Unserem Freund Andi geht es zunehmend schlechter. Er ist nun seit mehr als vier Jahren in Neapel inhaftiert und leidet seitdem an den Folgen seines immer noch unbehandelten Krebs. Er wird von Tag zu Tag schwächer und fühlt sich nur noch miserabel. Darüber hinaus lässt die Anstalt immer wieder Briefe verschwinden, behält Post ein oder verzögert die Ausstellung von Briefen um viele Wochen.
Andi hat erst nächstes Jahr sein Revisionsverfahren in Rom, doch es ist bei seinem derzeitigen gesundheitlichen Zustand komplett ungewiss, ob er diesen Tag noch erleben wird. Er hat in den letzten Monaten extrem an Gewicht verloren und hat andere Symptome einer ernsthafter Krebserkrankung. Ein unbehandelter Krebs kann nach vier Jahren jederzeit tödlich sein… und der Staat will, dass Andi stirbt. Andi stirbt einen langsamen Tod und es interessiert den (italienischen und den deutschen) Staat einen Dreck.
Wir erwarten von dem Staat weder Gerechtigkeit noch Fürsorge, doch die Umstände, die Andi gezwungen ist zu erdulden sind auch für uns immer wieder schockierend und es scheint unglaublich, dass mitten in Europa einem Inhaftierten jegliche ernsthafte medizinische Versorgung verweigert wird. Mal dient sein Status als angeblicher „linker Terrorist“ als Begründung, warum er nicht ins Krankenhaus kann, dann die Überlastung durch die Corona-Pandemie, dann wieder irgendwelche bürokratisch-jursitischen Verklausulierungen und dann wieder seine rebellische Haltung.
Der Staat war und ist schon immer ein Mörder gewesen und schreckt vor keinem Massaker zurück. Im März 2020 sind in Italien bei Knastrevolten insgesamt 25 Gefangene von Staatsdienern ermordet worden, alleine neun im Gefängnis von Modena – ein in der Geschichte Italiens unvergleichbares Ereignis. Zeitgleich wurden in dem Gefängnis Santa Maria Capua Vetere, wo Andi zuvor absaß, Gefangene systematisch gefoltert und kollektiven Strafen und Erniedrigungen wie dem Abrasieren der Kopfhaare ausgesetzt. Wenn der Staat mit Rebellionen und Revolten konfrontiert ist, schreckt er vor keiner Bluttat zurück – das hat nicht zuletzt das Massaker am Piazza Fontana 1969 in Mailand gezeigt.
Andi hat während seiner 21 Jahre andauernden Einsperrung in deutschen und italienischen Knästen immerzu auf seine eigene Art gekämpft und rebelliert, hat Protestaktionen organisiert und dem Staat immerzu die Zähne gezeigt. In dieser Zeit und in seiner Zeit auf freiem Fuß ist Andi unser Freund geworden. Seitdem er wieder in Italien inhaftiert ist, versuchen wir ihn und seine Freundin Jutta emotional, finanziell und sozial zu unterstützen.
Andis momentaner Zustand sieht alles andere als gut aus, deswegen wollen wir einerseits alle Freund*innen und Unterstützer*innen von Andi aufrufen (und auch sonst alle Feind*innen von Staat und Justiz) ihm Briefe, Postkarten, Bücher und Zeitschriften zu schicken, um ihm zu zeigen, dass er nicht vergessen ist und Informationen über seine Lage an unsere Ohren dringen. Andererseits wollen wir hier noch einmal klar und deutlich festhalten: Wenn Andi stirbt, war es der Staat, der ihn ermordet hat. Das soll keine rhetorische Floskel oder Metapher sein, sondern ist Tatsache. In den letzten vier Jahren wurde in unzähligen Dokumenten im Internet und auf Papier auf seinen tragischen gesundheitlichen Zustand hingewiesen und sowohl sein Anwalt als auch Untertsützer*innen haben den Staat etliche Male aufgefordert Andi medizinisch zu versorgen und seinen Krebs zu behandeln. Doch von der deutschen Botschaft bis zum obersten italienischen Gericht bis zum Anstaltsarzt hat niemand etwas unternommen. Die medizinische Versorgung wurde konsequent unterlassen. Manchmal haben Ärzte ein großes Tamtam gemacht, doch keiner von ihnen hat gehandelt. In den letzten Jahren wäre es kein größeres medizinisches Problem gewesen, Andis Krebs zu entfernen. Jetzt schon! Wir gehen davon aus, dass es die explizite mündliche Anweisung gab und gibt, Andreas sterben zu lassen… weil er er ist, wer er ist und aus seinen Ideen und seiner revolutionären Haltung nie einen Hehl gemacht hat.
Wenn Andi stirbt, war es der Staat, der ihn ermordet hat und wir werden wissen, gegen wen wir unsere Wut richten werden.
Schreibt Andi an folgende Adresse und schickt ihm Zeitungen oder Bücher:
Krebs Andreas
Sezione 3 Stanza 1
S.A.I.
Via Roma Verso Scampia 350
CAP 80144 (NA)
– ITALY –
Wenn ihr sein Buch „Der Taifun“ bestellen wollt, schreibt an:
andreaskrebs at riseup.net
Wenn ihr Andi finanziell beim Kauf von Lebensmiteln und Medikamenten unterstützen wollt, überweist eine Spende an:
Empfänger: Krebs
IBAN: DE 90 1005 0000 1067 1474 26
BIC: BELADE BEXXX
Verwendungszweck: Spende/Andreas Krebs