[FAZ] Bildet Banden! – Unsere Grundlagen

Übernommen von Kontrapolis

BELOW ENGLISH VERSION

Dies ist ein Text einiger Feministischer Autonomer Zellen (FAZ) zu unseren Grundlagen für ein gemeinsames Netzwerk, der in vielen langen Gesprächen entstanden ist. Wir veröffentlichen diese Grundlagen, um sie mit anderen zu teilen, Austausch darüber anzustoßen und zum Mitmachen zu begeistern. Wir schreiben aus unserer Perspektive – das heißt, für anders positionierte Leute mögen diese Grundlagen nicht komplett übertragbar sein. Wenn das so ist: Wir freuen uns über Eure Gedanken dazu! Dennoch wünschen wir uns, dass andere, die sich als FAZ organisieren, diese Prinzipien teilen – oder wenn nicht, sie diskutieren und mit uns darüber ins Gespräch kommen. Das Wissen um geteilte Grundlagen soll uns mehr Kraft, Rückhalt und Autonomie verschaffen.

Kampf dem Patriarchat
Als FAZ beruhen unsere Kämpfe auf queeren und feministischen Ideen: Kämpfe gegen patriarchale Unterdrückung sind für uns ein zentrales Ziel und Methode unserer Handlungen. Dabei versuchen wir intersektional zu denken und handeln, also beispielsweise das Zusammenwirken von Rassismus und Sexismus in den Blick zu nehmen. Denn wir sehen Unterdrückungsverhältnisse als miteinander verwoben an – einfache Lösungen werden dem nicht gerecht. Wir wollen versuchen, Aktionsgemacker und arrogantes Militanzgehabe zu überwinden. Die feministische Auseinandersetzung mit patriarchalen Verhältnissen gilt auch in der Gruppe, z.B. in Bezug auf unsere Arbeitsverteilung.

Gegen jede Autorität
Wir bekämpfen Herrschaftsverhältnisse allgemein und verstehen unsere Bemühungen intern sowie nach außen als antiautoritär und emanzipatorisch. Unsere Handlungen sollen immer darauf abzielen, Herrschaft anzugreifen und abzubauen. Sie sollen in dem Sinn herrschaftssensibel sein, als dass sie Institutionen der Macht angreifen, und solidarisch mit Marginalisierten sind. Wenn wir uns gegen konkrete Menschen und ihren Besitz richten, dann aufgrund ihrer Funktion – als Polizist*in, Sachbeamt*in, Nazikader etc. Wir wollen uns nicht in Zweikämpfen mit dem Staat verlieren, sondern den Blick aufs ganze System bewahren. Wir wollen keine (Einzel-)Held*innen oder Avantgarde sein. Wir wünschen uns, dass zumindest viele der FAZ-Aktionen nachmachbar sind. Unsere Arbeit soll insgesamt möglichst zugänglich und barrierearm sein, z.B. indem wir Texte einfach formulieren und wenn möglich in mehreren Sprachen verfügbar machen.

Nachhaltiges Handeln
Die Entscheidung, sich als FAZ zu organisieren, sollte eine bewusste individuelle und kollektive Entscheidung sein. Wir finden dabei erstrebenswert, dass die Zellen einen Rahmen für nachhaltige Organisierung bilden, in dem Menschen auf längere Zeit füreinander Verantwortung übernehmen, da sind und auch Selbstfürsorge ausreichend Platz findet. Wir begreifen alle Zellen als Zusammenhang – daher ist auch unser Ziel, von Aktionen, Texten usw. der Anderen mitzubekommen und uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Wir brauchen einen langen Atem, um zu erreichen, was wir wollen. Gleichzeitig finden wir wichtig, stetig Leistungszwänge zu reflektieren, uns nicht zu wichtig zu nehmen und Aktionen auch mal nicht zu machen, wenn uns Risiken zu hoch scheinen oder Zeit und Kraft fehlen.

Verantwortung für unser Handeln
Als militant agierende Gruppe finden wir unabdingbar, sorgfältig und verantwortungsvoll zu handeln und Militanz, ihre Voraussetzungen, Ziele und Effekte zu reflektieren. Wir sind überzeugt, dass Ziele nicht jedes Mittel rechtfertigen. Uns geht es darum, kritisch abzuwägen, welche Mittel in einer jeweiligen Situation richtig und sinnvoll sind. Wir lehnen die Gleichsetzung von Gewalt und Gegengewalt ab. Bei der Legitimität unserer Aktionen geht es nicht darum, ob eine Methode gewaltvoll ist oder nicht, sondern ob sie gegen Herrschaft gerichtet ist oder Unterdrückung aufrechterhält bzw. stärkt. Prinzipiell wollen wir keine unbeteiligten Menschen gefährden und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Vorsicht stets einplanen. Zudem wollen wir bei Aktionen nie absichtlich das Leben von Menschen gefährden.

