16 Dinge, die du tun kannst, um unregierbar zu sein

Der nachfolgende Beitrag ist eines von 85 Artikeln aus dem Buch Schwarze Saat – Gesammelte Schriften zum Schwarzen und Indigenen Anarchismus.

Anmerkung: Im Buch befinden sich völlig unterschiedliche, und teils widersprechende, Positionen. Es werden hier alle Beiträge veröffentlicht, auch solche, deren Positionen wir nicht teilen.

16 Dinge, die du tun kannst, um unregierbar zu sein

Indigenous Action

Seit 1492 wehren wir uns gegen die Beherrschung, Kontrolle und Ausbeutung durch die Kolonialmächte. Unregierbar zu sein bedeutet, dass wir der kolonialen Autorität keine Treue schwören und für unser Überleben, unsere Identität, unsere Zugehörigkeit und unser Wohlergehen nicht von ihren Systemen abhängig sind.

Angesichts von COVID-19 und offenkundigem Faschismus feiern wir die kraftvollen Ausdrucksformen direkter Aktionen und Interventionen gegen Kapitalismus, weiße Vorherrschaft, Cis-Heteropatriarchat und den kolonialen Polizeistaat. Von den kraftvollen BLM-Aufständen bis hin zum Abriss rassistischer Statuen, von autonomen Zonen bis hin zu den Tausenden von Projekten der gegenseitigen Hilfe auf Turtle Island, die uns mit dem Nötigsten versorgen und unterstützen, haben unsere Gemeinschaften seit Generationen direkt gehandelt und alternative Infrastrukturen aufgebaut, um nicht vom Staat oder von Konzernen abhängig zu sein.

Wir versuchen, uns so direkt wie möglich an den Ursachen zu organisieren und einzugreifen, welche die unterdrückende soziale Ordnungen aufrechterhalten, während wir gleichzeitig daran arbeiten, kreativ Alternativen aufzubauen und zu unterstützen, die auf gegenseitiger Hilfe, Würde und kollektiver Selbstbestimmung jenseits des Kapitalismus beruhen. Wir sind unregierbar, und wir müssen es diesem Kolonialsystem unmöglich machen, auf gestohlenem, besetztem Land zu regieren. Baue, unterstütze und vermehre autonome Organisationen und nimm deine Rolle in diesen Kämpfen an.

16 Dinge, die du tun kannst, um unregierbar zu sein:

Baue eine Bezugsgruppe auf.

Eine Bezugsgruppe ist eine kleine Gruppe von 5 bis 20 Personen, die bei direkten Aktionen oder anderen Projekten autonom zusammenarbeiten. Bezugsgruppen bestehen in der Regel aus Gleichgesinnten, die zusammenkommen, um etwas zu erreichen. Wenn du bereits eine Bezugsgruppe hast, dann vernetze und bündele diese Gruppen!

Skills steigern.

Wenn wir uns vom Kapitalismus und den kolonialen Apparaten lösen wollen, müssen wir lernen, Dinge für uns und andere zu tun, die über das Kaufen, Verkaufen und Arbeiten oder den Staat um Hilfe zu bitten hinausgehen. Von Selbst- und Kollektivverteidigung bis hin zu Gartenarbeit, Fahrradbau, Unschooling und gegenseitiger Fürsorge — wir können eine Fähigkeit erlernen und eine Fähigkeit teilen. Wir können die Wertschätzung von Fähigkeiten ändern und Hierarchien von Klasse und Ableismus abbauen.

Eine gute Sicherheitskultur etablieren und praktizieren.

Eine Sicherheitskultur ist notwendig, um staatliche Unterdrückung zu überleben. Wir können eine Menge Infiltration und Desinformation verhindern, indem wir unsere Kommunikation und Konfliktbewältigung verbessern. Wir können immer noch horizontal und transparent sein, ohne die Sicherheit zu opfern.

Praktiziere transformative und wiederherstellende Gerechtigkeit.

Starke Gemeinschaften machen Polizei und Gefängnisse überflüssig. Wir können unsere Kultur verändern, um Gewalt und Missbrauch zu verhindern. Wir können unsere Fähigkeiten ausbauen, um Konflikte zu konfrontieren und zu lösen. Wir können unsere Bindungen stärken und unsere Beziehungen entgiften, damit das Leid in unseren Gemeinschaften keinen Raum hat, um zu wachsen.

Gegenseitige Hilfe.

Gründe eine Gruppe für gegenseitige Hilfe und biete denjenigen, die in Not sind, die notwendige Unterstützung. Die Organisation gegenseitiger Hilfe kann sicherstellen, dass unsere Gemeinschaften nicht von Konzernen und dem Staat abhängig sind. Verlagere deinen Ressourcenverbrauch auf Dinge, die du selbst anbauen und herstellen kannst oder die du im Widerstand von anderen erhältst. Baue Netzwerke für Hilfe und Ressourcen jenseits des Kapitalismus auf.

Gegenseitige Verteidigung.

Vom Waffentraining über die Taktik auf der Straße bis hin zu Einsätzen von Sicherheitsteams — wir müssen über die Fähigkeiten und Ressourcen verfügen, um unsere Gemeinschaften gegen faschistische Angriffe auf unsere Menschen, nicht-menschliche Wesen und unser Land zu verteidigen.

Konfliktinfrastruktur aufbauen und erhalten.

