In dieser kritischen Analyse untersucht der Autor*die Autorin, wie sich Gefängnis- und Polizeiabschaffung mit Wahnsinn und Behinderung überschneiden, und ruft zu mehr Solidarität der Bewegung im Kampf gegen den racialen Kapitalismus auf.
Englische Originalveröffentlichung bei It’s Going Down, verfasst von „madresistance“
Im Jahr 2020 brach die Abschaffung der Polizei nach den Morden an George Floyd, Breonna Taylor, Tony McDade und anderen in den öffentlichen Diskurs ein. Nachdem einer von vier US-Gefängnisinsass:innen in einigen Einrichtungen positiv auf COVID-19 getestet wurde, haben Forderungen nach Abschaffung der Gefängnisse ebenfalls eine neue Bedeutung erlangt. Wir wollen diese Systeme der Gewalt abschaffen – aber was würde das für die Psychiatrie bedeuten?
Dieses Essay untersucht in zwei Teilen mögliche Antworten auf diese Frage. Im ersten Teil geht es um die Überschneidungen zwischen Abschaffung, Wahnsinn und Behinderung. Teil zwei wird sich auf die Möglichkeiten konzentrieren, wie wir für verrückte[1] und behinderte Gemeinschaften kämpfen können, während wir eine abolitionistische Zukunft schaffen.
ABCs der Abolition
Wenn wir nach Abschaffung rufen, dann weil wir glauben, dass eine andere Welt möglich ist. Eine Welt, in der Schwarze, Braune, trans* und arme Gemeinschaften nicht vom Staat hingerichtet oder in Käfigen gehalten werden. Als Abolitionist:innen lehnen wir die Vorstellung ab, dass die „öffentliche Sicherheit“ von staatlicher Überwachung und Masseninhaftierung abhängt. Wir fordern die Abschaffung, weil Gefängnisse und Polizei im Kern verrottet sind – das Problem sind nicht ein paar „schlechte Schafe“, sondern das gesamte System.
In einer Ära der racialen Abrechnung können wir die weiße Vorherrschaft der Vergangenheit nicht verurteilen, ohne ihre anhaltende Rolle in den heutigen Gefängnissen und des Policing anzuerkennen. Diese weiße Vorherrschaft ist offensichtlich im Louisiana State Penitentiary, auch bekannt als Angola, das vor seiner Umwandlung in ein Gefängnis als Plantage diente. Als größtes Hochsicherheitsgefängnis der Vereinigten Staaten unterhält Angola immer noch eine riesige „Farm“, auf der die Insass:innen gezwungen werden, Baumwolle und andere Feldfrüchte zu pflücken.
Weiße Vorherrschaft ist auch im Major Crimes Act verankert, der versucht, indigenen Völkern die Souveränität über ihre eigenen Gemeinschaften und ihr Land abzusprechen. Die Ursprünge des Policing sind untrennbar mit den Sklavenpatrouillen und dem Ku-Klux-Klan verbunden, und die heutigen Polizeischießereien sind eine Fortsetzung der Lynchpraktiken und des Genozids an indigenen Gemeinschaften.
Da Gefängnisse und Polizei in demselben racialen Kapitalismus verwurzelt sind, der die Sklaverei – und den Kolonialismus – hervorgebracht hat, setzen die heutigen Abolitionsbewegungen die Arbeit der Abolitionist:innen des 18. und 19. Jahrhunderts fort. Diese Revolutionär:innen fordern uns nicht nur auf, Gefängnisse und Policing zu beenden, sondern neue Wege des Zusammenlebens in der Gemeinschaft ohne staatliche Gewalt (wieder) zu entdecken. Critical Resistance, die von Angela Davis, Ruth Wilson Gilmore, Rose Braz und anderen gegründete Gruppe zur Abschaffung der Gefängnisse, beschreibt ihre Arbeit als einen vielschichtigen Prozess:
„Bei der Abschaffung geht es nicht nur darum, Gebäude voller Käfige loszuwerden. Es geht auch darum, die Gesellschaft, in der wir leben, rückgängig zu machen, denn der [Gefängnisindustriekomplex] nährt sich von Unterdrückung und Ungleichheiten und erhält sie aufrecht… Eine abolitionistische Vision bedeutet, dass wir heute Modelle aufbauen müssen, die repräsentieren können, wie wir in Zukunft leben wollen.“
Gefangenensolidarität und Praktiken wie transformative Gerechtigkeit sind ein klarer Teil der Abschaffung. Es ist jedoch weniger klar, wie wir eine abolitionistische Vision in behinderte Gemeinschaften oder in die gelebten Erfahrungen von Menschen mit Wahnsinn bringen. Die Leute sagen: „Die Polizei sollte nicht auf Notrufe reagieren, die keine Notrufe sind. ‚Psychisch kranke‘ Menschen sollten nicht für Bagatelldelikte ins Gefängnis kommen. Wir brauchen eine bessere psychische Gesundheit.“ Aber was bedeutet das eigentlich?