Sicherheitskultur
Wir schützen uns und unsere Strukturen so gut wie möglich insbesondere vor den Repressionen von Staat, Konzernen etc., ohne dabei handlungsunfähig zu werden. Zum Beispiel führen wir, wenn möglich, nie alleine Aktionen durch, und reflektieren das Verhältnis von Rauschkultur und Aktion. Um einander durch Anonymität zu schützen, sollen alle denselben Gruppennamen nutzen – außer wenn ein triftiger Grund dagegen sprechen sollte. Als Kompliz*innen der Feministischen Autonomen Zellen wollen wir anonym sein und bleiben. Zu Sicherheitskultur findet ihr unten weiterführende Links.

Wir freuen uns über Kritik, Lob, Feedback und Diskussion zu diesen Grundlagen. Darüber hinaus fänden wir weitere Diskussionen zu unseren grundlegenden Ideen und Motivationen, Zukunftsideen und Utopien schön. So könnten wir die Gedanken in diesem Text weiter ausformulieren, weiterspinnen und ausprobieren.

Und zuletzt: Bildet Banden und organisiert Euch als Feministische Autonome Zellen!

Gruß und Kuss,
einige Feministische Autonome Zellen

Weiterführende Links zu Sicherheitskultur

– https://shop.gen-ethisches-netzwerk.de/broschuere/76-der-polizeiliche-zu…

– Aussageverweigerung: rote-hilfe.de

– Informationssicherheit für Aktivist*innen: abcdd.org

– Tails-Heft: capulcu.blackblogs.org


ENGLISH:[FAZ] Let‘s get organized – Our principles

This is a text based on many long conversations by some Feminist Autonous Cells (german: FAZ) on basic principles for our network. We decided to share them to allow public discussion and inspire others to form cells as well. The principles reflect our perspectives and may therefore not entirely fit for people in different positions. If so, we‘d be happy to learn more about that. However, it is our wish that all those who call themselves Feminist Autonomous Cells will share these ideas – and if not, that we get a chance to debate them. We hope for a shared set of principles to increase our power, resilience and autonomy.

Fight against patriarchy
As Feminist Autonomous Cells, our fights are based on queer and feminist ideas: fighting patriarchal oppression is central to our goals and methods. We understand systems of oppression as intersectional meaning we try to take the connections e.g. between sexism and racism into account. As the situation is complex, there are no easy solutions! We want to overcome action machoism and militant arrogance. Feminist approaches, to us, also mean to challenge patriarchal dynamics within the group, for example how work is distributed.

Against all authority
We generally oppose all forms of oppression and consider our struggles as anti-authoritarian and emancipatory. Our actions should always challenge and fight oppression. As well as being sensitive of power relations by aiming against authority acting in solidarity with marginalized people. Whenever our actions aim against individuals and their property, we target them in their function – as a cop, governement clerk, nazi agitator etc. We don‘t want to get lost in a private war against the state, but keep our eyes on the system as a whole. We don‘t want to be hero*ines or an avantgarde. We wish that at least many of our actions remain easy for others to do themselves. We generally want our work to be as accessible as possible, e.g. by using easy language and providing texts in different languages.

Sustaining ourselves
Joining a FAZ should be a conscious individual and collective decision. We find it desirable to organize in a cell for the long run, in which we take care of ourselves, look out and are accountable for one another. We consider all cells part of a common network. Therefore, we deem it important to pay attention to the actions, texts etc. by other cells and to reflect on them. We have a long road ahead to get to our goals. At the same time, we find it crucial to reflect on internalized performance pressure and not taking ourselves too serious – and e.g. cancel an action when it seems too risky, when we lack the time or strenght.

Acting responsibly
As a militant group, we find it crucial to act with care and responsibility, and to reflect upon militancy, its prerequisties, goals and effects. We are convinced that a target can‘t justify just any means. We want to critically assess which means are suitable and effective in a specific context. We oppose the view of systemic violence and counter-violence as equal. The legitimacy of our actions isn‘t based on their (non-)‘violence‘, but on whether they support or challenge oppression. We generally do not want to endanger bystanders and always take precautions and measures to ensure that. Additionally, our actions should never intentionally endanger the lives of people.

Security culture
We need to protect ourselves and our structures as well as possible, especially against state and company repression, without losing our ability to act. For example, we try to never go into action alone if possible, and see it as important to reflect on the combination of intoxication culture and actions. To protect ourselves and each other with anonymity, all cells should use the same group name, unless there are important reasons not to. As accomplices within the FAZ network, we are and try to remain anonymous. For more information on security culture, see the links below.

We would be glad to receive criticism, compliments, feedback and further thoughts on these principles. Additionally, we hope for a general debate around the FAZ groundwork ideas, motivations, and potential utopias. Thereby, we hope to elaborate, experiment and work on the ideas presented here.

Lastly: Get organized as Feminist Autonomous Cells!

Greetings and kisses,
some Feminist Autonomous Cells

More links on security culture

– https://shop.gen-ethisches-netzwerk.de/broschuere/76-der-polizeiliche-zu…

– Don‘t talk to cops: rote-hilfe.de

– An Activist’s Guide to Information Security: abcdd.org/en

– Tails brochure: capulcu.blackblogs.org, tails.boum.org