Konfliktinfrastruktur ist jede Struktur, die wir organisieren, um in unseren Kämpfen effektiver zu sein. Eine Infrastruktur, die über die bloße Bereitstellung von Informationen und Dienstleistungen hinausgeht und stattdessen unsere Fähigkeit zum tatsächlichen Widerstand stärkt. Von Gemeinschaftsgärten und kollektiv koordinierten Farmen bis hin zu Infoshops und unabhängigen Medien/Kommunikation.

Offene Hausbesetzungen für obdachlose Menschen.

Miete ist Diebstahl. Privateigentum ist koloniale Gewalt über das Land. Schafft Pacht und Privateigentum ab. Gebt das Land den ursprünglichen Besitzenden zurück. Schaffe Räume zum Leben jenseits von Vermieter*innen.

Verteidige und fordere das Land deiner Vorfahr*innen zurück.

Denn LandBack bedeutet, die koloniale Besetzung zu beenden und die Indigene Verwaltung unseres angestammten Landes wiederherzustellen. Unsere heiligen Beziehungen zu unseren ursprünglichen Heimatländern wiederherstellen, mit allem, was dies spirituell und materiell mit sich bringt. Befreie das Heilige.

Entschädigung.

Enteigne, was den Schwarzen und Indigenen Völkern gestohlen wurde, und hole es zurück. Eine radikale Umverteilung ist notwendig.

Schalte die Scheiße ab.

Greife in die kritische Infrastruktur an den Stellen ein, an denen Kapitalismus und Kolonialismus am verwundbarsten sind. Besetze die Straßen, Fabriken, Häfen, Fracking-Plätze, Pipelines, Kraftwerke, zerschlage die Grenzen, sei schlau und kreativ! Das ist auch ein effektiver Weg, um die Industrien ins Visier zu nehmen, die den Klimawandel verursachen.

Seid kämpferisch intersektional.

Denn wir werden diese alten, beschissenen Verhaltensweisen nicht mehr hinnehmen. Scheiß auf Anti-Blackness, scheiß auf Orientalismus, scheiß auf Islamophobie, scheiß auf Antisemitismus, scheiß auf Transfeindlichkeit, scheiß auf Heteropatriarchat, scheiß auf weiße Vorherrschaft, scheiß auf Imperialismus, scheiß auf Behindertenfeindlichkeit, scheiß auf Hierarchie, scheiß auf Rassismus, scheiß auf Staatsbürgerschaft, scheiß auf Privilegien, scheiß auf alles, was scheiße ist!

Radikale Selbst- und Kollektivsorge praktizieren.

Um der Macht gefährlich zu werden, müssen wir uns um uns selbst und um die anderen kümmern. Lerne häufige Trigger und wie du kommunizieren kannst, ohne beschissen zu sein. Lerne, deine Bedürfnisse, Grenzen und Wünsche effektiv und ungiftig zu kommunizieren — denke daran, dass es für Menschen im Kampf und Widerstand am schwierigsten ist, Zugang zu Ressourcen für mentale und spirituelle Betreuung zu bekommen. Bewegungsarbeit kann für Menschen, die viele Erfahrungen mit Siedlerpolizeiarbeit und Gewaltauslösern gemacht haben, unerträglich sein — finde Wege, um zu kommunizieren und Gruppennormen und -grenzen auszuhandeln, die den Bedürfnissen der Menschen entgegenkommen, wenn sie angemessen sind. Erkenne toxische Kommunikationsmuster und lerne/schaffe Wege, sie abzubauen und auf gesündere und weniger schädliche Weise zu kommunizieren. Sei ehrlich zu deinen Grenzen und achte auf dich und die anderen. Der christlich geprägte, kapitalisierte Kolonialstaat hat uns gelehrt, niemals auszuruhen oder zu heilen. Weise alle Versuche zurück, Menschen dazu zu zwingen, über ihre Grenzen hinauszugehen. Radikale Selbstfürsorge macht uns sicher und unverwundbar, wenn wir uns ständig gegen die Regierbarkeit durch den Staat auflehnen.

Mache alles für alle zugänglich.

Wir lehnen Ableismus und die Objektivierung unseres Körpers und Lebens ab und bauen kommunale Pflegenetzwerke mit Menschen auf, die in der Lage sind, Erste Hilfe und Pflegeunterstützung für ein breites Spektrum von Bedürfnissen zu leisten. Fordere Ableismus in unserer Sprache heraus, in der Art und Weise, wie wir uns organisieren und wie wir uns gegenseitig wertschätzen. Wir sind alle genug.

Schaff die Vergewaltigungskultur ab.

Lerne über Vergewaltigung und Vergewaltigungskultur und wie sie mit der Schändung heiliger Länder zusammenhängt. Transformiere unsere Kultur und Praktiken in Bezug auf Verabredungen, Humor, Beziehungen, Sexualität, Zustimmung, Partys, Sexarbeit und Spiel, um die Vergewaltigungskultur abzuschaffen. Ziehe Mactivist*innen [1], Vergewaltiger*innen, Missbrauchende, Opportunist*innen und Widerlinge zu Rechenschaft. Stelle Zustimmung und gesunde Beziehungen in den Mittelpunkt unseres Handelns.

Verbreite radikale und kämpferische Freude.

Wir können den ganzen Scheiß auf den Kopf stellen, während wir tanzen, singen, feiern, lachen, spielen, staunen, tiefe Gespräche führen, Geschichten erzählen, Kunst machen, Liebe machen, Magie machen, Unglaubliches machen und Spaß haben.

[1] Personen, die ihren Ruf als Aktivist*innen oder Organisator*innen ausnutzen, um andere Menschen anzumachen.