Verfasst von Sanaz, entnommen aus dem Archiv vom schwarzen Pfeil
Lesbische, homo- und bisexuelle, sowie Trans*Menschen gehören in der Islamischen Republik Iran zu einer der am stärksten unterdrückten Gruppen. Sie sind schweren Menschenrechtsverletzungen und weit verbreiteter Diskriminierung ausgesetzt. Hochrangige Regierungsbeamt*innen bezeichnen diesen Teil der Gesellschaft mit hasserfüllten Begriffen wie „die Niedrigen“ und „die Kranken“. Es ist noch nicht lange her, dass Emad Baghi, einer der prominentesten Menschenrechtsaktivisten im Iran, ein gestelltes Foto von zwei ausländischen Homosexuellen öffentlich als ekelhaft bezeichnete. Nach negativem Feedback von Twitter-Nutzer*innen, bekam er von Medien wie der persischen BBC, sieben Minuten Zeit, um seine homophoben Behauptungen zu wiederholen.
Homosexualität kann in einigen Fällen sogar mit der Todesstrafe bestraft werden. Für Küssen und gegenseitiges Berühren sind Peitschenhiebe vorgesehen. Durch die Kriminalisierung homosexueller Handlungen wird jegliche Form von Gewalt sowohl durch Regierungsbeamte als auch durch zivile Personen legitimiert wie z. B. die Anwendung von Folter, Schlägen und Vergewaltigung.
Laut einer Studie sind mehr als 62 % der LGBT-Personen im Iran Opfer von häuslicher Gewalt und mehr als 70 % von ihnen haben Selbstmord in Erwägung gezogen. Die große Mehrheit der sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten ist im Iran einer oder mehreren Formen von Gewalt durch Familienmitglieder ersten Grades, Verwandte und Bekannte ausgesetzt. Fast 30 % von ihnen haben sexualisierte Gewalt und mehr als 77 % körperliche Gewalt erfahren. Des weiteren wurden mehr als 38 % von ihnen zu einer Zwangsheirat genötigt. Allerdings haben 68% dieser Opfer aus Angst vor staatlicher Gewalt sich nie oder nur selten an die Justiz und die Polizei gewandt. 19 % der Opfer wurden auch von Mitarbeiter*innen der Polizei oder der Justiz misshandelt.
Die Wenigen, die die erfahrene Gewalt durch ihre Familien oder ihrer Umgebung der iranischen Justiz und Polizei gemeldet haben, wurden aufgrund ihrer Geschlechtsidentität, sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechtsausdrucks von der Polizei verhaftet und waren auch nach ihrer Verhaftung körperlicher und verbaler Gewalt oder sexualisierten Übergriffen ausgesetzt. Im Allgemeinen werden iranische Leben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Personen regelmäßig auch von staatlicher Seite aus schikaniert und im Falle einer Verhaftung eines fairen Verfahrens beraubt.
Darüber hinaus zwingt die iranische Regierung lesbische Frauen und schwule Männer systematisch dazu, sich einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen. So werden beispielsweise schwule Männer zu Operationen oder Hormoneinnahmen gezwungen, weil davon ausgegangen wird, dass sie eigentlich Frauen seien. Die psychologischen und körperlichen Folgen dieses Vorgehens sind für die Betroffenen verheerend. Des weiteren werden LGBT-Personen in der Islamischen Republik Iran zwangssterilisiert.
Der Iran ist heute eines von 76 Ländern auf der Welt, die Strafen für LGBT-Menschen (meist schwule Männer und lesbische Frauen) vorsehen. Dazu gehören Gefängnisstrafen, Auspeitschen, Geldstrafen und die Todesstrafe. In nur fünf Ländern weltweit ist die Todesstrafe für LGBT-Menschen heute noch gültig.
Homosexualität ist in der Islamischen Republik Iran strafrechtlich verboten. Die juristische Verfolgung homosexueller Menschen gipfelt in der Todesstrafe dieser. Genaue Statistiken über die Anzahl der Hinrichtungen von Homosexuellen sind nicht verfügbar, da viele dieser Hinrichtungen unter anderen Rubriken wie Vergewaltigung durchgeführt werden. Zu den Sanktionen bei homosexuellen Handlungen zwischen Männern gilt im Falle der Penetration die Todesstrafe. In Fällen, in denen der Akt der Penetration nicht stattgefunden hat, beträgt die Strafe 100 Peitschenhiebe. Nach dem islamischem Strafrecht ist zum Nachweis von „Sodomie“ die vierfache Wiederholung des Geständnisses einer Person oder die Aussage von vier gesellschaftlich angesehenen Zeugen eines Gerechten erforderlich; Richter können aber auch Beweise akzeptieren. Frauen und Mädchen, die homosexuelle Handlungen zum vierten Mal begehen, werden ebenfalls zum Tode verurteilt.
Bis 2011 wurde das islamische Strafgesetzbuch verwendet, um Urteile vor Gericht gegen LGBT-Menschen im Iran zu vollstrecken, ab dem 29. Februar dieses Jahres wird das neue islamische Strafgesetzbuch gegen LGBT-Menschen umgesetzt und verwendet. Die gesetzlichen Bestimmungen zu LGBT-Menschen im neuen Gesetz sind noch immer grausam. Zumindest wird nun aber zum ersten Mal das Wort „schwul“ im Gesetzestext verwendet. Doch obwohl sich die Bedingungen in diesem Gesetz leicht geändert haben, ist keine wirkliche Verbesserung der Situation von LGBT- Menschen damit in Aussicht. Weiterhin wird die penetrierte Person laut Artikel 233 in jedem Fall hingerichtet, und die penetrierende Person wird nur im Falle von „Gewalt, Widerwillen und Ehegattenschaft“ hingerichtet. Tatsächlich wird die penetrierende Person nach dem neuen Gesetz nur dann hingerichtet, wenn er die andere Person vergewaltigt hat, verheiratet war oder mit seiner Ehefrau Sex hatte bevor er homosexueller Geschlechtsverkehr praktizierte. Des weiteren stellen homosexuellen Handlungen zwischen nicht-muslimisch und muslimischen Personen einen Grund zur Hinrichtung dar.
• Zwei Männer, die 1983 nach der Veröffentlichung eines Videos ihrer Beziehung zum Tode verurteilt wurden,
• die Nachricht von der Hinrichtung zweier Teenager aus Mashhad im Jahr 1984 wegen „Sodomie“,
• die Hinrichtung von zwei jungen Männern im November 1984 wegen „Sodomie“ in Gorgan,
• die Hinrichtung von drei Männern wegen „Sodomie“ in Ahvaz im Jahr 1990, ein Großteil der veröffentlichten Urteile bezog sich auf schwule Männer.
In der Regel wird über die Ermordung und Folterung von Homosexuellen im Iran nicht öffentlich berichtet. Die Berichterstattung über die Hinrichtung eines jungen schwulen Mannes, Alireza Fazeli, durch seine Familie im Juni 2021, stellt eine Ausnahme dar.