos und Videos bewegen unsere Feinde und ihre Rente für staatliche Gewalt und Riot Porn. Sie motivieren uns auch, noch härter für die Abschaffung der Polizei und letztendlich für die Schwarze Befreiung zu kämpfen. Dies soll keine Kritik an allen Streamenden und Journalist_innen sein, nur an bestimmten. Das Filmmaterial, das sie aufnehmen, kann als Waffe betrachtet werden, die nicht nur Protestierenden schadet, sondern es ihnen auch ermöglicht, finanziell davon zu profitieren.

Es gibt Leute, die richtig aufnehmen und fotografieren. Diesen Menschen sollte man vertrauen. „Wir betrachten sie als Teil unserer Kämpfe und betrachten sie als Partisan_innen und Kompliz_innen im sozialen Krieg.“ Wenn du dich mit der Bewegung verbindest und dich dem Filmen/Streamen/Abdecken/Fotografieren verschrieben hast, findest du hier einige aktualisierte Richtlinien:

  1. Im Gegensatz zu dem, was dir viele Protestfotografie-Tipps sagen, gehe nicht zu nah ran. Das schließt das Streamen von der Front ohne Erlaubnis ein.
  2. Wenn es Gesichter in deinem Bild gibt, verschleiere sie. Ein einfacher Wirbel in Photoshop reicht nicht aus. Wir reden davon, sie zu verschleiern, damit die Polizei den Vorgang nicht rückgängig machen kann. Wenn du streamst, filme nicht, wenn du nicht in der Lage bist, Identitäten zu schützen, also Gesichter, Outfits usw. Filme nicht zu früh bei einer direkten Aktion, wenn einige eurer Gefährt_innen nicht richtig gekleidet sind oder sich umziehen.
  3. Wenn markante oder identifizierende Kleidung in deiner Aufnahme zu sehen ist, mache sie unkenntlich. Oder filme sie gar nicht, sondern filme den Boden.
  4. Wenn bestimmte Identitäten herausstechen (die wenigen Schwarzen Körper in einem weißen Protest, die wenigen sichtbar Behinderten in einer scheinbar von able-bodied Personen dominierten Demonstration etc. etc.), lösche das Foto/Video, es sei denn, du hast die Erlaubnis der Personen, ihre Aktionen zu verwenden/aufzunehmen. Es gibt Demonstrierende, die gefilmt werden wollen oder denen es gleichgültig ist, bitte sprich mit ihnen, um sicherzustellen, dass es in Ordnung ist.
  5. Wenn du dich dafür entscheidest, als Zuschauer_in teilzunehmen, dann sei dir bewusst, dass deine Teilnahme zweitrangig ist gegenüber denjenigen, die aktiv am Moment der Revolte beteiligt sind. Das bedeutet, dass du zur Seite treten solltest, auch wenn das bedeutet, dass du den „siegreichen“ Schnappschuss verlierst. Deine Rolle als Reporter_in ist anders als deine Rolle als eine „Medien-/Sozialpersönlichkeit“.
  6. Wenn es möglich ist — und das ist es in der Regel — frage nach der Zustimmung oder zeige an, dass du ein Foto machst, damit wir eine Option haben, uns abzuwenden oder abzulehnen. Ja, wir haben es verstanden. Wir sind an einem öffentlichen Ort und du musst nicht fragen, aber sei dir bewusst, dass das Versäumnis, zu fragen, uns misstrauisch gegenüber deinen Motivationen macht und uns einen zusätzlichen Grund gibt, unsere Fähigkeit zur Intransparenz zu behaupten.
  7. Deine Kamera ist eine Waffe. Friendly Fire ist nicht akzeptabel. Es wird auch nicht toleriert werden.
  8. Du bist ein_e Partisan_in im sozialen Krieg. Werde in die Kämpfe verwickelt, die du dokumentieren willst. Sollten sie dokumentiert werden? Wenn ja, wie sollten sie dokumentiert werden, um ihre Kapazitäten zu verbreiten? Werde ein_e Gefährt_in und verdiene dir das Vertrauen derer, die dich umgeben. Abgesehen von professionellen Aktivist_innen, ist dies für die große Mehrheit von uns keine Karriere. Aus dem sozialen Krieg Kapital schlagen zu wollen, macht dich zum/zur Kriegsprofiteur_in. Gauner_in ist ein kleiner Begriff für das, was du wirklich tust. Du beutest diejenigen aus, die für Veränderungen kämpfen und scheinst dabei glücklich zu sein.
  9. Fotografiere die Polizei. Und nur die Polizei. Eine Ausnahme können Aktivist_innen sein, die ihre Reden/Demonstrationen aufgezeichnet haben wollen. Dies sollte etwas sein, worüber du vor dem Filmen fragen solltest.
  10. Leite weitere Richtlinien aus der obigen Analyse ab.

