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Die Meinung bei Menschen, die sich (wissenschaftlich) mit dem Coronavirus beschäftigen ist sehr einheitlich: Die Ansteckungsgefahr ist draußen an der frischen Luft gering bis sehr gering.
Studien gehen von einem 20- bis 3500-mal geringeren Übertragungsfaktor als in Innenräumen aus. Also selbst verhalten geschätzt ist das Risiko im Vergleich zu drinnen bei einem Zwanzigstel bzw. 5% und das ohne Maske. FPP2-Masken schützen etwa zu 95%, also reduziert draußen sein allein das Risiko einer Infektion ähnlich stark wie das Tragen von Masken. Eine Kombination von Rausgehen und Masketragen wäre selbstverständlich noch sicherer.
Wissenschaftler*innen, die sich mit Aerosolen beschäftigen sagen, dass mit 1,5-2 Meter Abstand eine Infektion draußen fast unmöglich ist. Trotzdem gelten draußen die gleichen Beschränkungen wie in Innenräumen und teilweise noch stärkere Maßnahmen im Form von Ausgangssperren, Veranstaltungs- und Versammlungsverboten. In Hamburg wurde diesen Sommer beinahe eine Person von der Polizei durch Überfahren ermordet, nur weil sie draußen(!) keine Maske trug und eine Person umarmte. All das, während Menschen zur Schule gehen, in der Fabrikhalle schuften oder im Großraumbüro arbeiten. Wieso ist das so?
Die Kontrollen unter freiem Himmel: Aufstandsbekämpfung
https://kolektiva.media/videos/watch/4eab5621-f85b-4af8-b014-8fc6ff7d6a73
(Hinweis: Das Video ist kein Aufruf zu dargestellten Handlungen, aber auch keine Distanzierung, ihr müsst selbst entscheiden was ihr tut).
Um das zu verstehen, müssen wir zurück in die Geschichte schauen: Im Mittelalter, als die Menschen hauptsächlich in Dörfern und kleinen Städten lebten, wurde der öffentliche Raum kaum kontrolliert. Nachdem die Menschen durch Enteignungen (häufig gemeinschaftlicher Felder) in die Städte gezwungen wurden, wuchsen die Städte immer weiter, die Industrialisierung begann.
In den nun immer größer werden Städten drängten sich die Armen auf immer engeren Raum. Es kam zu Aufständen und die Herrschenden konnten die Lage immer schlechter kontrollieren. Außerdem betrieben viele Arbeiter*innen Handel auf der Straße und mussten so nicht in den gefährlichen Fabriken schuften. Die Eliten schufen die Polizei und immer mehr Gesetze und Verordnungen zur Kontrolle der Öffentlichkeit. Dies ist der Ursprung von dem was heute im Amtssprech Erhalt der „Öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ heißt. Auch heute haben Staat, Kapitalismus und deren Eliten Angst vor Aufständen:
Wenn Menschen draußen in größeren Gruppen unkontrolliert sind, könnten sie anfangen die Institutionen des Staates anzugreifen, sich den von den Reichen gestohlenen Besitz zurückzunehmen oder solidarische Formen von Leben und Wirtschaften zu verwirklichen. Um dies zu verhindern, patrouillierte die Polizei durch die Innenstädte, werden Menschen bestraft die Versammlungen nicht anmelden und gibt es Verbote von Vermummung, Schutzkleidung und Waffen bei Demonstrationen.
Die mit dem Schutz vor Infektionen begründeten Einschränkungen unserer Bewegungen und Gemeinschaft im Freien sind ein weiter Schritt dieser Kontrolle, bis hin zu einem Zustand in dem wir völlig wehrlos sind.
Unser Aufuf zur Pandemiebekämpfung: Das Leben auf die Straße verlagern
Um das Coronavirus zu bekämpfen und und gleichzeitig Widerstand gegen die staatliche Kontrolle der Öffentlichkeit zu leisten, rufen wir daher auf im Frühjahr und Sommer 2021 rauszugehen und das Leben unter den freien Himmel zu verlagern. Am besten mit etwas Abstand – wenn es zu eng wird seid kreativ: Es gibt in den Städten jeden Menge Orte, die umgenutzt werden können zu selbstorganisierten Treffpunkten. Wir denken da z.B. an Parkplätze oder auch andere kommerziell und staatliche genutzte Flächen. Habt den Mut auch Veranstaltungen und Versammlungen abzuhalten, wenn wir dabei aufeinander aufpassen und uns dezentral verteilen ist das sicher möglich. Masken schützen dabei auf jeden Fall gegen Repression und in engen Situation auch gegen das Virus.
Raus aus dieser Gesellschaft!
Langsam ist ist absolut realitätsfern, dass die Gesellschaft nach der Pandemie wieder „normal“ wird. Vor allem fordern alle, die zurück auch zu einer „neuen Normalität“ wollen, ein Zurück in einer Gesellschaft, die vorher schon scheiße und unvertretbar war.
Die wirtschaftlich und sozial katastrophale Situation weltweit aufgrund der staatlich-kapitalistischen „Lösungen“ für die Coronapandemie, sowie die sich durch die immer weiter verschärfenden Klimakatastrophe verschlimmernden Zustände werden auch die Menschen im von Deutschland beanspruchten Gebiet hart treffen. Spätestens wenn im europäischen Süden immer größere Aufständen ausbrechen, wird sich die deutsche Gesellschaft nicht mehr innerhalb ihrer Grenzen abkapseln können.
Wir können uns weiterhin in dieser Gesellschaft einsperren, Menschen im Stich lassen, immer mehr den Bezug zur Realität verlieren und durch unser Hinnehmen und Weitermachen Staat & Kapital helfen Andere zu unterdrücken. Oder wir beginnen mit ernsthafterem Widerstand.
Eine revolutionäre Perspektive ist hier vielleicht ein langer Weg, aber durch Selbstorganisation, direkte Aktion und Widerstand können wir so vielen Menschen helfen wie möglich und gleichzeitig dem deutschen Staat Ressourcen zur Unterstützung der Niederschlagung von revolutionären Bewegungen an anderen Orten nehmen. Fangen wir endlich an mehr direkt zu handeln!
Wir stellen uns an dieser Stelle gegen Spaltungsversuche in friedlich und militant. Wir möchten Teil einer Bewegung sein, die eine Vielzahl von Mitteln und Taktiken respektiert. Gemeinsam sagen wir Unterzeichner*innen dieses Aufrufs: Machen wir uns auf dem Weg in andere Gesellschaft(en). Wenn wir weiter den Weg dieser gehen, wird es nur schlimmer werden. Alle raus hier!
Unterzeichner_innen
1weltohnecops
Antifa393
Anarchistische Gruppe Lübeck
ASAN Berlin
ASJ Wien
Atopic – anarchistisches Kollektiv aus Berlin
Demo Ticker Berlin
Enough 14 Info-Kollektiv (Wuppertal)
Freie Arbeiter_innen Union Köln
SchwarzerPfeil – anarchistische Assoziation
Schwarze Ruhr-Uni (Bochum/Ruhrgebiet)
VioletRiot161
Falls ihr/du ebenfalls Unterzeichner*innen werden willst schreibe eine Mail an alleraushier(at)riseup.net