Fuck Your Red Revolution: Gegen den Ökozid, für die Anarchie

Übersetzung eines Beitrags des Indigenen Anarchisten ziq

Lass deine langweiligen Slogans los

„Es gibt keinen ethischen Konsum im Kapitalismus“ ist ein ermüdendes Mem, von dem ich mir wünsche, dass es sterben würde. So oft wird dieser Slogan von den Roten benutzt, um diejenigen von uns zu verunglimpfen, die sich bemühen, Lebensentscheidungen zu treffen, die zur Schadensreduzierung in unseren Gemeinschaften und unserer natürlichen Umgebung beitragen.

Vegane Ernährung, Fahrradfahren, Müllfischen, Upcycling, Guerilla Gardening, Permakultur, Hausbesetzungen, Illegalismus, Food Forestry, Kommunen, Selbstversorgung und all die anderen „lebensstilistischen“ Aktivitäten, die „individualistische“ Anarchist:innen unternehmen, um ihren Schaden an der Umwelt zu minimieren, werden von vielen Anarcho-Kommunist:innen, Sozialökolog:innen, Anarcho-Transhumanist:innen, Syndikalist:innen und anderen industriehörigen Anarchist:innen beschämt und verspottet. Diese Roten sind versiert in workeristischer Rhetorik und sehen alle Lebensstilentscheidungen als „eine Ablenkung“ von der globalen proletarischen Revolution, die sie als ihr einziges Ziel sehen.

Du wirst hören, wie sie andere Anarchist:innen, die über ethische Wege zur Einschränkung ihres Konsums diskutieren, herabwürdigen, vor allem Leute, die vom Land leben oder ihre Teilnahme an der industriellen Zivilisation auf andere Weise einschränken; Leute, die sie lautstark als „Primmies“ oder „Lifestylist:innen“ abtun und verurteilen.

Sie werden uns sagen, dass wir aufhören sollen, unser Leben im Streben nach persönlicher Anarchie zu leben, weil „es im Kapitalismus keinen ethischen Konsum gibt“. Solange der Welt ein kapitalistisches System aufgezwungen wird, gibt es in den Köpfen der Roten keinen Grund, nach Anarchie zu greifen, bis dieses System gestürzt und durch ihr System ersetzt wurde. Unabhängig davon, wie unwahrscheinlich es ist, dass dies zu unseren Lebzeiten geschehen wird.

Die Verwendung von „kein ethischer Konsum“, um Menschen dafür zu beschämen, dass sie sich bemühen, gewissenhafter zu leben, und alle individuellen Handlungen als „konterrevolutionär“ oder „liberal“ zu verunglimpfen, entspringt einer zutiefst autoritären Denkweise, die an toxische maoistische Säuberungen erinnert, die Menschen dafür bestraften, dass sie sich anders kleideten oder Hobbys hatten oder irgendetwas anderes taten, als sich zu 100% der zerstörerischen Industriearbeit und dem Ruhm „der Revolution“ zu widmen (fast immer in Form eines roten Staates manifestiert).

Der rote Einfluss im anarchistischen Diskurs ist leider in den meisten entwickelten Teilen der Welt vorherrschend und kollektivistisch gesinnte Anarchist:innen bestehen darauf, dass sich jede:r Anarchist:in ihrem Hirngespinst eines Massenaufstandes widmet, um den Kapitalist:innen die Fabriken zu entreißen und sie an die Arbeiter:innen zu übergeben. Sie postulieren, dass demokratisierte Fabriken vorteilhafter für die Arbeiter:innen sein werden, weil sie ein größeres Stück des industriellen Kuchens erhalten werden. Das ist wahr. Aber dann behaupten sie, dass ihre Ideologie „die Umwelt retten“ wird, weil ein Arbeiterkollektiv nicht gierig und zerstörerisch sein wird wie ein kapitalistischer Vorstand. Das ist natürlich völlig unbegründet und ignoriert eklatant die Geschichte der kollektivierten Industrie und ihre verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt. Die eklatante Realität ist, dass Industriegesellschaften letztendlich ausnahmslos zum Ökozid führen.

Unzählige marxistische Revolutionen in der Geschichte haben der Umwelt so viel Schaden zugefügt, dass ganze Landstriche, wie zum Beispiel die Gegend um Tschernobyl, für Menschen unbewohnbar gemacht wurden. Auch heute noch werden Babys mit Geburtsfehlern geboren und die Krebsraten in den von der sozialistischen Industrie verwüsteten Regionen sind nach wie vor himmelhoch.

Werfen wir einen kurzen Blick auf das Erbe der ehemaligen UdSSR, das durch die rücksichtslose industrielle Zerstörung entstanden ist, anhand von 3 Beispielen.

Der Fluss Ural in Magnitogorsk, Russland, ist immer noch mit giftigen Bor- und Chromwerten aus dem nahegelegenen Stahlwerk gesättigt und vergiftet das gesamte Ökosystem und seine Bewohner:innen.

Der Aralsee, einst das viertgrößte Binnengewässer der Welt, wurde weitgehend durch die neu entstandene Aralkum-Wüste ersetzt, nachdem die Sowjets zwei Flüsse zur Bewässerung trockengelegt hatten. Das Meer hat jetzt nur noch 10 Prozent seiner ursprünglichen Größe.

Abflüsse von Ölfeldern in der Nähe von Baku haben alle lokalen Gewässer biologisch tot gemacht und jede Lebensform, die in diesen Ökosystemen über Jahrtausende gedieh, ausgelöscht.

Dies sind nur drei Beispiele für den verheerenden Ökozid, der durch das Streben nach industriellem Wachstum verursacht wurde (das laut Marx erforderlich ist, um den Kommunismus zu erreichen), und sie haben natürlich nur zu mehr Kapitalismus und mehr Elend geführt, denn der Industrialismus und das fortgesetzte Streben nach niederer Arbeit wird die Menschen nicht befreien.