Diese Frage ist wichtig, weil verrückte und behinderte Gemeinschaften in überwältigender Weise von Inhaftierung und staatlicher Gewalt betroffen sind, besonders unter armen und wohnungslosen Gemeinschaften, trans und nicht-binären Individuen und Communities of Color. Um zu verstehen, was hier auf dem Spiel steht, können wir damit beginnen, zu untersuchen, wie sich der raciale Kapitalismus derzeit zu Wahnsinn und Behinderung verhält.
Wahnsinn im racialen Kapitalismus
Wenn eine Person als „verrückt“ wahrgenommen wird – das heißt, wenn eine Person als „instabil“, „aggressiv“ oder „in einer Krise“ angesehen wird – reagiert der Staat mit Gewalt. Nachdem die Polizei Elijah McClain auf den Straßen von Aurora, Colorado, angegriffen hatte, injizierten ihm Sanitäter:innen gewaltsam eine tödliche Dosis Ketamin. Die chemische Fixierung war gerechtfertigt, weil McClain, ein Schwarzer, Symptome eines „aufgeregten Deliriums“ zeigte. Mit anderen Worten: McClain wurde hingerichtet, weil er Musik hörte und tanzte, während er die Straße entlangging.
Diese mörderische Zusammenarbeit zwischen Sanitäter:innen und Polizei ist typisch für die Beziehung zwischen „psychischen Gesundheitsdienstleister:innen“, ihren (para)medizinischen Bevollmächtigten und dem Staat. Wenn sich der Staat jemandem nähert, der als „psychisch krank“ gilt, reagiert er mit den Mitteln der Inhaftierung, einschließlich Zwang, Einsperrung und Gewalt. Das liegt daran, dass das psychische Gesundheitssystem nach einer karzeralen Logik funktioniert. Psychiatrische Behandlungen und Zwangseinweisungen sind Formen der Inhaftierung, die selten ein Verbrechen oder eine Verurteilung erfordern. Wenn du gegen deine Inhaftierung protestierst, wird das als Widerstand gegen die Behandlung verstanden, und dieser Widerstand, den die Ärzt:innen Anogosonie nennen, ist ein Beweis für deine „Krankheit“. Für alle, die mit Psychiatrien und ihrer Rhetorik nicht vertraut sind, ist das Stück „And the Psych Ward Says“ der Dichterin Anita D ein kraftvolles Zeugnis dessen, was es bedeutet, unfreiwillig eingewiesen zu werden.
Zahlreiche soziale Bewegungen sind entstanden, um gegen die Unterdrückung durch die Psychiatrie zu kämpfen, mit militanten Gruppen, die sich historisch als Anti-Psychiatrie, Psychiatrie-Überlebende, Ex-Patient:innen und Menschenrechtsaktivist:innen bezeichnen. Diese Bewegungen kämpfen nicht nur gegen Zwangseinweisungen, sondern stellen die Narrative der psychiatrischen Behandlung selbst in Frage.
