den einkaufsstraßen beim sterben zusehen…

Verfasst von dublinstinkt, entnommen aus dem Archiv vom schwarzen Pfeil.

die großen handelsverbände jammern über den anstehenden lockdown, den verlust von hunderttausenden arbeitsplätzen, umsatzeinbußen, das weihnachtsgeschäft,…

…und in meinem kopf geht das kino an. ich werde hier keine analyse liefern, das können andere auch einfach besser. ich will in den köpfen zündeln. lust machen auf eine andere welt. eine welt, in der unsere innestädte vom konsumzwang befreite orte der begegnung werden und menschen einfach sein können. ich will dazu anregen darüber nachzudenken und davon zu träumen, was für wundervolle dinge entstehen könnten, wenn ihre „horrorvision“ wahr werden würde.

natürlich gäbe es ganze bevölkerungsgruppen, für die das aussterben des einzelhandels in der jetzigen form erstmal nachteile hätte. aber auch die jetzige form hat für ganze bevölkerungsgruppen nachteile – warum also sollte das jetzt erhaltenswert sein, statt an einer neuen zukunft zu bauen, die die chance bietet, die jetzt potentiell betroffenen mitzunehmen und sie nicht mit ihren nöten allein zu lassen?

aber das ist ein anderes thema, um das es mir hier nicht gehen soll…

viel leerstand in den innenstädten, bedeutet viel platz für anderes.
natürlich ist das schlecht für einzelhändler*innen, aber:

über das ausbluten der geschäftsstraßen wird seit locker 20 jahren rumgeheult.

wer sagt eigentlich, das die natürliche bestimmung der innenstädte shopping sein sollte?

sollte das wirklich wahr werden (woran ich erhebliche zweifel habe) bietet das unheimlich viel potential, die innenstädte zu orten der begegnung zu transformieren. darin kann ich kein problem erkennen, das macht hoffnung!

kommt zusammen leute, lernt euch kennen… *träller*

cafes, volxküchen (oder meinetwegen auch küfas), kunsträume, projekträume, wohnräume, soziale zentren, freie produktionsorte, selbsthilfewerkstätten, lernorte, umsonstläden, orte der umverteilung, orte der unabhängigen wissensvermittlung, bibliotheken, begegnungszentren, orte um innezuhalten, orte um auszuruhen, orte zum runterkommen, orte des selbstorganisierten konsums, gestaltungsräume, offene, freie kinos, unabhängige theater, orte der kunst, …

… unsere innenstädte könnten so unendlich viel mehr sein als shoppingmeilen.

ich hoffe dieses kleine angefangene sammlung macht euch lust darauf, den einkaufsstraßen beim sterben zuzusehen.

geht doch einfach mal raus, durch die straßen, und stellt euch mit n paar leuten vor eins dieser zukünftig leeren gebäude und denkt schonmal drüber nach, was ihr damit anstellen werdet…

merry crises!

..und seien wir ehrlich:

wenn die innenstädte wegen nem lockdown draufgehen, beweist das nur wie überflüssig sie in ihrer jetzigen form sind.

alle läden, die den bedarf sicherstellen sollen, bleiben ja offen.

wir werden andere, wertschätzende ansätze für produktion von hausrat und kleidung brauchen, aber das ist eh längst überfällig.

schade ist doch eigentlich nur, das discounter nicht gleich mit dichtgemacht werden

ich für meinen teil werde die bedauern, die in ihrem kleinen einzelhandel ihren lebensunterhalt sichergestellt haben.
aber kaufen konnte ich eh bei den wenigsten von ihnen…

aber wenn primark draufgeht, oder karstadt, oder breuninger, oder starbucks oder backwerk…

…werde ich freudentränen weinen!

danach dann mit den wirklich betroffenen, die wir nicht allein lassen dürfen. das ist wichtig.

und dann würden wir an etwas schrauben, was lebenswert für alle ist!

finde, das klingt nach nem plan.

… aber die arbeitsplätze1!!1!

ernsthaft?

lohnarbeit ist kein wert an sich!
den eigenen lebensunterhalt gewährleisten zu können schon. aber wer sagt denn, das das durch lohnarbeit geschehen muß?

nicht jede systemlüge ist es wert, einfach so gefressen zu werden.
nicht jedes dogma ist es wert, aufrechterhalten zu werden.

dieser versuch, alternativlosigkeit zu suggerieren – selbst von linken – ist armselig bis traurig.

und bitte nicht arbeit mit lohnarbeit zu verwechseln.

das eine kann sinn stiften, das andere raubt ihn.