Der Wechsel von einer vertikalen zu einer horizontalen Hierarchie wird den Industriearbeiter:innen sicherlich in einigen materiellen Aspekten zugute kommen, aber die Zerstörung unseres Planeten wird sich nicht verlangsamen, nur weil wir eine Machtverschiebung von den Bossen zu den Arbeiter:innen einführen. Die industrielle Produktion ist auf ununterbrochenes Wachstum angewiesen, und wenn man den Erfolg einer Gesellschaft an die industrielle Produktion bindet, schafft man ein Rezept für eine Katastrophe. Die Arbeiter:innen werden nicht dafür stimmen, ihre Industrie oder deren Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren, da ihr Lebensunterhalt vom Wachstum ihrer Industrie abhängt.

Und sie werden sich sicherlich nicht um jeden kümmern, der nicht auch ein Industriearbeiter ist, oder um die Bewahrung ihrer fremden Lebensweise. Indigene Menschen und jede Person, die vom Land lebt, werden von der roten Gesellschaft als eine unerwünschte Gruppe angesehen. Jede Person, die nicht mit den workeristischen Produktivitätsstandards mithalten kann, wird als eine Belastung für die industrielle Arbeit angesehen. Ein Feind der roten Revolution.

Jeder „konterrevolutionäre“ Rebell, der es wagt, sich dem industriellen Wachstum und der Ausbreitung der Industrie über Land und Meer in den Weg zu stellen, ist effektiv eine Belastung, die beseitigt werden muss, um die Revolution zu sichern. Das ist die Macht des Kollektivs. Gehorche oder werde zerquetscht. Rot oder tot.

Du siehst also, die Leute, die „kein ethischer Konsum im Kapitalismus“ nachplappern, haben in Wirklichkeit nicht die Absicht, ihren destruktiven Konsum einzuschränken, selbst im Kommunismus nicht. Sogar unter dem Anarcho-Kommunismus. Wenn überhaupt, dann hoffen sie, ihren Konsum zu steigern, indem sie mehr Kaufkraft erlangen. Im Kommunismus werden sie in der Lage sein, so viel zu konsumieren, wie ein Chef des mittleren Managements im Kapitalismus, weil alle Arbeiter:innen einen gleichen Anteil erhalten (bis die Ressourcen ausgehen und ihre Gesellschaft zusammenbricht).

Man kann auf einem endlichen Planeten nicht unendlich wachsen und alle industriellen Ideologien, egal ob sie sich selbst als „libertär“ oder „autoritär“ bezeichnen, scheinen diese einfache Tatsache zu ignorieren, weil es ihre Ideologie als null langfristige Überlebensfähigkeit in einer Welt entlarven würde, die bereits einen beispiellosen globalen Kollaps erlebt.

Schadensbegrenzung ist wertvoll

Es gibt immer eine ethischere Alternative zu allem. Das ist der Sinn der Anarchie, unsere Handlungen und unsere Auswirkungen auf unsere Umwelt zu analysieren und den Schaden zu begrenzen, der Autorität so weit wie möglich entgegenzuwirken. Ethik ist keine Alles-oder-Nichts-Angelegenheit – es gibt verschiedene Grade von Schaden.

Nur weil einige Lösungen nicht 100%ig rein und wunderbar sind, bedeutet das nicht, dass sie es nicht wert sind, gegenüber viel schädlicheren Alternativen eingesetzt zu werden. In der Anarchie geht es darum, die Autorität zu zerrütten, indem wir ethischere Lösungen für jedes Problem finden, das uns begegnet.

Hier ist ein Beispiel für mehrere Ebenen der Schadensreduzierung, die messbar einen Unterschied machen können. Dinge, die Rote, welche keine Emotionen zeigen, zweifelsohne als „lifestylistisch“ abtun werden, nur weil sie es nicht schaffen, den Kapitalismus sofort zu stürzen und eine kommunistische Utopie herbeizuführen:

Vegane, lokal angebaute, pestizidfreie, unverarbeitete Nahrung zu essen ist absolut ethischer als importiertes, verarbeitetes Fleisch zu essen.

Und warum?

Es wird viel weniger Kohlenstoff verbrannt, um das Essen anzubauen / zu lagern / zu transportieren / zu verarbeiten / wieder zu lagern / wieder zu transportieren. Die Arbeiter:innen, die in der „organischen“ Landwirtschaft involviert sind, sind nicht den viel gefährlicheren Bedingungen von Schlachthäusern / Legebatterien / Pestiziden / Schiffen / Lagerhäusern ausgesetzt. Weitaus weniger Tierleid und Tod geht in die Produktion der Lebensmittel. Das sind echte Messwerte.

Natürlich gibt es immer noch viele Schattenseiten der gewinnorientierten Landwirtschaft, wie z.B. die Wüstenbildung, die Ausbeutung von migrantischen Arbeiter:innen und die Zerstörung von einheimischen Ökosystemen, um Monokulturen zu pflanzen. Aber es ist immer noch viel besser als die Alternative, die in jeder Hinsicht weitaus größeren Schaden anrichtet…

Zum Beispiel verbrennen die Containerschiffe, die importierte Lebensmittel und Industrieprodukte transportieren, hochgradig verschmutzendes „Bunkeröl“; der schwarze, teerige Schleim, der übrig bleibt, wenn alle höherwertigen Kraftstoffe wie Benzin, Diesel und Kerosin aus dem Rohöl extrahiert worden sind. Im Jahr 2009 wurden vertrauliche Daten veröffentlicht, die zeigen, dass ein einziges Containerschiff so viel Umweltverschmutzung produziert wie 50 Millionen Autos. Die Schiffsarbeiter:innen werden die ersten sein, die diese hochkonzentrierten Abgase einatmen. Der Verzicht auf importierte Lebensmittel ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Ausbeutung.

Samen / Stecklinge zu kaufen und dein eigenes Essen in einem Gemeinschaftsgarten anzubauen, sowie Müllfischen vor Supermärkten ist ethischer als lokal angebaute Lebensmittel von einem gewinnorientierten Unternehmen zu kaufen.