Wir hinterfragen, warum eine Gruppe wie die National Alliance on Mental Illness (NAMI) sich als „Graswurzel“-Gruppe bezeichnet, obwohl sie bis zu 75% ihrer Gelder von Pharmaunternehmen erhält. Wie Sera Davidow schreibt: „Wir müssen uns das vor Augen halten: NAMI ist eine Lobbyorganisation.“ Obwohl sie weniger bekannt sind, sind Lobbygruppen wie die Mental Health America (MHA) und die Depression and Bipolar Support Alliance (DBSA) ebenso mitschuldig an der Manipulation des öffentlichen Diskurses, um die Agenden der Unternehmen nachzuahmen.
Bücher wie Mad in America von Robert Whitaker und Psychiatry Under the Influence von Whitaker und Lisa Cosgrove enthüllen weiter, wie die bio-medizinische Natur von „Geisteskrankheit“ in Wirklichkeit eine kapitalistische Ideologie ist, die von der pharmazeutischen Industrie angetrieben wird und ihre Wurzeln in der Eugenik hat. Protest Psychosis von Jonathan Metzl hebt die racialisierte Untermauerung dieser Geschichten hervor, mit einem Fokus auf „Schizophrenie“ und ihrer sich verändernden Symptomatologie.
In den 1950er Jahren, schreibt Metzl, war die Diagnose ein Werkzeug des weißen Patriarchats, das vor allem an ungehorsame Hausfrauen vergeben wurde. Nach der Neuformulierung der Diagnosekriterien im Jahr 1968 wurde Schizophrenie zu einer „Krankheit“, die überproportional häufig bei Schwarzen Männern diagnostiziert wurde, was den Ärzt:innen ein Mittel an die Hand gab, Schwarze politische Dissident:innen zu pathologisieren und zu inhaftieren – indem sie wütende, staatsfeindliche Schwarze Männer als „paranoid“ und „wahnhaft“ abstempelten – während der Ära der Black Power.
Diese brutalen Geschichten werden in den Vereinigten Staaten marginalisiert, aber dank der Arbeit von Aktivist:innen wie Celia Brown und MindFreedom International, erkennt sogar der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen die Ungerechtigkeiten unserer Systeme an. „Psychische Gesundheitssysteme weltweit werden von einem reduktionistischen biomedizinischen Modell dominiert, das Medikalisierung nutzt, um Zwang als systemische Praxis zu rechtfertigen“, schrieb UN-Sonderberichterstatter Dainius Pūras in einem aktuellen Bericht. In ihrem Unvermögen, die Ursachen menschlichen Leids zu verstehen, machen psychische Gesundheitssysteme „verschiedene menschliche Reaktionen auf schädliche zugrunde liegende und soziale Determinanten (wie Ungleichheit, Diskriminierung und Gewalt) zu ‚Störungen‘, die behandelt werden müssen.“ Dies ist einer von vielen Gründen, warum die Zwangseinweisung in ein Krankenhaus die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordversuchs erhöht.
Wenn wir die Schrecken der psychischen Gesundheitsindustrie betrachten, sollten wir uns dieselben Fragen stellen, die wir auch den Gefängnissen und der Polizei stellen. Kann das System „reformiert“ werden, oder ist es durch und durch verrottet? Für viele von uns, die sich gegen psychiatrische Unterdrückung organisieren, ist die Antwort klar.
Diagnose, Behinderung und staatliche Gewalt
Als ein Werkzeug psychiatrischer Unterdrückung kann die Diagnose selbst als Vorläufer von Gewalt verstanden werden. Das heißt, eine Person mit „Schizophrenie“ zu etikettieren oder ihr Verhalten als „erregtes Delirium“ zu beschreiben, liefert die zukünftige oder unmittelbare Rechtfertigung für staatliche Gewalt. Aber das Fehlen einer Diagnose kann auch von Unterdrückungssystemen herrühren. Zum Beispiel hat Lydia X. Z. Brown die rassistischen Implikationen der Unterdiagnose von Lern- und Entwicklungsstörungen bei Jugendlichen of Color aufgezeigt.
