Kennen Sie Ihren Nachbarn Herrn Neumann? Er wohnt in der Bellevue 21. Statten Sie ihm doch mal einen Besuch ab und fragen Sie ihn, warum er in Afrika mehr als 400 Familien brutal hat vertreiben lassen? Da eine ehrliche Antwort von ihm eher nicht zu erwarten ist, haben wir hier ein paar Fakten zusammengetragen, die die Machenschaften Herrn Neumanns aufzeigen.
2001 hat die Neumann-Kaffee-Gruppe in Uganda Land für eine neue Plantage gesucht. Auf dem von der Regierung angebotenen 2.500 Hektar großen Grundstück im Distrikt Mubende westlich der Hauptstadt Kampala – Ideal für den Kaffeeanbau – lebten allerdings Menschen, überwiegend Kleinbauern. Nachdem sie nicht freiwillig gingen, kamen eines Tages Soldaten mit Baggern und haben alles zerstört, was die ohnehin armen Bauern hatten: die Häuser und Viehställe wurden niedergewalzt oder niedergebrannt, die Ernte der Kleinbauer sowie ihre Bienenstöcke vernichtet, die traditionell (nicht plantagenhaft) gesetzten Kaffee- und Bananenbäume abgeholzt. Wer noch Hab und Gut aus seinen Häusern retten wollte, wurde mit Schlagstöcken vertrieben. Viele Familien mit Kindern mussten danach im nahegelegenen Wald unter Bäumen leben.
Die Neumann-Manager gaben an, nichts von der gewaltsamen Militäraktion gewusst zu haben. Außerdem habe es sich „nur“ um 600 Menschen gehandelt und die seien entschädigt worden, hieß es beschwichtigend. Die Betroffenen sprechen demgegenüber von 4.000 Bewohnern aus vier Dörfern. Manchen wären umgerechnet 30 Euro als Entschädigung angeboten worden. Neues Land hätte es für die Kleinbauern nicht gegeben.
Über 2.000 der Vertriebenen hatten vor dem High Court of Uganda in Kampala Klage gegen dieses Unrecht eingereicht. Die Gerichtsverhandlungen wurden 11 Jahre lang verschleppt (im Korruptions-wahrnehmungsindex (CPI) liegt Uganda auf Platz 142 – nur 37 Staaten gelten als korrupter). Dann aber gab das Gericht im März 2013 den Klägern Recht. Laut „Informationen zur deutschen Außenpolitik“ vom 15.08.2013 hätten die Plantagenmanager über die bevorstehende Vertreibung Bescheid gewusst. Die Menschenrechte und Werte der Bewohner hätten respektiert werden müssen, das Gericht sprach den Vertriebenen eine Entschädigung von umgerechnet rund 11 Millionen Euro zu. Die Neumann-Gruppe hat allerdings Berufung eingelegt und verzögert damit weiter, dass die brutal ihrer Lebensgrundlage beraubten Familien zumindest eine Entschädigung erhalten.
Die „Informationen zur deutschen Außenpolitik“ berichtete außerdem, dass eine Gruppe der ugandischen Vertriebenen im Juni 2009 erfolglos bei der deutschen “Nationalen Kontaktstelle“ (NKS) Beschwerde gegen Neumann eingereicht hatte. Diese Kontaktstelle ist beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt und prüft bei Beanstandungen, ob Firmen im Ausland gegen den „OECD-Verhaltenskodex“ verstoßen haben. Die NKS sah keinen Grund für Beanstandungen – was zwei Jahre später durch den obersten Gerichtshof Ugandas widerlegt wurde.
Am 16. Dezember 2019 bot die ugandische Staatsanwaltschaft in einer Verhandlung in Kampala eine finanzielle Entschädigung für zerstörtes Eigentum in Höhe von insgesamt 3,8 Milliarden Ugandischen Schilling an (rund 950.000,- Euro), also nur rund 8,5 % dessen, was der oberste Gerichtshof Ugandas in erster Instanz ausgeurteilt hatte. Es bedarf keiner großen Phantasie um zu ahnen, wer in diesem äußerst korrupten Staat dafür sorgt, dass weiter versucht wird, die vertriebenen Bauern mit einem Taschengeld abzuspeisen. Legt man die von den Betroffenen genannte Zahl von 4.000 Betroffenen zugrunde (allein 2.000 haben geklagt), würde jede vertriebene Person mit knapp 240,- Euro dafür abgespeist, dass ihnen ihr Land und damit ihre Lebensgrundlage gewaltsam genommen wurde!
Die Neumann Kaffee Gruppe hat bisher überhaupt noch kein Entschädigungsangebot vorgelegt.
Anna Nandyose Katende, eine Betroffene sagte in der Fernsehsendung Panorama 3: „Sie sollen mir mein Land zurückgeben. Das ist das Einzige, was ich will. Sie sollen mir mein Land zurückgeben und mich für alles entschädigen, was ich erleiden musste. Sie haben mir meinen inneren Frieden genommen. Ich habe keinen Frieden mehr.“
Falls Sie Herrn Neumann beim Spazierengehen treffen, richten Sie ihm doch bitte einen Gruß von Frau Katende aus. Bis heute hat sie weder ihr Land noch eine Entschädigung erhalten.
Quelle: Indy