Und warum?

Es wird noch weniger Kohlenstoff verbrannt, Abfall wird von Mülldeponien ferngehalten, es gibt keine Arbeiter:innen, die ausgebeutet oder gefährdet werden, es gibt kein Tierleid und keinen Tod, wenn du Direktsaatmethoden verwendest. Du kontrollierst alles, was in den Boden (und letztendlich in die Körper deiner Gemeinschaft) gelangt und kannst so die Wüstenbildung aufhalten und tatsächlich den Boden verbessern und das Ökosystem wieder aufbauen.

Nachteile: Die einheimische Flora wird zugunsten von domestizierten Nahrungspflanzen verdrängt. Landbesitz füttert den Staat über Steuern (es sei denn, du nutzt besetztes Land, um den Garten zu bepflanzen). In einer Stadt zu leben bedeutet, dass du immer noch viele Dinge konsumieren wirst, die du auf deinem begrenzten Raum nicht selbst produzieren kannst. Aber auch das ist eine messbare Verbesserung gegenüber dem vorherigen Szenario.

Aus der Stadt in eine ländliche Gegend ziehen und als Selbstversorger leben, um alle Lebensmittel in einem von dir angelegten Lebensmittelwald selbst anzubauen und deine Überschüsse zu verschenken oder zu tauschen. Auf Nahrungssuche gehen, wo es nachhaltig ist. Bäume auf jedem ungenutzten Stück Land pflanzen, das du siehst.

Und warum?

Erosion und Versteppung werden effektiv gestoppt, wo immer Nahrungswälder entstehen. Die Bäume reinigen die Luft von Kohlenstoff. Bäume sind die bei weitem geschicktesten Pflanzen bei der Evapotranspiration und sind ein wesentlicher Bestandteil des Wasserkreislaufs, von dem alle Lebensformen abhängen. Das Klima in der Umgebung wird geschützt, mit erhöhter Luftfeuchtigkeit und Niederschlägen.

Waldgärtnern macht den Planeten wieder fruchtbar. Vorzivilisierte Völker machten die Regenwälder so reichhaltig wie sie sind, indem sie sie pflegten und die Pflanzen verbreiteten, die sie für besonders nützlich hielten. Wenn genug Menschen in einem Gebiet Nahrungswälder anpflanzten, konnte sich die lokale Bevölkerung durch Jagen und Nahrungsuche ernähren, so wie sie es vor der Zivilisation taten.

So erhalten zukünftige Generationen das unschätzbare Geschenk der Autonomie vom industriellen System und das Wissen und den Anreiz, sich dem gewaltsamen Eindringen der Industrie in ihre Lebensweise zu widersetzen.

Persönliches Handeln geschieht nicht im Vakuum: Auf einen dauerhaften Kulturwandel hinarbeiten

Wenn eine Gruppe von Menschen sich dafür entscheidet, z.B. keine Kuhprodukte zu konsumieren, schafft das direkt weniger Nachfrage nach Kuhprodukten. Im Laufe des Lebens dieser Gruppe wird also weniger Wald abgeholzt, um die Kühe zu weiden, die sie nicht gegessen haben. Weniger Kühe werden von Robotervergewaltigungsmaschinen geschwängert. Weniger Kälber werden ihren Müttern entrissen, für ein paar Wochen in dunkle kleine Boxen gesteckt und dann geschlachtet, damit die Mutter weiterhin Milch für die Milchindustrie produziert.

Einige der Menschen, mit denen Veganer:innen interagieren, werden von ihren ethischen Entscheidungen und ihrer Lebensweise beeinflusst und dazu inspiriert werden, ebenfalls daran zu arbeiten, ihren Schaden am Ökosystem zu minimieren. Sie werden sich ebenfalls vegan ernähren und andere Menschen in ihrem Leben beeinflussen, es ihnen gleichzutun. Aus eine:m/r Veganer:in werden zwei, zwei werden zu zehn, zehn werden zu zehn Millionen. Der Kulturwandel breitet sich weit aus, berührt unzählige Leben und verändert den Lauf der Geschichte.

Auf diese Weise wird eine individuelle Handlung allmählich zu einer kollektiven Handlung. Die Menschen eifern langsam den anderen nach, nachdem sie deren Lebensstil kennengelernt haben und schließlich wird die lokale Kultur für immer verändert. Alle kulturellen Veränderungen fangen mit ein paar Innovator:innen an und weiten sich allmählich auf den Rest der Bevölkerung aus, wenn andere die Vorteile der neuen Kultur sehen.

Ähnlich verhält es sich mit Permakultur und Lebensmittelwäldern. Menschen fangen an, Lebensmittelwälder zu pflanzen und andere folgen ihrem Beispiel und schon bald hat man tausende Hektar Land, die vor der Versteppung gerettet werden und zu Zufluchten für Wildtiere werden.

Es gibt zahllose Orte, an denen dies nachweisbar ist, auch dort, wo ich herkomme (irgendwo in Westasien). Jede indigene Familie in diesen Bergen hat ein kleines Stück Land, das wir bewirtschaften. Je mehr Menschen sich dafür entscheiden, gemischte Waldanbaumethoden anstelle der üblichen gespritzten Monokulturen zu nutzen, desto mehr Menschen werden beeinflusst, unserem Beispiel zu folgen. Sie sehen, wie erfolgreich Lebensmittelwälder sind, um unsere Familien zu ernähren und die Kultur verschiebt sich allmählich.

Es muss einen kulturellen Wandel geben, der jeder revolutionären Bewegung vorausgeht und sie anleitet, sonst wird man am Ende nur den Kapitalismus wiederholen, wie es Marxist:innen immer wieder getan haben. Menschen, die einen zerstörerischen, konsumorientierten Lebensstil führen, der im Austausch für flüchtigen materiellen Komfort die Umwelt vernichtet, werden nicht in der Lage sein, zu einem ethischen Lebensstil überzugehen, nur weil „die Revolution“ stattgefunden hat. Sie werden einfach ihre zerstörerischen Wege unter dem „neuen“ politischen System wiederholen und die „Revolution“ wird umsonst gewesen sein. Der Kapitalismus wird nur eine weitere Papiermaske bekommen haben, hinter der er sich verstecken kann, während er uns tiefer in das schwarze Loch der industriellen Apokalypse zieht.