Verrückte und behinderte Gemeinschaften haben oft unterschiedliche Vorstellungen von der Diagnose, die nicht leicht miteinander zu vereinbaren sind. Wenn wir uns vorstellen, wie eine abolitionistische Beziehung zu Diagnosen aussehen könnte, ist es wichtig, die Perspektiven derjenigen in den Mittelpunkt zu stellen, die am meisten von Diagnosen (oder deren Fehlen) betroffen sind, einschließlich Menschen, die Stimmen und Visionen erleben, trans und nicht-binäre Menschen, arme Menschen, die von Behindertenleistungen abhängig sind, Menschen mit kritischen Zugangsbedürfnissen und alle, die Erfahrungen mit Inhaftierung und Institutionalisierung gemacht haben, einschließlich BIPOC-Jugendliche, die ausgewählte Diagnosen in der School-to-Prison-Pipeline erhalten.
Wie jede Person, die als verrückt gilt, werden auch behinderte Menschen vom Staat gejagt, besonders in Gemeinschaften of Color, armen und transsexuellen Gemeinschaften. Verrückte und behinderte Gemeinschaften werden überproportional oft in Gefängnissen eingesperrt, und wie der Wissenschaftler Ben Liat-Moshe in Decarcerating Disability schreibt, schaffen diese Systeme tatsächlich Wahnsinn und Behinderung.
In ihrer Stellungnahme zur Polizeigewalt berichtet das Kollektiv für Behindertengerechtigkeit Sins Invalid, dass mehr als die Hälfte der von der Polizei ermordeten Menschen behindert sind, und dass die staatliche Gewalt in Gefängnissen und Haftanstalten weitergeht:
„Wir werden Zeug:innen des Horrors des tödlichen Würgegriffs, den das NYPD an Eric Garner, einem Schwarzen mit mehrfachen Behinderungen, ansetzte. Unsere Herzen brechen für Kayla Moore, eine dicke Schwarze schizophrene trans Frau, die von der Polizei in ihrem Haus in Berkeley erstickt wurde, nachdem ihre Freund:innen den Notruf gewählt hatten… Wir sind empört über den Tod in Haft von Sarah Lee Circle Bear, einer 24-jährigen Mutter von zwei Kindern aus Lakota, der medizinische Hilfe verweigert wurde… Wir gedenken Victoria Arellano, einer Latinx trans Frau, und Johana Medina, einer asylsuchenden Latinx trans Frau, die beide mit AIDS lebten und in ICE-Einrichtungen starben, weil ihnen die medizinische Versorgung verweigert wurde. Wir fühlen mit der Familie von Natasha McKenna, die schrie: „Ihr habt versprochen, mich nicht zu töten!“, kurz bevor sie von einem halben Dutzend Wärtern in einem Gefängnis in Virginia zu Tode getasert wurde. Wir stehen an der Seite von Lashonn White, einer gehörlosen queeren Schwarzen Frau, die auf die Polizei zulief, um sich in Sicherheit zu bringen, und stattdessen von der Polizei getasert und drei Tage lang ohne Zugang zu eine:m*r Dolmetscher:in inhaftiert wurde.“
Trotz der Überschneidungen zwischen Behinderung und anderen Kämpfen für Gerechtigkeit, konzentrieren sich viele Gefährt:innen immer noch auf enge, auf ein Thema bezogene Kämpfe. Dies wird von Organisator:innen der Behindertengerechtigkeit artikuliert, die anmerken, dass traditionelle Behindertenrechtsgemeinschaften oft Rassismus verewigen, während Organisator:innen der racialen Gerechtigkeit eine Analyse rund um Behinderung fehlt.
„Wenn eine Schwarze behinderte Person vom Staat getötet wird, berichten Medien und prominente Aktivist:innen für raciale Gerechtigkeit in der Regel, dass eine Schwarze Person von der Polizei getötet wurde“, schreibt Talila Lewis, ein Gründungsmitglied des Harriet Tubman Collective. „Zeitgleiche Berichte von Behindertenrechtsgemeinschaften über dieselbe Person“, so Lewis weiter, „betonen in der Regel, dass eine behinderte oder gehörlose Person von der Polizei getötet wurde – mit keinem Wort über Race, Ethnie oder indigenen Wurzeln dieser Person.“ Sogar Behindertenrechtsgemeinschaften operieren oft parallel zueinander, anstatt dass unsere Gemeinschaften zusammenarbeiten.