Kürzlich hat sich ein Live-Streamer in einem persönlichen Gespräch darüber geoutet, dass er „ACAB“ ist, aber auch bereitwillig sein Filmmaterial an die Polizei weitergibt. Wie kann das Sinn machen? Es gibt keine Sorgfalt, keinen Respekt und keine ordentliche Berichterstattung, um die Sicherheit derer in unserer Gemeinschaft zu gewährleisten. Deshalb müssen wir ihre Kameras zerschlagen und sie davon abhalten, von dieser und allen folgenden Bewegungen oder Aktionen zu profitieren.

Die Konversation entwickelt sich immer weiter. Live-Streaming von Protesten, Fotografieren und Videoaufnahmen haben keine „festen“ Richtlinien… aber… wenn Streamende und Fotograf_innen bereit sind, ihr Ego über die Bewegung zu stellen…

Dann ist dies ein Aufruf an die Leute, ihre Kameras und Handys zu zerschlagen. Zertrümmert sie, beschmiert sie, stellt ihnen Regenschirme in den Weg, benutzt selbstgemachte Privacy Shields, werft ihre Handys/Kameras in den verdammten Fluss.

„Immer wieder sehen wir, wie unsere Freund_innen mitgenommen werden, weil jemand seine fünf Momente des Ruhmes gewählt hat, den Kitzel zu sehen, dass sein Foto von unseren verdammten Gesichtern es auf die Seiten von Vice, dem Evening Standard, dem Guardian schafft. Das ist ihnen lieber als neben ihren Freund_innen und Kompliz_innen zu stehen und gegen den Überwachungsstaat zu kämpfen, der uns alle kontrolliert. Vielleicht sind sie auf unserer Seite; vielleicht denken sie, sie verbreiten das Wort, verbreiten die Revolte. Es spielt keine Rolle. Denn im Moment tragen sie nur zu einem Klima der Untätigkeit bei, der Angst vor dem Handeln, und verbreiten Informationen, die diejenigen, die uns zu Fall bringen wollen, gegen uns verwenden werden. Wenn du das nächste Mal jemanden siehst, der sein Objektiv in das Gesicht von jemandem schiebt, ein bisschen zu nah und persönlich wird, dir den Weg versperrt, um deinen Freund_innen zu helfen, damit sie einen gewinnenden Blickwinkel bekommen, bitten wir dich, nicht tatenlos zuzusehen.“

Kämpfe zurück. Beschütze deine Freund_innen. Schütze deine Gemeinschaft. Black Lives Matter. Black Communities Matter. Nimm die Polizeigewalt auf und nicht die Menschen, die dafür kämpfen, sie zu beenden.

[1] Clout ist ein Begriff aus der Jugendsprache, der besonders in den Postings der Gen Z Verwendung findet. Umgangssprachlich bedeutet „to have clout“ Einfluss oder Macht zu besitzen. In der Popkultur gelten Menschen mit Clout (Schlagkraft) als beliebt und cool. Auf Twitter besitzt Clout seine spezifischste Definition: Es steht häufig für Retweets, die zu neuen Follower_innen führen können.