Scheiß auf deinen luxuriösen Space-Kommunismus

Ein einziges Kreuzfahrtschiff emittiert so viel Umweltverschmutzung wie eine Million Autos. Kreuzfahrtschiffe leiten jedes Jahr 1 Milliarde Gallonen Abwasser in den Ozean. Wie kann ein:e Anarchist:in in Kenntnis dieser Fakten beschließen, die Kreuzfahrtindustrie direkt zu finanzieren, indem er/sie Geld spart und einen Kreuzfahrturlaub bucht?

Die Roten werden dir geradeheraus sagen, dass der Kapitalismus an der grassierenden Umweltverschmutzung durch die Kreuzfahrtindustrie schuld ist und „nach der Revolution“ würde die Kreuzfahrtindustrie keinen Schaden anrichten, weil sie von Arbeiter:innen verwaltet würde.

In Wirklichkeit würde eine wirklich kommunistische Gesellschaft erfordern, dass Kreuzfahrten für alle Arbeiter:innen als Belohnung für ihre Arbeit kostenlos sind. Das bedeutet, dass es viel mehr Tourist:innen auf der ganzen Welt gibt und viel mehr Kreuzfahrtschiffe in den Ozeanen. Die Verbrennung von Kohlenstoff und die Verschmutzung würde tatsächlich stark zunehmen.

Aber lass uns das für den Moment ignorieren. Wir leben nicht in einer revolutionären kommunistischen Gesellschaft und wir werden nicht erleben, dass der Kapitalismus zu unseren Lebzeiten verschwindet. Der globale Kapitalismus ist stärker in der Gesellschaft verankert als je zuvor. Anarcho-Kommunist:innen sind so ein winziger, winziger, winziger, winziger Prozentsatz der Bevölkerung. Rote, die den „Lifestylist:innen“ sagen, dass sie aufhören sollen, einen Scheiß auf irgendetwas anderes zu geben, als den Kapitalismus zu „stürzen“, etwas, für das wir eindeutig nicht die Unterstützung oder die Schlagkraft haben, um es zu tun, ist einfach lächerlich.

Weiterhin Fleisch / verarbeitete Lebensmittel zu essen / jedes Jahr ein neues Handy, eine neue Spielkonsole, ein neues Tablet zu kaufen / Einwegplastiktüten / Toilettenpapier / chlorhaltige Reinigungsmittel zu verwenden / schlecht isolierte, überdimensionierte Betongebäude zu bauen / den Müll nicht zu kompostieren / den Schnee zu salzen / einen Pool zu heizen / einen Rasen zu pflanzen / auf eine Kreuzfahrt zu gehen / usw. / usw., weil „es im Kapitalismus keinen ethischen Konsum gibt“, steht einer positiven Veränderung aktiv im Weg und fördert direkt Untätigkeit / Schaden. Es verhindert aktiv, dass sich die Kultur in Richtung Anarchie verschiebt.

„Wir gehen jetzt auf diese Kreuzfahrt und tragen zum Ökozid bei, aber das ist okay, weil wir nach der glorreichen Revolution ethisch konsumieren werden“ könnte kein lächerlicherer Standpunkt sein, aber es ist im Wesentlichen das, was aus dem „kein ethischer Konsum im Kapitalismus“-Slogan geworden ist. Es ist ein trauriger Zustand, wenn diese leere Rhetorik in roten Kreisen als revolutionäres Denken durchgeht.

Ethisch begründete Entscheidungen sind nicht „liberal“, nur weil aufgeblasene Rote das sagen

Konsum im Kapitalismus (oder Sozialismus) ist nicht ethisch, aber das ist keine Entschuldigung für Untätigkeit. Es wird keine globale Revolution geben, die unsere Lebensweise über Nacht verändern wird. Die Geschichte hat uns die Unmöglichkeit dieser Vorstellung gezeigt – mit unzähligen „revolutionären“ Gesellschaften, die alle Fehler der kapitalistischen wiederholen.

Aber wir können kleine lokale revolutionäre Aktionen im Hier und Jetzt haben, die den Weg zu nachhaltigem Wandel auf breiterer Ebene weisen können. Frag einfach die Zapatista und ähnliche indigene sowie antizivile anarchistische Bewegungen auf der ganzen Welt. Niemand wird ihnen sagen, dass sie das Handtuch werfen und sich der globalistischen kapitalistischen/kommunistischen Industriezivilisation anpassen sollen, weil aller Konsum irgendwie gleich ist.

Jede Person kann persönliche, ethisch begründete Entscheidungen treffen und auch kollektive Aktionen organisieren. Ich habe keine Ahnung, warum so viele Kollektivist:innen diese Bestrebungen als sich gegenseitig ausschließend sehen. Aber du wirst schwer enttäuscht sein, wenn du glaubst, dass eine globale kollektivistische Revolution etwas ist, das realistisch erreichbar ist. Die Welt ist viel zu vielfältig, um in ein einheitliches Gebilde geformt zu werden, das von einer Ideologie aus dem 19. Jahrhundert kontrolliert wird, die den europäischen Fabrikarbeiter:innen dienen soll.

Ignoriere das scheinheilige Geschwätz von langweiligen Ideolog:innen. Es ist nichts „Liberales“ daran, das zu leben, was du predigst. Du behauptest, dass du gegen Hierarchie bist? Dann lebe dein Leben so, dass du die Hierarchie minimierst, wo immer du kannst. Setze ein Beispiel. Stelle dich der Bestie und bleibe standhaft, bis du deinen letzten Atemzug getan hast. Denn was sollst du sonst tun?