Solche Gemeinschaften haben auch weiße patriarchale Normen verstärkt, wie eine kürzliche Stellungnahme zu Transmisogynie in der Bewegung gezeigt hat. Dennoch ist es wichtig anzuerkennen, dass Intersektionalität in unseren Bewegungen nicht neu ist – zum Beispiel waren Gewerkschaften und die Black Panther Party kritische Verbündete während der Gebäudebesetzungen des 504 Sit-in 1977. Die derzeitige Vorherrschaft von weißer, cisgender Führung in verrückten und behinderten Gemeinschaften sollte als ein Ergebnis der laufenden Bewegungspolitik verstanden werden – denn Führer:innen werden erst „gewählt“, nachdem eine Menge anderer Menschen marginalisiert, ignoriert oder vergessen wurden. Vielleicht werden verrückte und behinderte Gemeinschaften durch eine abolitionistische Analyse unsere eigenen internen Systeme der Dominanz und Ausradierung klarer verstehen.
Bewegungssolidarität für zukünftige Welten
Wenn wir in unseren Kämpfen für Befreiung erfolgreich sein wollen, müssen wir bewegungsübergreifende Solidarität aufbauen. Die Entwicklung von starken Allianzen zwischen bestehenden Abolitionist:innen und verrückten und behinderten Gemeinschaften wird unseren Kern von Aktivist:innen an vorderster Front erheblich erweitern und unsere Basis von engagierten Unterstützenden weiterentwickeln.
Bewegungsübergreifende Solidarität ist nicht nur eine gute Organisationsstrategie, sie ist eine Notwendigkeit für das Überleben. Verrückte und behinderte Gemeinschaften werden von denselben Institutionen eingesperrt und ermordet, die Schwarze, trans und nicht-binäre, arme, indigene, Jugendliche of Color, Latinx-Gemeinschaften und alle anderen, die im racialen Kapitalismus als entbehrlich gelten, ins Visier nehmen. Polizei- und Gefängnisabolitionist:innen sollten mit verrückten und behinderten Gemeinschaften zusammenkommen, weil wir gemeinsame Feind:innen und miteinander verbundene Ziele haben.
Die Geschichte der Abolitionist:innen bietet wesentliche Einblicke in die sogenannte Natur des Fortschritts, wie er im racialen Kapitalismus stattfindet. Genauso wie das Sträflingsleasing-System in der Zeit nach dem Bürgerkrieg entstand, müssen die heutigen Abolitionist:innen wachsam gegenüber „Alternativen zur Inhaftierung“ bleiben, einschließlich Hausarrest, elektronischer Überwachung und gemeindegestützten „Behandlungs“-Programmen. Im heutigen Kampf gegen falsche Alternativen tragen die verrückten und behinderten Gemeinschaften eine tiefe Weisheit in sich – denn wir wissen, dass das derzeitige psychische Gesundheitssystem keine akzeptable „Alternative“ zur Masseninhaftierung oder staatlicher Gewalt ist. Wenn Abolitionist:innen einfach Gefängnisgitter durch Krankenhausmauern ersetzen – oder Sozialarbeiter:innen kugelsichere Westen geben und Sanitäter:innen mit tödlichen Dosen Ketamin bewaffnen – ändert das nichts.
Der Kampf erfordert schrittweise Veränderungen, denn Polizei, Gefängnisse und Psychiatrien werden nicht über Nacht verschwinden. Deshalb sprechen Gefängnisabschaffungsgegner:innen von „nicht-reformistischen Reformen“, die das Fundament unserer Revolution bilden. Aber wo und wie finden diese Veränderungen tatsächlich statt? Dies ist eine offene Frage, die einen Akt der Vorstellungskraft erfordert. Immerhin träumen wir neue Welten (zurück) in die Existenz.
Teil zwei dieses Essays wird die zukünftigen Welten erforschen, die verrückte und behinderte Gemeinschaften aufbauen, und die Möglichkeiten, wie wir gemeinsam an der Abschaffung arbeiten können.