Solidaritätserklärung mit dem multiethnischen revolutionären Kampf in Myanmar gegen die Militärdiktatur, ursprünglich veröffentlicht bei It’s Going Down.
„Wir, die vielen Menschen, die keine Position im Leben haben und überall diskriminiert werden und keine gleichen Rechte haben, verlieren nichts, wenn wir in den Kampf ziehen. Das meiste, was wir zu verlieren haben, ist das Leben in der Sklaverei, in das wir gegenwärtig gefallen sind. Uns, die wir die wahren Besitzenden der Welt sind, wird es gelingen, die ganze Welt zurückzuerobern“. – „The Ogre“ -Thakin Po Hla Gyi, burmesischer revolutionärer antiimperialistischer Ölfeldarbeiter, 1938
An die Revolutionär_innen von Myanmar,
Wir wünschen euch ein revolutionäres Thingyan und einen Ramadan der Befreiung für unsere muslimischen Gefährt_innen, die Seite an Seite mit ihren buddhistischen, christlichen und hinduistischen Nachbar_innen gekämpft haben und gestorben sind. Wir stehen in Solidarität mit der Volksrevolution, die gegen das faschistische Tatmadaw (Myanmar-Militär) Regime stattfindet. Wir sehen mit Ehrfurcht zu, wie das Niveau der Kreativität und des militanten Widerstands täglich zu wachsen scheint. Unsere Herzen brechen bei den Videos der Eltern und Geschwister, die über die blutgetränkten Körper ihrer gefallenen Familienmitglieder trauern, die von schwer bewaffneten Soldat_innen ermordet wurden. Wir wissen, dass die Tatmadaw zu viel, viel Schlimmerem fähig ist; wir wissen auch, dass ihr, die Revolutionär_innen, niemals aufhören werdet zu kämpfen, bis zum Ende der Welt!
Diese Revolution hat sich in der gesamten Gesellschaft Myanmars ausgebreitet; von einem massiven landesweiten Generalstreik bis hin zu kleinen Dörfern, die sich zusammenschließen, um sich gegenseitig mit Molotows, Schwertern, Steinschleudern und alten Jagdgewehren zu verteidigen; dem sicheren Tod ins Auge blickend mit dem Ruf nach Freiheit und dem Wissen, dass das Leben unter der faschistischen Herrschaft auch nur für einen Moment länger völlig unhaltbar ist. Ärzt_innen und Pflegekräfte riskieren ihr Leben, um Demonstrierende zu behandeln, während einige von ihnen inhaftiert wurden, weil sie sich weigerten, die Familien der Militärs zu behandeln. Gewöhnliche Menschen haben sich zusammengefunden, um autonome Nachbarschaftskomitees zu gründen, die gegenseitige Hilfe bei der Verteilung von Lebensmitteln und anderen Gütern organisieren. Mutige Kämpfer_innen haben versucht, Gefangene zu befreien, indem sie mit nichts als Messern und Schilden Angriffe gegen schwer bewaffnete Soldat_innen starteten. Revolutionäre Studentenkomitees haben ihre Solidarität mit den Rohingya und anderen ethnischen Minderheiten ausgedrückt, die Opfer von Terror und Genozid sowohl durch das Militär als auch durch das sogenannte demokratische Regime geworden sind. Die Jugendlichen, egal ob sie Kachin, Karen, Bamar, Rohingya, Chines_innen, Inder_innen, Chin, Shan oder eine der anderen über 100 ethnischen Minderheiten sind, greifen zu den Waffen, die sie haben und verteidigen sich gegenseitig bis zum Tod, wobei sie hoffentlich einige der verhassten Soldat_innen mitnehmen. Sie fordern auch ein Ende des Systems, das eine raciale Vorherrschaft der Bamar-Mehrheit fördert und aufrechterhält und zeigen, vielleicht zum ersten Mal, spürbare Solidarität über raciale und ethnische Grenzen hinweg und kämpfen gemeinsam für die Befreiung. Die Jugend hat in der Militärjunta einen gemeinsamen Feind ausgemacht.