Rote! Hört zu, Freund:innen. Sich über Leute lustig zu machen, die sich darum kümmern, den Schaden, den sie anrichten, zu minimieren und lange und intensiv über die ethischen Implikationen ihrer Handlungen nachzudenken, macht euch nicht irgendwie radikaler als sie. Es macht euch nur zu selbstgefälligen Arschlöchern. Es ist mir egal, auf wie vielen Märschen ihr eure glänzende rote Fahne geschwenkt habt. In der Lage zu sein, die Worte eines längst verstorbenen weißen Philosophen zu rezitieren, macht dich nicht zu etwas Besonderem, also halt schon die Klappe über „Lifestylismus“.

Wenn wir Ausbeutung sehen und uns in direkten Aktionen engagieren, um sie zu bekämpfen, macht das unseren Kampf nicht nutzlos. Wir müssen in dieser Welt leben und Menschen sterben in ihr. Überall um uns herum leiden und sterben Unmengen von Menschen. Das zu ignorieren und nichts zu tun, weil unsere Aktionen zur Linderung dieses Leids nicht den Kommunismus herbeiführen werden, um die heiligen Arbeiter:innen von ihren Bossen zu befreien, wäre beschissen.

Kapitalismus & Kommunismus sind aus dem gleichen ausbeuterischen industriellen Tuch geschnitten

Die Kollektivist:innen, die kein Problem mit unterdrückerischen Konstrukten wie dem industriellen Fleischkonsum sehen, werden antiautoritäre Aktionen, die nicht gänzlich auf die Abschaffung der Kapitalistenklasse und die Beschlagnahme der Produktionsmittel ausgerichtet sind, sofort ablehnen. Viele dieser roten Anarchist:innen orientieren sich an Murray Bookchin, der gegen Ende seines Lebens seine Anti-„Lifestylismus“-Predigten hielt. Sie träumen davon, sich der Produktionsmittel zu bemächtigen und so einen größeren Anteil an der Beute zu erhalten, daher erschreckt es sie, dass grüne Anarchist:innen stattdessen die Fabriken und Einkaufszentren in Brand setzen wollen.

Rote sehen Müllfischende, Illegalist:innen, Veganer:innen, Selbstversorgende, Fahrradpunks, Hausbesetzende, Naturist:innen, Kommunitäre und andere „Lifestylist:innen“ als „Ablenkung“ von ihrem treibenden singulären Wunsch, den industriellen Kapitalismus durch den industriellen Kommunismus zu ersetzen. Sie wollen die Bosse aus der Gleichung entfernen, aber alles andere fast genau so belassen: Arbeiter:innen, Fabriken, Legebatterien, Globalisierung, Ökozid… In vielen Fällen sogar Gefängnisse und Polizei. Sie wollen alles, was die industrielle Gesellschaft der Welt aufgezwungen hat, nur dass sie dieses Mal schwören, dass es „egalitärer“ sein wird, mit „direkter Demokratie“ und einem gleichen Anteil am industriellen Kuchen für alle Arbeiter:innen.

Diese rotgefärbten Möchtegern-Industriellen bestehen darauf, dass wir unsere hart erkämpften Kämpfe aufgeben und uns ihnen anschließen, um auf einen egalitäreren Industrialismus zu drängen (und darauf zu warten), der uns einen gerechteren Anteil an den Gewinnen aus dem Krieg gegen die Wildnis gibt.

Sie lieben es, anarchistische „Lifestylist:innen“ (vor allem grüne Anarchist:innen) zu beschuldigen, sich irgendwie dem System anzupassen… Indem sie dagegen ankämpfen? Ihre schäbigen Bookchin-inspirierten Tiraden, in denen sie Anti-Zivilist:innen beschuldigen, in einem „Todeskult“ zu sein oder „konterrevolutionär“ zu sein (während sie selbst Ökozid und Massenausrottung befürworten), ergeben für mich wirklich keinen logischen Sinn. Grüne Anarchist:innen wie die Wasserschützer:innen in Kanada setzen ihr Leben aufs Spiel, um gegen den Vormarsch der Industrie zu kämpfen, während diese Yuppie-Miesmacher:innen in ihren bequemen Vorstadtsesseln sitzen und eine Mauer aus abfälligen Bemerkungen schreiben, um die Leute zu erniedrigen, die jeden Tag beweisen, dass sie Anarchie leben und atmen.

Sicher, die Bookchinist:innen, Chomskyist:innen und andere Anarcho-Brozialist:innen werden bei einem ordnungsgemäßen Protest in ihren offiziell lizenzierten Guy-Fawkes-Masken auftauchen und sie sind immer in der ersten Reihe ihrer lokalen Gewerkschaftsversammlung, begierig darauf, eine todernste Erklärung von einem Stapel gedruckter A4-Blätter zu lesen. Aber woher nehmen sie den Überlegenheitskomplex, um ihre Abscheu über „edgy Lifestylist:innen“ zu äußern? Es sollte an dieser Stelle offensichtlich sein, dass der Kommunismus die Welt nicht retten wird, dennoch bilden sie sich ein, die Statthalter der Gerechtigkeit zu sein.

Protestieren ist nur ein weiteres Rädchen in der Maschine der Demokratie. Die Illusion der Wahl. Es vollbringt nichts. Es macht dich sicherlich nicht revolutionärer als einen Anarchisten, der die bewusste Entscheidung trifft, so ethisch wie möglich zu leben. Leute, die denken, dass sie etwas Wertvolles erreicht haben, weil sie ein hübsches Schild bei einer Demonstration hochgehalten haben, machen sich selbst etwas vor. Alles, was sie tun, ist ihre Herrschenden zu bitten, nettere Herrschende zu sein. Die Machthabenden geben ihre Macht nicht auf, weil du ein Schild gemacht hast. Du bist nicht besser als „versiffte Lifestylist:innen“, weil du auf deiner Gewerkschaftsversammlung einmal Kropotkin zitiert hast.

