Am 19. Mai, werden die Staatsbüttel dem Anarchisten B., nach einer achtmonatigen Untersuchungshaft im Gefängnis von Nancy, den Prozess für die Brandstiftung an zwei Funkmasten während des Lockdowns machen. Auch wenn es wohl bekannt ist, dass Solidarität Angriff bedeutet, ist hier auf jeden Fall eine gute Gelegenheit diesen Gefährten nicht mit diesen Arschgesichtern im Talar alleine zu lassen, während man das Werk fortführt, dringend die alte Welt zu demolieren…
Salins-les-Bains (Jura), 10. April 2020. Während die Selbsteinsperrung so ziemlich überall auf der Welt in vollem Gange ist, erklimmt ein Anarchist die Hänge des Mont Poupet. Stark in seinen Ideen und in seiner Entschlossenheit lässt er zwei große Funkmasten, die die Wellen der Polizei, der Gendarmerie [Armeeeinheit, die polizeiliche Aufgaben übernimmt, Anm. d. Übs.] und der Mobilfunkanbieter aussenden, in Rauch aufgehen, ehe er in der Nacht verschwindet, so wie er gekommen war. Er ist übrigens nicht der einzige, denn mindestens 174 Antennen sind offiziell auf dem ganzen Territorium im letzten Jahr sabotiert worden, davon die Hälfte durch Brandstiftung. Und das, selbstredend, ohne die Sabotagen an Glasfaserkabeln oder Telefonzentralen mitzuzählen, noch die gegen die Kabel- und Elektronikzubehörzulieferer.
Dass ein von der Freiheit beseeltes Individuum unter den Sternen spazieren gegangen ist, um die digitalen Ketten zu sprengen, die die Home-Officer an ihre Ausbeuter binden oder die schlechten Schüler an die Schule fesseln, aber auch um den Fluss der technologischen Kontrolle zu unterbrechen, war für die Herrschaft bereits an sich inakzeptabel. Aber dass sich dieser Akt außerdem in einen diffusen und vielgestaltigen Kampf einschreibt… das war etwas, das die Krallen der Justiz und die der von der Herrschaft gebildete Ermittlungsgruppe namens Orakel zum Zittern brachte. Es war jene letztere, die also schnell die Ermittlungen übernahm, unterstützt von der Kriminalpolizei von Dijon und der Section de Recherche [Kriminalpolizei bei der Gendarmerie] von Besançon, besonders da außerdem eine frühere Brandstiftung am 27. März bereits den Container eines SFR-Mastes auf dem Mont Brégille in letztgenannter Stadt zerstört hatte.
Was man zumindest darüber sagen kann, ist, dass sie monatelang keinen Aufwand gescheut haben, nachdem sie am Fuß des abgebrannten Mastes eine DNA-Spur gefunden hatten, die sie B., einem Gefährten, der für seine subversiven Ideen wohlbekannt ist, zuordnen: Beschattungen und Observationen, durchgeführt von Mitgliedern des GIGN [Spezialeinheit der Gendarmerie zur Terrorismusbekämpfung, ähnlich der GSG9 in der BRD, Anm. d. Übs.], die extra aus der Hauptstadt anreisten, eine Kamera vor einer Wohnung, unter verschiedenen Fahrzeugen von Menschen, die ihm nahe stehen, angebrachte Peilsender, Anträge auf die Platzierung von Abhöreinrichtungen in einer Wohnung sowie auf einem Mäuerchen in einer öffentlichen Grünanlage, ein IMSI-Catcher [eine Art Fake-Mobilfunkzelle], um die Telefongespräche live mitabzuhören und gleichzeitig der Versuch herauszufinden, ob er andere Handys verwendete, gleichzeitige Hausdurchsuchungen in drei Wohnungen… und das alles für quasi nichts. Sie haben tatsächlich nicht nur mehrmals die Spur des tapferen anarchistischen Radfahrers im Zuge ihrer Ermittlungen verloren, sie waren nicht nur gezwungen das Verfahren bezüglich des Angriffs in Besançon gegen ihn einzustellen (das also wahrscheinlich gegen Unbekannt weiter geführt wird), sondern sie mussten den Tatsachen ins Auge sehen: B. hat die beiden Masten von Salins-les-Bains alleine zerstört, so wie er sich übrigens nach seiner Verhaftung am 22. September 2020 klar dazu bekannt hatte.
Nachdem sie ihn im Gefängnis von Nancy-Maxéville eingesperrt und ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eröffnet hatten, haben die Richterin und ihre Kollegen selbstredend ihre dreckige Arbeit fortgesetzt: Ablehnung des von B. gestellten Antrags auf Entlassung mit Fußfessel im Februar, Ablehnung jeglichen nicht-familiären Besuchs bis zur Beendigung des Ermittlungsverfahrens im März, Angebot der Staatsanwaltschaft seine Reue und Buße gegen eine Pseudo-Verringerung der Strafe in Form einer CRPC (comparution sur reconnaissance préalable de culpabilité) [alles einräumen, was den Prozess verkürzt und sich strafmildernd auswirkt, Anm. d. Übs.] zu kaufen – die der Gefährte ohne zu zögern ablehnte, um ihn letztendlich im April für den 19. Mai vor Gericht zu zitieren.
In dieser von elektronischen Leinen gefüllten Welt, wo die permanente Konnektivität die kapitalistische und staatliche Restrukturierung begleitet, kann der Blick der Feinde der Herrschaft nicht verfehlen sich auf die Infrastrukturen wie die Funkmasten und die Glasfaser-Schächte zu richten, von denen es so gut wie überall nur so wimmelt. So wie er sich auch von nah für die Zulieferer und Installateure von Kabeln, Masten und Netzen interessieren kann, wie die unterschiedlichen Axione (Bouygues), Axians (Vinci), Circet, Constructel, Dorsalys (Eiffage), Nexans, SNEF, Sogetrel oder Scopelec, von denen einige in den letzten Monaten feurige Besuche erhalten haben. Denn in Zeiten, in denen die Verwüstungen des technoindustriellen Systems auf diesem Planeten und in den Köpfen jeden Tag offensichtlicher werden, ist es das Mindeste, sich kompromisslos dagegen zu wehren. Zweifelsohne ist es das, was jene, die sich nicht mit der schönen neuen technologischen Welt abfinden, zu jeder Jahreszeit fortsetzen werden… allerdings sind manche Frühlingshimmel so klar, dass sie die Rauchzeichen bis hinter die engsten Gitter transportieren können.
Solidarität ist Angriff
Freiheit für alle!
Einige Anarchisten in Solidarität und Komplizenschaft
Indymedia Nantes, 16. April 2021