„Anarchist_innen und Antifaschist_innen in Myanmar waren einige der Wenigen, die dem Anti-Rohingya-Hass trotzten und sich dem Genozid in Myanmar entgegenstellten, und sie sind da draußen und trotzen auch der Militärdiktatur. Frieden und Gerechtigkeit sind nur möglich, wenn alle Menschen frei sind.“
Wir freuen uns über die Nachrichten der Ethnischen Bewaffneten Organisationen (EAOs), die mit der Revolution gemeinsame Sache gemacht haben und den Revolutionär_innen, die vor der Repression fliehen, einen sicheren Unterschlupf bieten, sowie Angriffe auf die Tatmadaw in ihren Gebieten starten. Die Tatmadaw hat einen brutalen Krieg des Terrors und der ethnischen Säuberung gegen diese Minderheiten in Myanmar geführt, seit das Land seine Unabhängigkeit von Großbritannien erlangt hat. Die Revolutionär_innen fordern ein Ende des Bürgerkriegs gegen die ethnischen Minderheiten und für eine Zukunft der racialen, ethnischen und religiösen Gleichheit. Solidarität an alle EAOs, die Ihr Volk verteidigen, die Tatmadaw angreifen und den Vertriebenen und ehemaligen Soldat_innen einen sicheren Hafen bieten.
Wir grüßen die ehemaligen Polizist_innen und Soldat_innen, die ihre Posten aufgegeben haben und sich der Revolution angeschlossen haben. Nur durch die Ablehnung deines Postens und die Hingabe an die Revolution kannst du deine Menschlichkeit zurückgewinnen. Schließt euch der Revolution an! Richtet eure Waffen auf die Generäle!
Wir ehren die Hunderte von Azani (burmesisches Wort für Märtyrer_in), die für ihre Gefährt_innen, ihre Familie und für die Geburt einer neuen Welt starben, einer Welt ohne Faschist_innen und Militärherrschaft. Lass die Geister der 10.000 von der Tatmadaw im Aufstand von 1988 Ermordeten und der unzähligen Hunderttausenden, die in den Bergen und auf dem Land „gesäubert“ wurden, zusammenkommen, um den jugendlichen Kämpfer_innen auf den Straßen heute Kraft und Entschlossenheit zu geben, die diese Faschist_innen, diese Feind_innen des Volkes, endlich besiegen werden.
„Aufopferung, Zielstrebigkeit, Entschlossenheit, Wissen: das sind die Eigenschaften, die die Märtyrer_innen im politischen Denken Myanmars definieren. Sie tauchen im öffentlichen Diskurs immer wieder auf, wenn die jährlichen Ehrungen am Mausoleum der Märtyrer_innen stattfinden. Aung San hat sein Leben für die Nation geopfert – so der Gedanke – aber der Tod allein ist nicht genug. Ein_e Zuschauende_r, der_die von einer Bombe getötet wird, ist kein Azani; man muss bewusst den Zusammenfluss von Politik und Opfer suchen. Ein azani muss einen politischen Weg wählen, wohl wissend, dass er_sie damit alles riskiert. Ein azani ist auch jemand, der_die kühn und schnell „das Richtige vom Unrichtigen unterscheiden kann“, er_sie ist im Wesentlichen „eine Person, die weiß“.
-Aus dem Pali janiya, oder auf burmesisch, zaniya von Geoff Aung, 2021″
Zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen haben die faschistischen Generäle der Tatmadaw seit dem Putsch im Februar über 600 Demonstrierende getötet und Tausende inhaftiert und gefoltert. Sie haben wahllos die Dörfer und Häuser ethnischer Minderheitengruppen bombardiert und dabei viele getötet und Tausende zur Flucht gezwungen. Soldat_innen stürmen Häuser und schießen auf Familien, töten Babys und Großeltern. Es kann keinen Zweifel daran geben, dass es bei dieser Bewegung um Revolution oder Tod geht, um nichts weniger.
Fuck the Police von Minneapolis bis Mandalay!
Niemals Vergeben, niemals Vergessen!
Lang lebe der Generalstreik!
Tod der Tatmadaw!
Tod dem Faschismus von Appalachia bis Bago!
Lang leben die Dorfrevolutionär_innen!
Freiheit für alle Verhafteten und Gefangenen!
Alle Macht dem Volk!
Wir werden niemals aufhören, bis zum Ende der Welt!
Revolution oder Tod!
-einige Antifaschist_innen in den Bergen