Sowohl Proteste und Gewerkschaften als auch „Lebensstilentscheidungen“ sind längst vom System kooptiert worden und werden den Todesgriff, den es auf dem Planeten hat, nicht lockern. Das System ist ziemlich geschickt darin geworden, alle Versuche der Revolution zu schlucken und sie in Bizarro-Revolutionen zu verwandeln, die beschönigt und monetarisiert werden können, um das Wachstum des Systems zu fördern. Ich muss Anarchist:innen nicht daran erinnern, dass der Kommunismus jedes Mal, wenn er versucht wurde, sofort wieder in einen industriellen Kapitalismus verwandelt wurde. Die „Kommunistische Partei Chinas“ ist heute pro Kopf vielleicht der mächtigste Verfechter des Kapitalismus auf der Welt.

Gezielte Ablenkungen umarmen & ideologisches Greenwashing erkennen

Kollektivist:innen werden sich oft einmischen, wenn andere über Methoden der Schadensbegrenzung sprechen und darauf bestehen, dass wir aufhören, über „sinnlose Ablenkungen“ zu reden und uns stattdessen darauf konzentrieren, ihre vielgepriesene globale Arbeitergesellschaft zu erreichen, von der sie versprechen, dass sie kommen wird, wenn wir uns nur an den Händen halten und auf der Straße marschieren, bis jede:r sieht, wie großartig wir sind. Dann werden sich die Massen uns anschließen, um die Kapitalist:innen zu stürzen und ein kommunistisches Utopia zu errichten, wartet nur ab!

Viele Rote werden sogar behaupten, dass alle Diskussionen über Ethik und soziale Gerechtigkeit elitäres und klassistisches „liberales Getue“ sind, um die Arbeiterklasse zu spalten. Die schlimmsten von ihnen werden darauf bestehen, dass die Klasse das einzige Thema ist, mit dem wir uns beschäftigen sollten. Zur Hölle mit Feminismus, Postkolonialismus, der Umwelt und allen anderen „Ablenkungen“, die weiße männliche Arbeiter nicht interessieren. Workerismus und Klassenreduktionismus sind gute Bettgenossen.

Veganer:in, Müllfischer:in, Sammler:in, Hausbesetzer:in oder selbstversorgende Höhlenbewohner:in zu sein, muss nichts damit zu tun haben, andere Menschen zu beschämen. Es ist einfach die Art und Weise, wie jemand ihr Leben aus einer Vielzahl von Gründen lebt; viele davon aus ethischen Gründen, aber auch, um das Glück zu verfolgen, das jeder Mensch sich wünscht.

Die Entscheidung einzelner Anarchist:innen, ethischer zu leben, ist kein narzisstisches Kreiswichsen, wie Kollektivist:innen es gerne darstellen. Alle Anarchist:innen haben unterschiedliche Motivationen und unterschiedliche Ethiken. Wir alle leben in dieser Welt, in dieser Zeit und wir können nicht einfach so tun, als gäbe es eine große, globale, homogene Revolution gleich um die Ecke, die die Menschheit vor der schnell herannahenden industriellen Apokalypse retten wird, wenn wir nur laut genug skandieren und mehr luxuriöser Weltraumkommunismus-Memes auf unsere Facebook-Profile posten.

Es ist besonders verwirrend, den Roten dabei zuzusehen, wie sie die Anti-Zivilist:innen verachten, da keiner dieser angeblichen „kommunistischen Revolutionär:innen“ eine wirkliche Neigung gezeigt hat, das industrielle Desaster, das auf unserem Planeten angerichtet wurde, jenseits von absurden Versprechungen von „Weltraumkolonisation“, „Star Trek Replikatoren“ und „Asteroidenabbau“ anzugehen.

Selbst die wenigen Roten, die sich die Mühe machen, die Ökologie in ihren Theorien zu berücksichtigen, glorifizieren weiterhin Zivilisation, Industrie und Demokratie als Befreier. Sogenannte „sozialökologischen“ Bookchinist:innen versprechen, dass der Planet gerettet werden kann, wenn wir einfach „mehr Demokratie machen!“ Dann können wir alle mit unserem Stimmrecht am industriellen System teilhaben (davon profitieren) und uns für „ökologische Technologien“ wie Solar- und Windenergie entscheiden, um die Maschinen anzutreiben.

Vergiss die chinesischen Versorgungsbäuer:innen, die jeden Tag krebserregenden Industriemüll aus den Solarpanel-Fabriken auf ihr Land gekippt bekommen; die denken einfach nicht ökologisch genug. Und die Ghanaer:innen, die sich darüber aufregen, dass sich in ihren Hinterhöfen Berge von abgenutzten Solarmodulen zusammen mit dem Rest der veralteten Technik des Westens auftürmen, behindern nur den ökologischen Fortschritt mit ihrer spalterischen Erbsenzählerei! Es ist fast so, als ob sie nicht wollen, dass die Europäer:innen zwei Elektrofahrzeuge in jeder Garage haben? So lächerlich!

Wenn du einer Mehrheitsgruppe legitimierte Macht über Minderheiten gibst, benutzen sie diese immer, um sie zu unterdrücken. Alle Macht korrumpiert. Kollektivismus züchtet Hierarchie, weil die Interessen der dominanten Gruppe, z.B. der Fabrikarbeiter:innen, nicht die gleichen sind wie die Interessen der Minderheiten, z.B. der indigenen Hirt:innen, der Queers oder der Sexarbeiter:innen.

Wenn du glaubst, dass dein durchschnittlicher weißer „Fleisch-und-Kartoffeln“-Arbeiter plötzlich aufgeklärt und mitfühlend gegenüber der Notlage von Minderheiten wird, wenn du ihm die Macht der direkten Demokratie gibst, wie es sich Sozialökolog:innen und andere rote Anarchist:innen vorstellen, dann hast du der Welt um dich herum nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Immer wieder haben Wähler:innen ihre Stimme erfolgreich dazu genutzt, Migrant:innen, Sexarbeiter:innen, Trans- und Homosexuellen und jeder Person, die sie als von ihren normativen Standards abweichend ansehen, Rechte zu verweigern.

Den Zwang hinter dem „kollektiven Wohl“ verstehen

Die Roten erwarten von dir, dass du die Bedürfnisse des allmächtigen Kollektivs über deine eigenen Bedürfnisse stellst, aber das kollektive Wohl bedeutet wenig, wenn deine individuellen Bedürfnisse vom Kollektiv ignoriert werden.

Allzu oft verlangen die Roten im Westen, dass du dem „kollektiven Wohl“ gehorchst, und betreiben damit nur eine rotgewaschene weiße Vorherrschaft, in der das „Kollektiv“ lediglich „weiße männliche Arbeiter“ bedeutet und das „Wohl“ nur „unser Nutzen“. Den Willen der dominanten Bevölkerung in der Gesellschaft über deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu stellen, ist ein unglaubliches Vorhaben. Der Nutzen des weißen arbeitenden Mannes sollten für z.B. eine Braune arbeitslose Frau keine Rolle spielen.

Kollektivismus ist ein ziemlich lächerliches Konzept, wenn man wirklich darüber nachdenkt. Wir können nicht sieben Milliarden Menschen, die völlig unterschiedliche Vorstellungen vom Leben haben, als eine Einheit darstellen, denn sie sind nicht eine Einheit. Sie als eine Gruppe zu kollektivieren, „die Arbeiterklasse“, macht in unseren Köpfen keinen logischen Sinn und heizt nur die industrielle Ödnis an, die den gesamten Globus dezimiert. Warum sollten alle Menschen als Arbeiter:innen angesehen werden, warum sollte jede Person von uns an ihrer Fähigkeit gemessen werden, industrielle Güter zu produzieren?

Menschen von verschiedenen Orten haben unterschiedliche Bedürfnisse. Der Marxismus geht damit um, indem er die Menschen in Klassen einteilt und uns sagt, dass wir uns nur um die Arbeiterklassen kümmern sollen. Zur Hölle mit den Bauernklassen und den Jäger:innen und Sammler:innen und den Hirtennomad:innen und den „Landbesitzerklassen“.

Diese „Landbesitzerklasse“ schließt indigene Bevölkerungen ein, die von ihrem angestammten Land leben und niemanden ausbeuten, aber immer wieder haben Sozialist:innen sie für den Genozid ins Visier genommen, weil sie nicht in ihren ideologischen Rahmen passen. Dann beschlagnahmen die imperialistischen Sozialist:innen ihr Land und kommerzialisieren es, damit sie davon profitieren können. Beispiele dafür sind der kasachische Hungersnot-Genozid – ein Genozid, der von der UdSSR verübt wurde, weil die nomadischen Kasachen sich der Härte der Zwangskollektivierung widersetzten, oder die anglo-sowjetische Invasion im Iran und die daraus resultierende Hungersnot, die instrumentiert wurde, damit die roten Russ:innen die Kontrolle über die iranischen Ölfelder übernehmen konnten, oder Chinas gegenwärtig andauernde Landbeschlagnahmungen in seinen Gebieten und die Zwangsinternierung und „Umerziehung“ von einer Million Uigur:innen.

Die Idee, dass die Arbeiterklasse alle anderen übertrumpft, ist ein bewährtes Rezept für Kolonialismus und Genozid. Individuen, die den Konsum vermeiden und bewusst abseits des Systems leben, beuten niemanden aus, aber im Laufe der Geschichte haben Kollektivist:innen unsägliches Leid und Tod verursacht, indem sie versucht haben, indigene Länder nach ihrem Bild zu formen. Kollektivismus ist viel gefährlicher als „Lifestylismus“ für jede Person, die nicht in das ideologische Dogma der Kollektivist:innen passt.

Eine homogene Gruppe zu bilden, ein Arbeiterkollektiv, und ihnen zu sagen, dass sie die einzige Gruppe sind, auf die es ankommt, die Bewahrenden der heiligen Revolution, und dass sie jede Person beseitigen müssen, die ihre Revolution bedroht, weil sie nicht mit der roten Agenda übereinstimmt, ist nichts, was jemals zu etwas Gutem geführt hat. Zwangskollektivierung gab uns den sowjetischen Kasachen-Genozid, den chinesischen Völkermord des „Großen Sprung nach vorn“, den sowjetischen Holodomor-Genozid, etc. Und sie gab uns letztendlich den kollektivistischen Kapitalismus, wie wir ihn jetzt in China sehen – die ökologisch zerstörerischste Form des Kapitalismus, die es gibt.

Der Kommunismus und andere rote Ideologien (einschließlich derer, die vorgeben, anarchistisch zu sein) schaffen eine ebenso große Kluft zwischen den Gruppen wie der Kapitalismus. Die Macht verlagert sich nur zu den Produzent:innen statt zu den Besitzenden. Und historisch gesehen ist er genauso brutal in seiner Behandlung der Fremdgruppen. Jeder, der nicht Teil des industriellen Systems sein will, wie die kasachischen nomadischen Hirt:innen, ist im Grunde genommen gefickt. Wer widerspricht, stirbt.

Die roten Ideologien sehen die ganze Welt durch eine westliche industrielle Arbeiterlinse. Aber die ganze Welt ist nicht so organisiert wie der industrielle Westen und es ist unfair, allen westliche Werte und Wirtschaftssysteme aufzuzwingen.

Indigene Bäuer:innen in postkolonialen Ländern werden als Parias behandelt, als „Kulaken“, und massakriert, weil sie das Land ihrer Vorfahren „besessen“ haben, von dem sie sich nach kapitalistischer Definition ernähren. Nur weil die Armen in den kapitalistischen Industrienationen das Land, das sie bearbeiten, nicht besitzen, heißt das nicht, dass die Armen in anderen Teilen der Welt, in denen es kein Lehnsherrensystem gibt, schlecht sind.

Ein Garten, den du und deine Familie / dein Stamm bewirtschaften und auf den ihr zum Überleben angewiesen seid, ist persönliches Eigentum, aber der Kommunismus hat es immer wie Privateigentum behandelt. Als ob der Anbau von eigenen Lebensmitteln reaktionär und eine Bedrohung für die „revolutionäre“ Regierung wäre. Die UdSSR hat den Menschen sogar verboten, zu Hause Gärten anzulegen, damit sie gezwungen sind, sich vom Kollektiv zu ernähren. Um sie an das Fließband zu binden.

Nomadische Hirt:innen und umherziehende Jäger:innen und Sammler:innen werden ebenfalls kriminalisiert und ausgehungert, weil es im Kommunismus keinen Platz für Menschen gibt, die sich nicht dem industriellen Arbeitssystem unterwerfen. Sie werden als „Individualist:innen“ abgestempelt und dafür bestraft, dass sie sich der Kollektivierung widersetzen.

Lehne den Kollektivismus ab, umarme die Anarchie

Kollektivismus, egal ob kommunistisch, faschistisch oder kapitalistisch, ist ideologisch nichts, was meinen Interessen als indigener Selbstversorgungsfarmer und Sammler in diesen abgelegenen Bergen dient. Welches industrielle Dogma auch immer mir befohlen wird, mein Leben zu leben, dient nur dazu, mein Herz mit Kummer zu fühlen. Ich werde die Idee einer kollektiven Gesellschaft bei jeder Gelegenheit lautstark ablehnen, unabhängig von ihrem ideologischen Bündnis. Alle Industrie tötet alles Leben.

Ich bin ein Anarchist. Schon der Gedanke an eine „Gesellschaft“, die meine Lebensweise regelt, lässt mich ein wenig kotzen. Ihre Bedürfnisse sind nicht meine Bedürfnisse, ich will nicht dorthin gehen, wo das Kollektiv mich hinführen will. Mein Lebensstil und der meiner Vorfahren ist wahrscheinlich nicht mit deinem vergleichbar und wir sollten nicht zu einer Einheit verschmolzen werden, nur weil wir beide gezwungen sind, an den Maschinen zu arbeiten.

Der Aufbau lebendiger, atmender Alternativen zum industriellen System stellt zwanglose Beziehungen zwischen Menschen, Nicht-Menschen und unserer Umwelt her, besser als es Gewerkschaften und andere workeristische Bestrebungen je könnten. Workerismus verstrickt uns nur noch mehr in das System und macht uns von ihm abhängig, und wenn wir dann wie durch ein Wunder eine Revolution schaffen… reproduzieren wir einfach wieder das kapitalistische System, weil es alles ist, was wir kennen. Funktionierende Beispiele von Anarchie wie autarke Lebensmittelwälder sind für mich viel revolutionärer als eine Gewerkschaft oder ein Protestmarsch. Alle Anwendungen von Anarchie sind wichtig, aber ich schätze Anarchie, die ich sehen und anfassen kann.

Die einzige Revolution, die mich interessiert, ist eine, die Abhängigkeiten von künstlichen Strukturen beseitigt. Ich möchte vom System befreit werden, nicht zum System werden. Das Kollektiv ist nicht mein Herr. Das Kollektiv ist eigentlich nur ein weiterer Staat, egal wie schön man es verpackt.

Rote Anarchist:innen – Wenn ihr nicht die Verantwortung für den Schaden übernimmt, den ihr anrichtet, wird es niemand tun. Es wird keine entrückte Revolution kommen, die die Sünden des Kapitalismus auslöscht und euch von jeglicher Schuld für euren Anteil daran freispricht, weil „kein ethischer Konsum“. Es gibt nur dieses Leben, das du lebst und deine Entscheidungen sind absolut wichtig. Sie formen, wer du bist und den Einfluss, den du auf deine Umwelt und deine Kultur hast. Wenn du einfach weiter Schaden anrichtest und deine Handlungen auf den Kapitalismus schiebst, bist du nicht anders als jeder CEO, der Giftmüll in einem Fluss in China ablädt. Schadensbegrenzung in deiner Gemeinschaft ist etwas, worauf du direkten Einfluss hast. Du kannst dich entscheiden, den Müll nicht abzuladen. Oder du kannst ihn abladen und es vor dir selbst rechtfertigen, indem du sagst „es ist okay, weil der Kapitalismus es getan hat“.

Das ganze „kein ethischer Konsum“-Argument und ähnliche herablassende Slogans, die von halbherzigen Sozialist:innen nachgeplappert werden, sind nur ein Weg, um ihre Untätigkeit im Angesicht verheerender Unterdrückung zu rechtfertigen.

Es wird immer unwahrscheinlicher, dass wir das globale Massensterben, das die Industrie auf dem Planeten angerichtet hat, aufhalten können, aber Anarchist:innen haben sich noch nie von unmöglichen Chancen aufhalten lassen. Wir kämpfen, weil wir existieren und wir existieren, um zu kämpfen. Wie auch immer die Chancen stehen.

Wir können uns entweder dafür entscheiden, Maßnahmen zu ergreifen, um dem gewalttätigen System zu widerstehen, beginnend auf individueller und lokaler Ebene, oder wir können leben und sterben, indem wir darauf warten, dass der Kapitalismus weltweit auf magische Weise verschwindet, während wir voll und ganz an ihm teilhaben und damit sein Wachstum und seine Gewalt noch verstärken.

„Think Globally, Act Locally“ mag ein Klischee sein, aber es ist wirklich die einzige Macht, die wir haben. Wenn wir nicht in unserer eigenen Nachbarschaft auf jede erdenkliche Art und Weise aktiv werden, warum sollten wir dann überhaupt so tun, als ob wir uns um Anarchie kümmern?

Alles, was wir tun, um dem Ökozid zu widerstehen, lohnt sich. Lass dir von niemandem etwas anderes erzählen.